CH – Andwil | Andy Dellios hat über 300 Tauchgänge weltweit mit Haien erlebt, wobei er den Tieren aber lieber schnorchelnd begegnet und so schon Tausende Begegnungen hatte. Zusammen mit dem Zürcher Haiforscher Dr. Erich Ritter arbeitet er an verschiedensten, wissenschaftlichen Projekten. Die beiden gehen Jahr für Jahr zusammen auf Vortragstournee, um die Haie den Menschen näherzubringen. Zudem haben sie eine Organisation geschaffen, die jedem ermöglicht, sich selbst dieses faszinierenden Gebietes anzunehmen. Weiße Haie sind seine Lieblingstiere, Haie bezeichnet er mit Worten wie „süß“ und „wunderschön“. Ist Andy Dellios verrückt oder kennt er die Tiere nur besser als der gemeine Mensch?

Andy Dellios | Foto: Toni Danioth

akzent: Seit wann beschäftigst du dich mit Haien?

Andy Dellios: Meine Faszination für Haie begann bereits als kleiner Junge mit zehn Jahren, als ich erstmals einen toten Hai auf einem Fischmarkt in Griechenland gesehen und berührt habe. Ich habe bemerkt, dass er eine gespannte, schöne Haut hat, wenn man in Richtung vom Kopf zum Schwanz streicht; in die entgegengesetzte Richtung wird sie hingegen rau wie Schleifpapier. Damals hat es mich schon gepackt. Als dann der Film „Der Weiße Hai“ in die Kinos kam, war es um mich geschehen. Ein genialer Film, auch wenn er überhaupt nicht den Tatsachen entspricht. Ich wollte dann unbedingt mehr über diese faszinierenden Tiere herausfinden.

akzent: Wie kamst du mit dem in Zürich geborenen führenden Haiforscher Dr. Erich Ritter in Kontakt?

Andy Dellios: Ende der 1990er-Jahre habe ich Vorträge von ihm besucht und so erste Kontakte geknüpft. 2005 haben wir uns auf einem Interaktionskurs in Südafrika näher kennengelernt, wo wir mit Weißen Haien getaucht sind. Von da an waren wir weltweit gemeinsam tauchen und seit circa drei Jahren arbeiten wir eng zusammen. Mittlerweile führen wir auch erfolgreich die neue Organisation „SharkSchool-Teaching“ und ich bin sehr stolz darauf, mit ihm zusammenzuarbeiten. Er ist wirklich eine Koryphäe unter den Haiforschern und taucht seit 40 Jahren mit ihnen, um sie zu studieren und kennenzulernen. In seiner Forschung werden die Tiere nicht berührt, sondern genauestens beobachtet, und man tritt mit ihnen in Interaktion. Da kann es auch mal passieren, dass wir sie etwas in die Enge treiben, um herauszufinden, wann ein Tier sich überwindet, sich zu wehren – so eine Situation haben wir aber tatsächlich noch nie erlebt. Ich glaube, in den meisten Fällen sind die Tiere einfach neugierig und verwundert und gar nichts anderes. Wir versuchen gemeinsam, genau diesen Sachverhalt zu zeigen, dass es sich um wilde, jedoch per se nicht um gefährliche Tiere handelt, sondern dass wir es sind, die gefährliche Situationen erzeugen – und das ist ein riesiger Unterschied.

Weisshai-Dame Cosma, Gudalaupe 21.11.2017 (Foto Andy Dellios)

akzent: Habt ihr gemeinsam schon viele neue Erkenntnisse über Haie sammeln können?

Andy Dellios: Wir entdecken immer wieder neue Eigenschaften und Fähigkeiten. So zum Beispiel den gewollten Zahnverlust, den ich erstmals filmen konnte und zu dem wir ein wissenschaftliches Papier veröffentlicht haben. Es scheint, dass Haie willentlich Zähne abstoßen können. Sie scheinen dabei sowohl den Wasserdruck, der durch die Fortbewegung entsteht, als auch die Beweglichkeit des Gewebes, das den Sockel des Zahnes umfasst, zu nutzen. Aber was noch interessanter ist, ist die Frage, wie das Tier weiß, dass ein Zahn abgestoßen werden muss. Über solche Dinge und andere Forschungsergebnisse von uns informieren wir auch in unserer SharkSchool.

akzent: Was genau ist die SharkSchool und was möchtet ihr mit ihr bewirken?

