2022 steht für Veränderung! Eindeutig. Oder sogar 2-Deutig…
„Wer ständig glücklich sein möchte, muss sich oft verändern“, wusste schon der olle Konfuzius. Wer in unsicheren Zeiten – und das wären die derzeitigen allemal! – dagegen lieber auf Beständigkeit setzt, wird dagegen eher verunsichert werden. Außer man hält sich an der Doppeldeutigkeit fest, dass ja bekanntlich nichts beständiger sei, als der Wandel selbst.
Doch Veränderung braucht oft eine Initialzündung oder schlicht Druck. Wie vor 50 Jahren am Bodensee. Heute wird ja eher gejammert, dass der See zu sauber sei (gibt’s sowas überhaupt, außer in der Werbung? „Nicht nur sauber, sondern rein?“). Doch damals stand den Bodenseeanrainern rundherum die Gülle bis zum Hals. An wirbeligen Stellen des Seerheins schäumte die Brühe braun auf; bis zum Grund konnte man an keiner Stelle an Ober- oder Untersee mehr sehen, und diese ganze gigantische Wassermenge war derart verschmutzt, dass die Pfütze umzukippen drohte.
Die Not war groß, der Druck stieg: So raufte man sich ufer- und länderübergreifend zusammen und vereinbarte eine internationale Zusammenarbeit, die zum Zweck hatte, Abwässer – weder private noch industrielle! – nicht mehr ungeklärt in den See zu leiten und den Bodensee wieder zu einem sauberen, natürlichen Gewässer zu machen. Das war die Geburtsstunde der IBK – Internationale Bodensee Konferenz. Aus der Kloake auferstanden zum Erfolgsmodell! Denn heute ist der Bodensee nicht nur eines der größten Binnengewässer Europas, sondern vor allem das sauberste. Trinkwasserqualität!
Darauf trinken wir einen, denn 2022 feiert die IBK Geburtstag. Am 14. Januar 1972 tagte die erste Bodenseekonferenz in Konstanz, an der über 100 Vertreter aus höchsten Kreisen der Politik der Anrainerstaaten und der Regionen sowie aus Wirtschaft und Kultur und nicht zuletzt Medienschaffende zusammenkamen, um gemeinsam gegen die Umweltkatastrophe vorzugehen. Zwischenzeitlich ging bekanntlich viel Wasser den Rhein hinab, und es wurden unzählige Programme, Initiativen und Projekte finanziert und umgesetzt, die zu einer deutlich verbesserten Infrastruktur rundherum und einem harmonischeren Miteinander führten. Bis heute.
So ist gerade im Dezember die neue S7 zwischen Romanshorn über Bregenz nach Lindau als erste Dreiländer-S-Bahn im Bodenseeraum gestartet; ein lang gehegter Mobilitätstraum, die rundumführende Bodensee-S-Bahn, ist damit teilverwirklicht. Es wundert dabei wohl niemanden, dass es vor allem am deutschen Ufer mächtig hakt: Der Elektrifizierung der Bahn fehlt es hier irgendwie an der nötigen Energie. Und wenn dann nächstes Jahr alle Außenminister der Anrainerstaaten hier am See zusammenkommen, um die IBK gebührend zu feiern, kann man nur hoffen, sie reisen nicht mit der Bahn an – zumindest mal nicht aus Deutschland.
Auch Corona ist ein großer Einschnitt, erzeugt maximalen Druck und beschleunigt bekanntlich Veränderungen, nicht zuletzt bei uns selbst.
Dass Gülle ein guter Wachstumsbeschleuniger ist und aus denkbar Schlechtem letztlich doch noch etwas Gutes erwächst, das haben wir am See häufig miterleben dürfen – nicht nur vor 50 Jahren. Bleiben wir also zuversichtlich. 2022 steht für Veränderungen. Go for it!