An Bauprojekten sind nicht nur Architekten und Baufirmen beteiligt, sondern auch verschiedene Handwerker, deren Arbeit selten gewürdigt wird. Dabei haben sie selbst auch einiges zu sagen, wie man oft an Baustellen lesen kann …

Athleten mit Händen

Die Meersburger Zimmermannsfirma Holzbau Schmäh ist 2015/2016 schon mit ihren „Bau-Athleten“ aufgefallen: Ein starker Mann mit nacktem, unbehaartem Oberkörper, der optisch für die Firmenphilosophie steht und vermutlich potenzielle Bauherrinnen ansprechen sollte – das war in dieser Rubrik vor knapp drei Jahren eine kleine Geschichte wert (Seeraum Februar 2016). Auf ihren neuen Plakaten gibt es wieder viel nackte Haut, aber sie lassen nicht Muskeln sprechen, sondern zeigen die Hände ihrer Zimmerleute – der Männer und auch Frauen, die Dachstühle bauen und andere Aufgaben des Holzbaus erledigen. Weil die Individualität und Persönlichkeit zu den Stärken des Handwerks gehört, sagen sie: „Die Hände unserer Mitarbeiter sind so individuell wie unsere Kunden und so einzigartig wie unsere Projekte.“ Während man bei einem Neubau mit einem einfachen Satteldach den Dachstuhl nach „Schema F“ bauen kann, ist es bei einem historischen Altbau, der kaum rechte Winkel hat, schon komplizierter. Da kommt es auch auf das Zusammenspiel von kräftigen und feingliedrigen Händen an – wie hier an der Baustelle der neuen Synagoge in Konstanz.

Holzbau Schmäh, Meersburg, www.holzbau-schmaeh.de

Mehr als Hände

Wenn ein Slogan nur aus einzelnen Wörtern besteht, nicht aus einem ganzen Satz, sind es meistens drei, wie bei „quadratisch praktisch gut“. Eine auf Haustechnik spezialisierte Firma hat vier Wörter, die zusammen ein Quadrat ergeben – ein einfaches Text-Bild ohne grafische Spielereien: „Kopf Herz Hand Werk“. Dabei könnte man die letzten beiden auch als „Handwerk“ lesen – oder eben auseinander als die Hand und das Werk. Die Seniorchefin Marina Seeberger wurde durch einen ähnlichen Slogan dazu angeregt und erklärt es so: Wer ohne Kopf bei der handwerklichen Arbeit ist, produziert nur Chaos, und wer ohne Herz dabei ist, dem ist die Arbeit egal. So müssen alle drei Elemente zusammenspielen, damit am Ende alles funktioniert. Dafür müssen nicht nur gute Leute ausgebildet werden – sie müssten oft auch die Architekten davon überzeugen, die in der Theorie alles wüssten, aber mit der Praxis erst ihre Erfahrungen machen müssten.

Fuchs Haustechnik GmbH, Konstanz, www.fuchs-haustechnik.de

Die Schönheit des Vergänglichen

Es gibt Auszeichnungen für „gutes Bauen“ und für „beispielhaftes Bauen“, aber nicht für Bauten, die „schön gebaut“ sind – die Schönheit ihrer Werke gehört für die meisten Architekten nicht zu den wichtigsten Kriterien, mit denen ein Gebäude beurteilt werden soll. Da ist es auf den ersten Blick überraschend, an einem im Bau befindlichen Haus die drei Worte „wenn Schönes entsteht“ zu lesen. Es ist aber keine Baufirma, die das unter ihren Firmennamen schreibt, sondern die Firma, die das Gerüst gebaut hat. Ihre Gerüste sieht man in der ganzen Ostschweiz und darüber hinaus, der Firmensitz ist bei Solothurn (zwischen Basel und Bern), und von den 20 Niederlassungen sind zwei in unserem Gebiet (Winterthur und St. Gallen). Ob neue Gebäude immer schön sind, kann man diskutieren, manchmal ist es auch Ansichtssache, und oft zeigt sich die Schönheit erst mit den Jahren. Die Gerüste sind aber vorübergehende „Bauten“, und meistens werden sie kaum beachtet. Je weiter sich die eingerüsteten Objekte aber vom normalen Hausbau entfernen, desto aufwendiger und kunstvoller werden die Gerüste – wenn etwa große Bogenbrücken oder hohe Kirchtürme für eine Renovierung eingerüstet werden müssen. Das vielleicht spektakulärste Projekt in unserem Gebiet war das Gipfelgebäude auf dem Chäserrugg mit seinen weit auskragenden Dächern (Seeraum 10/2015). Wenn Sie das nächste Mal ein großes Baugerüst sehen, können Sie ja auch schauen, wie schön diese filigranen Konstruktionen sind.

Roth Gerüste AG, Gerlafingen, www.rothgerueste.ch

Gemeinsam ist solchen Handwerksfirmen, dass sie nicht nur originelle Slogans oder Mottos haben – sie weisen auch darauf hin, dass das Handwerk weniger als andere Berufe von Automatisierung und „Digitalisierung“ bedroht ist.

Text: Patrick Brauns | Fotos: Patrick Brauns & Roth Gerüste AG