Andy Dellios: Die SharkSchool basiert auf zwei Säulen: Zum einen ist da die Forschung, zum anderen möchten wir den Menschen die Sprache der Haie näherbringen. Wir wollen den Menschen die Angst vor den Tieren nehmen und zeigen, dass wir mit diesen Tieren nicht nur interagieren, sondern geradezu kommunizieren können. Haie sind hochgeniale Lebewesen, die von der Natur perfekt entwickelt wurden und eine extrem wichtige Stufe im Meer einnehmen: Haie regulieren die unterschiedlichsten Nahrungsketten, aber sie zerstören nicht (ähnlich übrigens dem Wolf, der jetzt wieder verstärkt in unserer Gegend auftritt). Diese Topräuber sind für das Überleben der Menschen elementar! Bedenkt man, dass Haie nach wie vor die häufigsten Raubtiere über 50 kg auf unserem Planeten darstellen, kann man ihre Wichtigkeit nur erahnen. Je optimierter Haie ihre Funktion wahrnehmen können, desto optimaler ist auch die Biodiversität!

Vor allem für Taucher ist es wichtig, das Verhalten der Haie richtig zu deuten. Was bedeutet es, wenn ein Hai mit einem geschlossenen Maul an einen Taucher heranschwimmt? Was möchte er sagen, wenn er die Flossen nach unten drückt? Genau darauf geben wir Antworten.

akzent: Oft heißt es, Surfer werden angegriffen, weil Haie sie mit ihren Beutetieren, den Robben, verwechseln würden. Was ist da dran?

Andy Dellios: Unter Experten ist schon lange bekannt, dass dies nicht zutrifft. Denn wie dumm wäre das Tier, das nach fünfzehn Millionen Jahren Co-Evolution seine Leibspeise nicht erkennt? Aber wissenschaftlich bewiesen hat dies erst mein Kollege Dr. Erich Ritter. Er hat eine Vielzahl von Surfunfällen mit Weißen Haien untersucht, die sich über eine Zeitspanne von fünfzig Jahren vor der Westküste Amerikas ereigneten. Dabei hat er sowohl die Bissintensität festgehalten als auch die Tiergröße aufgrund der Bissdimensionen berechnet. Um die Bissintensität zu quantifizieren, hat er eine 6-stufige Kategorisierung erstellt. Das Entscheidende war, dass diese Kategorisierung sowohl auf Wunden als auch auf Brettschäden angewendet werden konnte. Eine Notwendigkeit, bedenkt man, dass die kreierte Silhouette sowohl aus menschlichen wie auch materiellen Umrissen besteht. Die Resultate waren verblüffend. So konnte gezeigt werden, dass die meisten Weißen Haie, die in Unfälle involviert waren, eine Größe hatten, die viel zu klein war, um sich an Robben zu versuchen, etwas, das ja durch die Verwechslungstheorie impliziert wurde. Auch zeigte es sich, dass die Wunden und Materialschäden durchaus oberflächlich und gering waren, was bei einer Verwechslung nicht der Fall gewesen wäre, denn ein Weißer Hai beißt jeweils so stark zu, dass die Robbe nicht mehr in der Lage ist zu fliehen. In dieser Arbeit listete er noch weitere Punkte auf, die eine Verwechslung zwischen Robben und Surfern ausschließen. In den meisten Fällen entstanden die Unfälle, weil der Hai nicht wusste, was er vor sich hatte und deshalb vorsichtig reinbiss.

Karibischer Riffhai frontal, Bahamas (Foto Andy Dellios)

akzent: Wie sollte ich mich denn verhalten, wenn ich einem Hai begegne?

Andy Dellios: Am Wichtigsten ist: Ruhe bewahren und langsam in eine vertikale Position übergehen. Ist man im Flachen, stellt man sich einfach hin, ist man im tieferen Wasser versucht man, die Beine möglichst hängen zu lassen und sich nur mit den Armen an Ort zu halten. Man sollte auf keinen Fall mit den Beinen strampeln, denn Beine erzeugen Wasserdruck und dieses Erkennen von Wasserdruck kann bewirken, dass der Hai die Füße näher untersucht. In der Welt der Haie ist Wasserdruck mit Antrieb verbunden. Steht man nun auf dem Boden oder „hängt“ an der Oberfläche, dreht man sich langsam mit dem Hai (man dreht sich um die vertikale Körperachse), wobei die Person im tiefen Wasser hierzu die Arme verwendet, aber nicht die Beine. Durch diese Rotation behält man den Hai in den Augen.

akzent: Ich soll dem eventuellen Tod also ins Auge blicken?

