Die „Umsonst und draußen“-Konzerte im Allensbacher Seegarten gehören zum Schönsten, was man am Untersee kulturell erleben kann, vor allem wenn während des Konzerts noch die Sonne untergeht. Diese Sonnenuntergänge sind gelegentlich nicht nur durch Wolken getrübt, sondern auch durch Gewitter und Sommerregen, was einem dann schöne Bilder von im Regen tanzenden Leuten beschert – im Juli 2018 konnte ich ein Konzert erleben, bei dem sogar mal alle unter das Bühnendach kommen durften, die irgendwie drunter gepasst haben.

Nachdem das bescheidene Provisorium nicht mehr genügte, wurde nach einem Architekturwettbewerb durch das Konstanzer Architekturbüro Schaudt 2019/2020 eine neue Seegartenbühne gebaut, die Allensbach in eine höhere Liga befördert hat. Wer die alte Bühne noch kennt, wird den Platz kaum wiedererkennen: Die Bühne ist jetzt ganz am westlichen Rand, damit vor ihr mehr Platz für die Zuschauer ist. Das Dach ist fast doppelt so hoch, damit die Höhe auch für akrobatische Auftritte reicht. Und die Fläche der 18 Meter breiten Bühne ist so groß, dass nicht nur die Dagmar Egger Band genug Platz hat, sondern auch das ganze Landesjugendorchester. Bei Theateraufführungen können Schauspieler jetzt auch hinter den seitlichen Vorhängen auf ihren Einsatz warten – wie in einer größeren Stadthalle.

Bei den ersten Konzerten, die wieder unter „normalen Bedingungen“ stattfinden konnten, waren die Musiker ebenso begeistert wie das Publikum. Und wenn jetzt ein Konzert von einem Sommerregen überrascht wird, passt auch fast das gesamte Publikum unter das Dach.

Im Oktober hat die Bühne auch noch einen Architekturpreis bekommen – nicht für Beispielhaftes Bauen, wie die bekannte Auszeichnung der Architektenkammer Baden-Württemberg heißt, sondern den „Badischen Architekturpreis“. Diesen hat vor einigen Jahren der international erfolgreiche Architekt Jürgen Grossmann erfunden und gestiftet, und weil er aus Karlsruhe stammt, bei Kehl lebt und seiner mittelbadischen Heimat sehr verbunden ist, lässt er mit dem Preis Bauten aus dem historischen Land Baden auszeichnen.
Über den Preis, der – nach dem Verzinkerpreis des Industrieverbands Feuerverzinken – für das Objekt der erste Publikumspreis ist, freut sie Allensbach ebenso wie über die Bühne selbst. Die Frage, wo am See die schönsten Sonnenuntergänge sind, bleibt weiterhin offen, aber Allensbach hat auf jeden Fall die schönsten Konzert-Sonnenuntergänge.

Kultur- und Tourismusbüro Allensbach, www.allensbach.de
Schaudt Architekten, Konstanz, www.schaudt-architekten.de
Badischer Architekturpreis, www.badap.de

Text: Patrick Brauns
Beitragsbild: (c) Kulturbüro Allensbach