Alle paar Jahre werden gute und vorbildliche Bauten ausgezeichnet. Damit werden Architekten und Bauherren belohnt – und es wird der Öffentlichkeit gezeigt, wie schön neue Architektur sein kann. Solange an den realen und virtuellen Stammtischen über „Schuhschachtel-Architektur“ geschimpft wird, kann das nicht oft genug betont werden.
Im Februar werden in zwei Landkreisen unseres Gebiets die Auszeichnungen „Gutes Bauen“ verliehen: am 5. Februar im Bürgerhaus Owingen für den Bodenseekreis und zwei Tage später in Konstanz für den Landkreis Konstanz. Die kleine Auswahl zeigt das große Spektrum der ausgezeichneten Objekte, 14 im Bodenseekreis und 23 im Kreis Konstanz.
Landkreis Konstanz:
Die Gemeinschaftsschule Konstanz (Gebhardsschule) im Stadtteil Petershausen ist die größte Gemeinschaftsschule des Landes, sie steht als großer Quader auf dem Gelände der früheren französischen Schule. Mit einem klaren Grundriss, einladenden Aufenthaltszonen und viel Holz wurde ein Schulbau geschaffen, über den die Jury schreibt: „Da möchte man wieder Schüler sein.“
In Radolfzell beherbergt das hinter dem Münster gelegene barocke österreichische Schlösschen seit 1983 die Stadtbibliothek. Bei solchen historischen Bauten ist es immer schwierig, sie barrierefrei zu gestalten – hier ist es durch den Anbau eines verglasten Lift- und Treppenturms und weitere Umbauten elegant gelungen. Auch der angrenzende Marktplatz wird durch den neuen Akzent aufgewertet.
Das Campingplatz- und Strandbadgebäude in Hegne war 2013 (nach Allensbach und Markelfingen) das dritte am Gnadensee, das durch einen Neubau deutlich an Attraktivität gewonnen hat, letztes Jahr kam noch der Neubau auf der Reichenau dazu. Die beiden flachgeneigten Gebäude sind einfach und schlicht, durch die Holzlamellen passen sie sich gut der Umgebung mit dem nahen Wollmatinger Ried an.
Bodenseekreis:
Im Bodenseekreis sind zwei Umbauten historischer Gebäude im Westen und Osten des langgestreckten Kreises besonders erwähnenswert:
Im Komplex des Salemer Schlosses wurde eine historische Reithalle nicht mehr gebraucht, und die Schule Schloss Salem konnte eine neue Turnhalle gebrauchen. Statt einen Neubau danebenzustellen wurde die alte Reithalle, die gerade die richtige Größe hatte, zur Turnhalle umgebaut. Auch weitere Räume wurden recycelt: die Durchfahrt zum Foyer, der Pferdestall zur Küche und der Heuboden zum Gymnastik- und Fitnessraum.
In Kressbronn, der letzten Ufergemeinde vor Bayern, wurde für den fast hundert Jahre alten Stadel H11 eine neue Verwendung gesucht – und in der Gemeindebibliothek gefunden. Für die neue Verwendung wurden in dem langen Bau Zwischendecken und Treppen eingebaut, die aus massivem Beton sind und dadurch eine starken Kontrast zu der alten Fachwerkkonstruktion bieten.
Schweiz und Österreich
Mit dieser „nordlastigen“ Seite werden die zuweilen weiten Ausflüge dieser Rubrik in die Schweizer Nachbarschaft etwas ausgeglichen. Der Schwerpunkt auf der deutschen Seite hat aber auch einen inhaltlichen Grund, denn die beiden anderen Bodensee-Länder haben keine vergleichbaren Architekturpreise. In Vorarlberg werden zwar immer wieder Neubauten ausgezeichnet, das sind aber meistens spezielle Preise wie der Holzbaupreis oder der Hypo-Bauherrenpreis. Im Ländle gibt es dagegen seit November 2011 eine wöchentliche Architekturserie in den Vorarlberger Nachrichten, die vom Vorarlberger Architektur Institut betreut wird. In diesem Rahmen wurden in den letzten Jahren über 300 Bauten vorgestellt, was auch eine Art Auszeichnung darstellt – sie sind alle auf der Website des VAI zu lesen. Ein schönes Beispiel der neueren Architektur im Vorarlberger Rheintal ist das Zollgebäude südwestlich von Feldkirch, das schon auf Liechtensteiner Boden steht und im Architekturführer des kleinen Landes als „Landtor“ charakterisiert ist.
Unabhängig von den Vorarlbergern hat auch die Ostschweiz die Auszeichnung „Gutes Bauen“ im Jahr 2011 leider aufgegeben zugunsten einer Artikelserie im St. Galler Tagblatt, allerdings nur einmal im Monat.
Info:
Die
Preisträger werden nach den Preisverleihungen drei Wochen lang ausgestellt:
– in Konstanz vom 8. bis 27. Februar im Landratsamt
– in Owingen vom 7. bis 28. Februar in der Galerie im Alten Rathaus
Architektenkammer Baden-Württemberg, www.akbw.de
Vorarlberger Architektur Institut, www.v-a-i.at
Foto 2 Radolfzell: Eck Architekten, Foto: kuhnle + knödler fotodesign GmbH
Foto 4 Salem: architekturlokal selbach | kneer & partner freie Architekten mbB