Andy Dellios: Aber nein, der Hai wird dir nichts tun, wenn du dich so verhältst. Sollte er sich wirklich trauen, Körperkontakt zu suchen, wird es sich lediglich um ein Streifen handeln. Das Anschwimmen von Haien folgt genauen Regeln. Dr. Erich Ritter hat hierzu beispielsweise herausgefunden, dass Haie sich in den meisten Fällen von hinten einer Person nähern und dies nicht zufällig tun, sondern in der Lage sind, die menschliche Ausrichtung zu verstehen. Wir wissen nicht wie sie hierzu in der Lage sind, aber sie wissen, wo wir die Augen haben. Also: senkrechte Position, Beine ruhig halten, mit dem Hai drehen. Wenn das Tier vorbeischwimmt, dann kannst du etwas zurückgehen oder im tieferen Wasser mit den Armen zurückstoßen, aber sobald sich das Tier wieder in deine Richtung dreht, mit der Bewegung aufhören und dich wieder hinstellen. Wenn der Hai zu nahe kommt, könntest du ihn mit der Hand etwas wegdrücken, wobei der Oberkörper nicht nach vorne bewegt werden sollte. Also keinen unnötigen Wasserdruck kreieren. Ist das Tier etwas hartnäckiger, was selten der Fall ist, und man dem Tier etwas direkter zeigen muss, was Sache ist, dann muss man sich zum Tier hinbewegen. Beutetiere nähern sich Haien nicht. Und wenn das auch noch nichts nützt und das Tier wieder auf Körperkontakt kommt, berührt man es leicht an den Kiemen, oder wenn man es dort nicht berühren will, drückt man Wasser dorthin. Wann immer Haie einander töten wollen, gehen sie sich in die Kiemen. Der Hai weiß zwar nach wie vor nicht, was ein Mensch ist, aber er versteht das Signal. Diese ganze Abfolge nennen wir „Face-Guide-Push-Move“.

Weisser Hai Shredder, Isla Guadalupe, Mexiko Foto by Andy Dellios

akzent: Das hört sich vielleicht theoretisch machbar an … aber praktisch? Nun gut, ich vertraue dir einfach mal. Welche Haie können für den Menschen denn gefährlich sein?

Andy Dellios: Von den ca. 500 Hai-Arten die es gibt, haben etwa zehn die Größe, um uns potenziell gefährlich zu werden. Kleine Haie können zwar auch beißen, aber die Wunde ist dann nicht so schlimm. Zu jenen, die die Größe hätten, uns „gefährlich“ zu werden, gehören also Weißer Hai, Tigerhai, Bullenhai, großer Hammerhai, der Weißspitzen-Hochseehai (Longimanus) und ev. der Zitronenhai. Es hat aber nie ein Hai die Absicht, uns wehzutun, da Beißen eine andere Motivation hat, als uns zu schaden.

akzent: Welche Haie beeindrucken dich am meisten?

Andy Dellios: Eigentlich liebe ich alle Haie: karibische Riffhaie, Ammenhaie, Zitronenhaie, große Hammerhaie, Bullenhaie, Walhaie, Tigerhaie … aber ein Weißer Hai ist für mich das höchste aller Gefühle. Er ist etwas Besonderes.

Tigerhai-Lady Jenn, Tiger Beach, Bahamas (Foto Andy Dellios)

akzent: An welche Begegnung mit einem Hai erinnerst du dich am liebsten zurück?

Andy Dellios: Das intensivste Erlebnis hatte ich mit einem Zitronenhaiweibchen. Bei einem Nachttauchgang lagen wir unten im Sand und haben die Haie beobachtet, ich lag dabei vier Meter von den anderen Tauchern entfernt. Plötzlich näherte sich mir das Weibchen, legte sich neben mich, blickte mich für 15 Sekunden an und ließ sich von mir streicheln. In Sachen Interaktion war das das schönste Erlebnis.

