Als der Bodensee-Radweg vor 40 Jahren aus der Taufe gehoben wurde, war noch keinem bewusst, dass dieser Rundweg mal eine der belieb- und belebtesten Radtouren Europas werden sollte. Denn das ist er heute – eine Sehnsuchtsrunde, gleichermaßen für Touristen wie Einheimische.

Die Bodenseeregion rangiert in den Top-Ten der europäischen Radregionen auf den vorderen Plätzen. Über 800.000 Radfahrende umrunden den Bodensee jährlich. Das kommt nicht von ungefähr: Der Bodensee-Radweg blickt auf eine langjährige Geschichte zurück, während der einige Hürden zu nehmen waren.

Radweg für alle
Schon vor weit über hundert Jahren luden Radsportvereine der Bodenseeregion dazu ein, den Bodensee mit dem Fahrrad zu umrunden. Dies war jedoch aufgrund ungeeigneter Radwegeinfrastruktur gar nicht so einfach, und so drang der Wunsch einer einheitlichen Wegführung nach und nach immer tiefer.

Alles begann mit Wilfried Franke, der 1983 nach Abschluss seines Geografie-Studiums beim Landratsamt Bodensee angestellt worden war. Als umweltbewusster Mensch engagierte er sich für die Entwicklung eines grenzüberschreitenden Radverkehrs in der Region. Noch im selben Jahr nahm die Internationale Bodenseekonferenz (IBK) seine Initiative auf und erteilte der Verkehrskommission den Auftrag, eine geeignete Routenführung fürdie Seeumrundung per Rad zu erstellen. Die Aufgabe: „Geeignete Radwegstrecken für Freizeitfahrer sollen am See oder in Aussichtslage vorgesehen, über Grenzen abgestimmt und nach und nach verwirklicht werden, damit ein attraktiver und auf andere Interessen (Fußgänger, Naturschutz usw.) Rücksicht nehmender Radrundweg entsteht.“

Drei Staaten – ein Radweg
Gesagt, getan. In der Umsetzungsphase mussten viele Hürden überwunden werden, gab es in jedem Anrainerland doch unterschiedliche Standards und Vorschriften. Alle mussten an einen Tisch gebracht werden, und man etablierte nach fünf Jahren Arbeit eine gemeinsame Kennzeichnung sowie eine Radwegkarte.

Das einheitliche Symbol eines stilisierten Radfahrers mit seeblauem Hinterrad wies nun den Weg rund um den Bodensee. Etwa 200 Kilometer maß damals der neue, einheitlich beschilderte und über die Staatsgrenzen hinweg durchgängig befahrbare Bodensee-Radweg, der zu der Zeit noch „Seeradweg“ hieß. In den folgenden Jahren wurden weitere Teilabschnitte des Bodensee-Radwegs ausgebaut und verbessert, Straßenquerungen errichtet, Brücken gebaut, Engstellen beseitigt und die Routenführung um den ganzen See erweitert.

Sieben Jahre später umfasste die Route rund um den Ober-, Unter- und Überlinger See schon knapp 300 Kilometer. Hinzu kamen Schleifen, beispielsweise zum Rheinfall bei Schaffhausen oder ins vorarlbergisch-schweizerische Rheintal, die das Umland mit einbezogen. Auch das Schiff spielt seitdem eine zentrale Rolle, führte die Zusammenarbeit mit den Schifffahrtsunternehmen doch erst dazu, dass die Umrundung als Freizeit-Erlebnis wahrgenommen und für jedermann machbar wurde.

Rund 2.000 Radfahrer am Tag waren damals auf dem Bodensee-Radweg unterwegs. In den folgenden Jahren entwickelte der Bodensee sich mehr und mehr zu einer der beliebtesten Radregionen Europas. Heute reisen jährlich Hunderttausende Gäste an, um die Naturschönheit der Region auf dem Bodensee-Radweg zu genießen.

Lohnende Abstecher
Kenner und Liebhaber der Vierländerregion wissen aber auch, dass die Bodenseeregion noch weit mehr zu bieten hat als die Hauptroute um den See. Mittlerweile gibt es zusätzlich Dutzende bestens ausgeschilderte, wunderschöne Routen im nahen Umland des Sees. Routen, die weit mehr sind als nur Abstecher vom Bodensee-Radweg, sondern Touren mit ganz eigenem Charakter. Routen, auf denen man die vielfältigen Eigenarten der Regionen rund um den See, landschaftlich, kulturell, architektonisch oder sprachlich, noch intensiver kennenlernen kann. Durch die Kombination von Bodensee-Radweg und den Schleifen ins Umland wird aus dem „Erlebnis Bodensee“ ein „Erlebnis Bodensee XXL“.

Ausgezeichnet
Der große Erfolg des Bodensee-Radwegs veranlasste die beteiligten Tourismusverbände, eine Zertifizierung des Bodensee-Radwegs nach den Standards des Allgemeinen Deutschend Fahrradclubs (ADFC) anzustreben. Im Juni 2015 lag der Abschlussbericht des ADFC vor: Der Bodensee-Radweg konnte mit vier Sternen zertifiziert werden und hat diese Auszeichnung bis heute bewahrt. Im Jahr 2016 wurde die Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Bodensee-Radweg gegründet, die fortan für die Zertifizierung und die Aufrechterhaltung der Infrastruktur zuständig war. Die ARGE Bodensee-Radweg ist erster Ansprechpartner bei Fragen rund um das Fahren auf der länderübergreifenden Radtour.

www.bodensee-radweg.de

Topografie
Der Bodensee ist mit einer Uferlänge von rund 270 km der drittgrößte See Mitteleuropas. Der größte Teil davon mit rund 170 km entfällt auf Deutschland, rund ein Viertel auf die Schweiz und ca. zehn Prozent auf Österreich. Fast überall folgt der Bodensee-Radweg der Uferlinie. Rund um den Obersee verläuft der Bodensee-Radweg weitgehend flach und ist auch für Kinder gut geeignet. Entlang des Untersees gibt es die ein oder andere kurze Steigung. Doch die sind gut zu meistern. Folgt man der Hauptroute des Bodensee-Radwegs um den Überlinger See – von Konstanz über Radolfzell nach Überlingen, so verläuft die Route praktisch eben. Lediglich die Strecke über den Bodanrück via Wallhausen, Liggeringen und Bodman ist anspruchsvoller. Für sportlich Radelnde bietet der kurvenreiche Schienerberg auf der Halbinsel Höri spannende Herausforderungen.

Das Magazin bietet einen Überblick über die Etappen, Ausflugsziele und Orte entlang des Weges sowie Abstecher, die man nicht verpassen sollten. Auch praktische Tipps wie E-Bike-Ladestationen oder Empfehlungen zu Genuss & Poesie entlang der Strecke. Zu bestellen unter labhard-shop.de oder unter bestellung@labhard.de, 3 €/3 CHF (zzgl. Versandkosten)

Beitragsbild: Gemeinsame Erlebnisse im Sattel werden zu wunderschönen Erinnerungen. | (c) REGIO, Kuhnle + Knödler