getestet von Ulrich Schweizer
Die Auberge Harlekin der Familie Graf ist eine kulinarisch-kulturelle Institution im südlichen Hegau. Als Galerie, Lokal für Livemusik und Weinstube in der Nachbarschaft der Randegger „Ottilienquelle“ bestens etabliert, kann der Familienbetrieb in dritter Generation demnächst seinen 50. Geburtstag feiern.
1973 begann der junge Karl Graf das Bauernhaus seines Großvaters um- und auszubauen und lud alsbald Jazzbands zu Konzerten in seine Gaststube ein, die damals gut zwei Dutzend Gäste fasste. Grafs Gästebuch ist eine wahre Fundgrube, ein Who is Who der Dixie- und Swing-Szene. Mit den Jahren wurde „Karl der Große“ von der Presse zum „Saucenkönig von Randegg“ ernannt. Heute steht er mit seinem Enkel Thorsten am Herd und hält gleichzeitig regen Kontakt zu seinen Gästen. Bei unserem Besuch gönnen wir uns im lauschigen Vorgarten unter der großen Glyzinie zunächst ein Glas Secco von Lorenz und Corina Keller in Erzingen und ein Glas Crémant d’Alsace von Familie Muré in Rouffach – beide großzügig eingeschenkt von Melanie. Dazu zweierlei Brot, Griebenschmalz, Kräutercreme, grüne und schwarze Oliven; bald kommen auch fünf Tapas-Garnelen (in Olivenöl scharf angebraten und saftig) und ein Gazpacho (schön kühl) auf den Tisch. Dann setzt der angekündigte Regen ein und wir verziehen uns in die Gaststube, wo sechs verschiedene Hängelampen von Fin de siècle bis Art Déco den Charme einer französischen Auberge ausstrahlen. Für Freunde vegetarischer Kost gäbe es Gemüseteller von der Reichenau oder frische Pfifferlinge, für Fleischtiger das Kontrastprogramm: Lammkarree oder Châteaubriand. Wir wählen Filets von Lachs und Dorade und ein mächtiges Kalbskotelett an Morchelrahmsauce; als Begleiter haben wir auf der überwältigend vielseitigen Weinkarte den Sancerre Comte LaFond 2018 von Ladoucette entdeckt (Stachelbeeren und Feuerstein – fein, lang, elegant), den wir heute dem Königsegger Walderbräu und den Meckatzer Bieren vorziehen. Zum Dessert darf es Witzigmanns Zitronencreme sein (ein Rezept aus dessen „Aubergine“) – und das köstliche regionale Sülibirre-Sorbet mit einem Schuss Williams. PS: In der zugehörigen „Alten Schreinerei“ gegenüber laden sechs individuelle Hotelzimmer zum Übernachten, falls man der bunten Vielfalt der Weine und Schnäpse zu tüchtig zugesprochen haben sollte…
Fazit: Hier kocht der Chef. Feine badische Küche mit französischem Akzent und eine Weinkarte, die jeden fündig werden lässt.