Im August ist der Hochsommer eigentlich vorbei, aber in Süddeutschland und vor allem in den südlichen Ländern ist er der klassische Ferienmonat, die Wochen der Erholung und der Siesta. Damit sich auch die Wanderer und Spaziergänger besser erholen können, werden immer mehr Bänke in die Landschaft gestellt, auf denen man auch liegen kann.

Damit betreten (oder beliegen?) wir wieder mal den Rand der Architektur, aber einerseits sind Möbel ein Teilgebiet der Innenarchitektur, und andererseits sind solche Bänke auch ein Instrument der Landschaftsarchitektur. Nach den „Stadt- und Landbänken“ im Mai 2016 ist einiges neu dazugekommen – der Trend lässt sich nicht aufhalten, und wir kommen gerne darauf zurück.

Zwischen dem 47. und 48. Breitengrad – wenn man die Bodensee-Region großzügig so definiert – stehen solche Bänke zum „Chillen“ und Fläzen. In der Schweiz ist diese Art von Bänken weniger vertreten, was vielleicht durch die kürzeren Urlaubszeiten zu erklären ist. Am südlichen Ende der Region sind aber aktuell originelle Kunst-Bänke zu sehen.

Im Gegensatz zu manchen Stadtbänken wird bei den Liegebänken auf Ergonomie und Bequemlichkeit geachtet, sie sollen so sein, dass die Passanten sich dort auch länger aufhalten, ohne dass ihnen die Beine einschlafen oder die Bänke andere Spuren hinterlassen. Bei der Wahl des Standorts ist das wichtigste Kriterium die Aussicht, denn die Leute sollen von diesen Liegen ja nicht (nur) in den Himmel schauen, sondern in die Landschaft, in der sie möglichst lange bleiben sollen.

Von der Donau bis ins Heidiland

Im Donautal kann man von Beuron mit der großen Klosteranlage (knapp über dem 48. Breitengrad) schöne, aussichtsreiche Wanderungen machen. Auf dem Eichfelsen, nordöstlich von Beuron oberhalb des Tals stehen seit Kurzem zwei Liegebänke. Durch die daneben stehengebliebene konventionelle Sitzbank wird auch bei feuchtem Wetter erkennbar, wie bequem sie im Vergleich zu den alten Bänken sind.

In der Industriestadt Friedrichshafen können sich die Arbeiter und Angestellten nach Feierabend auf die Liegebänke an der Seepromenade legen – die Touristen natürlich auch. Von seiner Konstruktion her macht dieses Modell einen so bequemen Eindruck, dass man es darauf schon länger aushalten kann.

Auf den Premium-Wanderwegen, die es inzwischen auch am Bodensee gibt, erwarten die Wanderer nicht mehr einfache Bänke – da darf und muss es schon eine Art Sofa sein. So wurden auf dem 2014 eröffneten „SeeGang“, dem Abschnitt des Bodensee-Rundwanderwegs zwischen Überlingen und Konstanz, an mehreren Stellen die entsprechenden Möbel aufgestellt: Das „Waldsofa“ auf einem Aussichtspunkt (457 m) westlich von Sipplingen ist inzwischen zu einer beliebten Station geworden. Weil es auf einem Felssporn etwas abseits des Weges steht, mit Sichtschutz durch Büsche, wurde der Ort schon früher „Liebesinsel“ genannt, und die Gemeinde nutzt diesen Namen natürlich gerne, um den Weg zu bewerben.

Weiter westlich, am Uferweg zwischen Ludwigshafen und Bodman, kann man das Liege-Erlebnis noch steigern, indem man sich dort auf eine Art „Hollywood-Schaukel“ setzen und in ihrem Rhythmus abwechselnd auf den See und in den Himmel schauen kann.

Eine halbe Tagesetappe weiter auf diesem Premium-Weg passiert er die kleine Anhöhe Olber (ca. 450 m) oberhalb von Dingelsdorf, wo neben einer konventionellen Bank auch eine Liegebank steht, von der man schön nach Überlingen hinüberschauen kann. https://premiumwanderweg-seegang.de, www.sipplingen.de 

Auf der Schweizer Seite des Sees gibt es wenige Bänke in dieser Art, aber immerhin einen Hersteller von Liegebänken: Die Schreinerei Bareiss in Thayngen, von Singen aus gerade hinter der Grenze, produziert sie seit 2015 sowohl für Privatkunden wie auch für Kommunen. Der Tourismusverein Reiat (die Landschaft des oberen Biber-Tals) hat schon einige abgenommen, ebenso die Stadt Schaffhausen. Für die Entwicklung der Bank wurden mehrere Prototypen in verschiedenen Formen auf ihre ergonomischen Qualitäten getestet. www.bareiss-schreinerei.ch

In Bad Ragaz, dem alten Thermal-Kurort auf dem 47. Breitengrad, gibt es schöne alte Hotelpaläste. Im Rahmen der Skulpturenausstellung „Bad RagARTz“ wurde die ganze Gemeinde mit Skulpturen möbliert, darunter auch ein paar Kunst-Bänke. Bei einer dieser Bänke hat man immer Gesellschaft, wenn man sich auch mit einem guten Buch daraufsetzt #6#. www.badragaz.ch, www.badragartz.ch 

Text & Foto: Patrick Brauns

Foto Links: Schreinerei Bareiss