Eine andere beeindruckende Begegnung hatte ich mit einem Tigerhai auf den Bahamas. Wir hatten Futterboxen ausgehängt, um die Haie anzulocken; ein vier Meter großes Weibchen kam dabei fünf Mal direkt auf mich zugeschwommen, obwohl die Futterbox fast zehn Meter entfernt war. So ein Verhalten kostet Haie wirklich Überwindung! Dabei fiel mir auf, dass sie durch eine Markierung an der Schwanzflosse behindert wurde und auch deswegen verletzt war. Nach mehreren Versuchen gelang es uns schließlich, diese Markierung zu entfernen, woraufhin sie erst übermütig begonnen hatte davonzuschwimmen, aber dann noch mal zurückgekehrt ist, wie als wollte sie sich bedanken. Das war sensationell!

Außerdem ist es für mich immer wieder eine Freude, wenn ich Haie benennen kann. Das macht man dann, wenn sich Haie jeweils an bestimmten Plätzen einfinden. Und da einige oft Jahr für Jahr dort auftauchen, werden sie benannt. Den ersten Hai, den ich an einem solchen Ort vor Mexiko entdeckt hatte, nannte ich Lamini (die Anfangssilben meiner Nichten und meines Neffen). Einen von mir benannten Weißen Hai, die Cosma, habe ich sogar bei einem Tauchgang ein Jahr später direkt wieder getroffen. Das hat mich sehr gefreut.

Karibischer Riffhai (Foto Andy Dellios)

akzent: Wie hältst du die Tiere denn auseinander?

Andy Dellios: Weiße Haie haben eine deutliche Farbabgrenzung an der Flanke: Unten sind sie weiß, oben sind sie gräulich-bräunlich, und dann eben einen Bereich, wo sich die beiden Farben treffen. Entlang dieser Linie gibt es die verschiedensten Muster, dasselbe sehen wir auch an den Kiemen, was wir dann Kiemenprint nennen. Cosma hat zum Beispiel so etwas wie ein „A“, also ein umgekehrtes „V“ mit einem Punkt darin, entlang dieser Linie. Zudem sind Rückenflossen immer einmalig. Aber dann gibt es natürlich immer die leicht sichtbaren Narben, fehlende Flossenränder etc. So wurden bereits weit über 250 Weiße Haie vor Guadalupe definiert, die auf einer ID-Datenbank festgehalten sind.

akzent: 250 Weiße Haie!? Dann weiß ich, wo ich nicht ins Wasser gehen werde …

Andy Dellios: Das sind tatsächlich leider nicht so viele. Die Population hat insgesamt stark abgenommen. Wir befürchten sogar, dass es nicht mehr genügend Weiße Haie gibt, um noch genügend Nachkommen zeugen zu  können, das heißt, dass Weiße Haie heute bereits biologisch ausgestorben sind oder zumindest stark bedroht.

akzent: Das heißt, er wird bald aussterben? Woran liegt das?

Andy Dellios: Bisher dachte man, dass Weiße Haie mit 15 Jahren geschlechtsreif sind. Neuste Thesen gehen aber eher von 25 bis 30 Jahren aus. Das bedeutet, der Hai muss mindestens 25 Jahre lang Netzen und Fangleinen entgehen. Der größte Feind ist also der Mensch.

Tiger-Ladies, Tiger Beach, Bahamas (Foto Andy Dellios)

akzent: Aber stehen Weiße Haie nicht unter Artenschutz?

Andy Dellios: Auf dem Papier ist der Weiße Hai geschützt. So findet man die Art auf der Appendixliste II bei CITES. Auch gibt es vor Südafrika, Guadalupe und Südaustralien Schutzzonen. Doch leider reicht das nicht. Einerseits werden sie nach wie vor von Sportfischern illegal gefangen, andererseits gehen sie auch in die Netze von Fischern oder an die Haken der Leinenfischerei. In Westaustralien hat neulich sogar die Regierung erlaubt, dass wieder Weiße Haie gefangen werden dürfen, da einige Unfälle geschehen sind, die man dieser Art anlastete. Man sollte versuchen, sie zu verstehen, aber nicht töten. Dies versucht man in Südafrika, wo sogenannte Shark-Spotter Warnungen ausrufen, sollte ein Weißer auftauchen und man dann die Strände so lange schließt, bis das Tier weitergeschwommen ist.

