Beinahe wäre ich Herzchirurg geworden – Im September feiert Professor Dr. Dr. Werner Mang – Deutschlands bekanntester Schönheitschirurg – seinen 75. Geburtstag und zeitgleich 35 Jahre Bodenseeklinik. Zum Interview kommt er direkt aus dem OP und erzählt von der Liebe zur Region, zur ästhetischen Chirurgie und zu seiner Familie.

Herr Professor Mang, wann haben Sie gespürt, dass es Sie zur ästhetischen Chirurgie zieht?

Professor Werner Mang: Mit etwa 14 Jahren war mir klar, dass ich Medizin studieren will. Besonders interessierte mich die wiederherstellende Chirurgie. Ich war naturwissenschaftlich und künstlerisch begabt. In der Schule habe ich den David von Michelangelo aus Ton modelliert und meiner Mama jede Woche neue Gesichter oder Frauenoberkörper mit nach Hause gebracht. Sie wusste schon gar nicht mehr, wohin damit. Dabei war das Thema Schönheitschirurgie damals noch gar nicht bekannt.

Wie kamen Sie dann dazu?

Professor Werner Mang: Professor Ivo Pitanguy in Rio de Janeiro publizierte bereits in den 1960er-Jahren zu ästhetischen Operationen. Er hat Kinder – Brandopfer – operiert und ganze Gesichter neu konstruiert. Das faszinierte mich. Gleich nach dem Abitur besuchte ich ihn in Brasilien. Beinahe wäre ich allerdings in der Herzchirurgie gelandet. 1968 war die erste Herztransplantation. Das hat mich auch fasziniert. Doch es gab ein Schlüsselerlebnis: Professor Werner Klinner, ein Pionier der Herzchirurgie, sagte zu mir, er nehme mich gerne, aber eines müsse ich wissen, in der Herzchirurgie könne ich mich nie selbstständig machen. Das gab den Ausschlag, denn meine zweite Passion ist das Unternehmertum. Mein Traum war immer eine eigene Klinik.

Den Sie sich erfüllt haben. Warum gerade in Lindau?

Professor Werner Mang: Weil ich hier her gehöre. Ich liebe den Bodensee und Lindau ist meine Heimat. Ich habe unfassbar gut dotierte Jobs abgelehnt und mit sehr wenig in Lindau angefangen. Jeden Morgen, wenn ich über die Seebrücke fahre, denke ich mir, wie froh ich darüber bin und wie schön wir hier doch leben.

Was ist Ihr Schlüssel zum Erfolg?

Professor Werner Mang: Erziehung, gute Ausbildung, Ehrgeiz, Fleiß – sich nie entmutigen lassen. Und natürlich gehört Glück dazu. Ich hatte das Glück, immer auf Menschen zu treffen, die mich sehr gefördert haben. Besonders wichtig ist, dass man keine Beziehungsprobleme hat – denn die kosten Kraft. Eigenständigkeit und gegenseitiger Respekt sind dabei wichtig. Jeder in der Familie darf auch sein eigenes Leben führen. Bei mir heißt das 70 Prozent Beruf, 20 Prozent Familie und zehn Prozent Sport.

Wieso werden Sie auch der Restaurator vom Bodensee genannt?

Professor Werner Mang: Ich „restauriere“ seit 35 Jahren Menschen. Wir sind ja keine Botox-Klinik. Weit über die Hälfte der Behandlungen in der Bodenseeklinik sind medizinische Indikationen, beispielsweise nach Brustkrebs oder nach Unfällen, wir behandeln Narben und übergewichtige Menschen, Nasen, die einen echten Leidensdruck erzeugen, von dem wir Menschen befreien können. Es gibt viele vernünftige Dinge, die man in der ästhetischen Chirurgie machen kann. Daneben restauriere ich auch Oldtimer und habe mehrere historische Gebäude auf der Lindauer Insel restauriert.

Macht Sie Ihr Erfolg stolz?

Professor Werner Mang: Dass ich als kleiner Junge vom Bodensee, der mit nichts angefangen hat, mit meiner Arbeit die Welt erobert habe – das macht mich schon stolz und gibt mir auch immer wieder Energie. Im Aufstieg bin ich sicher ein bisschen eingebildet gewesen. Aber inzwischen bin ich wieder ganz geerdet. Es geht es mir längst nicht mehr um Materielles. Am liebsten bin ich mit meinen alten Freunden zusammen, mit meiner Familie. Da fühle ich mich wohl. Das Schlimmste für mich wäre, nicht mehr operieren zu können.

Wie beschreiben Sie sich selbst?

Professor Werner Mang: Ich bin undiplomatisch, wenn etwas ungerecht ist, ehrlich, nicht nachtragend, fleißig und ein sozialer Leistungsdemokrat. Denn ich finde es wichtig, dass jemand, der viel Geld verdient hat, soziale Projekte unterstützt. Es gibt in Lindau Kinder, die zur Einschulung keinen Schulranzen haben, im Winter keine Winterschuhe und mittags kein ordentliches Essen. Da wollen wir helfen. Ich engagiere mich im Tierschutz und bin in mehreren Lindauer Vereinen aktiv.

Haben Sie ein Lebensmotto?

Professor Werner Mang: Carpe diem. Nutze den Tag. Lebe so, dass du dich selbst gut leiden kannst – dann magst du auch andere Menschen. Das gibt Energie. Verlange und erwarte von anderen Menschen wenig oder nichts, dann bist du auch nicht enttäuscht. Aber am Leben hält mich die Arbeit. Ich habe sehr ruhige Hände und eine Kondition wie ein 50-Jähriger. Natürlich zwickt es ab und zu in der Früh, aber ich stehe weiterhin jeden Tag im OP. Dabei kommt es mir längst nicht mehr aufs Geldverdienen an. Es macht mir einfach Spaß.

Beitragsbild: Direkt aus dem OP ins Interview: Professor Dr. Dr. Werner Mang wird am 4. September 75 und operiert dennoch täglich und mit ruhiger Hand.
Foto und Text: Susi Donner