Aber nicht nur das Verschwinden des Weißen Hais ist ein Problem. Pro Jahr werden etwa 100 Millionen Haie getötet. Viele Haie werden „gefinnt“, da die Flossen in China ein Statussymbol darstellen und auch als Potenzmittel gehandelt werden. Der meist noch lebende Hai wird nach dem Abschneiden der Flossen wieder ins Meer zurückgeworfen, wo er elendig erstickt. Das ist beschämend und grauenhaft. Ich glaube zudem, dass Haie die wichtigsten Tiere auf unserem Planeten sind, denn sie leben nicht nur rund um den ganzen Planeten, sondern sind, wie angedeutet, die häufigsten Raubtiere auf unserem Planeten, die schwerer als 50 kg sind. Als Topräuber kontrollieren sie die anderen Räuber. Schaut man auf gewisse Fangstatistiken, so zeigt sich, dass die Bestände oft bis zu 97% zurückgegangen sind, was bedeutet, dass nun drei Haie den Job machen müssen, den vorher 300 tun konnten. Hinzu kommt auch, dass die niedrigste Stufe der Nahrungsketten die Algen sind, welche nicht nur den größten Teil unseres Sauerstoffs produzieren, sondern auch das meiste CO2 wieder abbauen. Gerät nun eine Nahrungskette aus den Fugen, weil Haie eben nicht mehr ihre Arbeit verrichten können, dann muss damit gerechnet werden, dass auch die Algen beeinflusst werden. Wir Menschen tun aber alles dafür, dass die Ozeane kaputt gehen:

Stirbt der Hai, stirbt das Meer. Stirbt das Meer, sterben wir. Das ist eine Katastrophe!

Andy and Tiger, Tiger Beach, Bahamas (Foto Peter Metzner)

akzent: Anscheinend sind auch Markierungen Schuld daran, dass Haie sterben. Müssen sie also auch im Namen der Wissenschaft sterben?

Andy Dellios: Es gibt mehrere Varianten von Markierungen. Man muss zwischen kleinen Tags – die sind ca. 10 cm groß und werden auf den Rücken gestochen – und denen, die fast so groß wie Kühlschränke sind, unterscheiden. Ich übertreibe natürlich betreffend dieser Größenangabe (lacht). Letztere werden an den Rückenflossen befestigt und das geschieht nicht selten, indem man ihnen Löcher die die Flossen bohrt und das Gerät dann mit Flügelschrauben festmacht. Diese Markierungen behindern den Hai natürlich sehr stark und können auch die Rückenflossen zerfetzen. Auch die sogenannten Spaghetti-Tags haben leider einen negativen Effekt: Algen bleiben daran hängen und die Beutetiere erkennen dies relativ schnell. Es kommt immer darauf an, wer markiert und eben wie man es tut. In einigen Fällen konnte die Wissenschaft aus solchen Markierungen Nutzen ziehen. So haben Forscher zum Beispiel herausgefunden, dass es zwischen Kalifornien und Hawaii ein sogenanntes „White Shark Café (SOFA)“ gibt – einen Spot Mitten im Pazifik, wo sich Weiße Haie treffen. Diese Erkenntnisse können dazu beitragen, dass Schutzgebiete kreiert werden. Doch ist es das eine zu wissen, wohin Haie schwimmen, ein anderes ist es, dann auch Gesetze durchzuboxen, die aus diesen Untersuchungen einen Nutzen ziehen. In den meisten Fällen ist dies nämlich nicht der Fall. Was immer man mit den Resultaten tut, Markierungen sollten die Haie jedenfalls nicht in ihrer Lebensweise beeinträchtigen und das ist äußerst schwierig. Denn die Sender geben ja auch Elektrotöne ab, die wahrscheinlich von den Beutetieren gehört werden. Also verliert der Hai sein Überraschungsmoment. Es gibt aber auch andere Tags, die abfallen oder nur ein Signal geben, wenn ein Hai vorbeischwimmt … Wir von der SharkSchool taggen jedenfalls nicht.

akzent: Warum sterben Weiße Haie in Gefangenschaft?

Andy Dellios: Weil sie das Fressen verweigern. Warum das so ist, wissen wir aber noch nicht.

akzent: Also gibt es noch viel Unerforschtes hinsichtlich dieser Tiere?

Andy Dellios: Allerdings! Wir wissen zum Beispiel auch nicht, wo die Weißen Haie ihren Nachwuchs gebären. Wir vermuten zwar, dass einige Orte eigentliche Kinderstuben darstellen, aber sicher ist das noch nicht … Aber auch sonst gibt es noch sehr viel herauszufinden, und uns wird die Arbeit entsprechend in den kommenden Jahren nicht ausgehen.

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