Die Basilika Weingarten zählt zu den bedeutendsten Kirchenbauwerken des Hochbarocks an der Oberschwäbischen Barockstraße. Genau am 10. September vor 300 Jahren wurde die Basilika geweiht. Im Jubiläumsjahr hat die Gemeinde einen Wettbewerb ausgeschrieben und zeigt damit, dass sie offen ist für neue Gestaltungsideen innerhalb ihrer sakralen Räume.

Die Basilika ist halb so groß wie der Petersdom und hat eine vergleichbare Raumwirkung. Ihre Fassaden, Altäre und Deckenfresken bewundern jedes Jahr Tausende Besucher*innen – ebenso wie ihre Kostbarkeiten, die Heilig-Blut-Reliquie und die Gabler-Orgel, die aktuell aufgrund von Sanierungsarbeiten abgedeckt ist. Ob hier bald auch zukunftsweisende Interpretationen Einzug halten werden, wird der Kirchengemeinderat im Herbst entscheiden. 

Komplementäre Ideen und Strategien
Der Altarraum und damit das Herzstück des 300 Jahre alten Gotteshauses könnte künftig anders aussehen. Zusammen mit der Diözese Rottenburg-Stuttgart und dem Eigentümer des Bauwerks, dem Amt für Vermögen und Bau Baden-Württemberg, hatte die Gemeinde einen Ideenwettbewerb ausgerufen. Eine Jury, in der auch Weingartens Oberbürgermeister Moll saß, wählte im Juni aus 26 eingereichten Arbeiten sechs aus. Die prämierten Arbeiten der Künstler*innen sind bis Ende September in der Basilika zu sehen.
Ein Umbau des Altarraums könnte, wenn es nach den Entwürfen geht, auch die Heilig-Blut-Reliquie betreffen, die in einem Schaukasten im Altarraum ausgestellt ist. Durch die Reliquie, die Christi Blut vermischt mit Erde von Golghota verehrt, hat die Basilika eine überregionale Bedeutung.

Preise für Künstler*innen
Ein erster Preis ging an Herbert Lankl, nach dessen Entwurf der Altar künftig etwas kleiner ausfallen und näher bei der Gemeinde stehen soll. Die Heilig-Blut-Reliquie soll nach nicht ganz 100 Jahren wieder vor dem nördlichen Seitenaltar platziert werden, allerdings dieses Mal sichtbar auf einer Stele. Eine ähnliche Idee verfolgen die Künstler*innen Albert Zauner und Bernadette Hörder. Albert Zauner erhielt ebenfalls einen ersten Preis. Dessen Skizze sieht unter anderem vor, die bestehenden Stufen zum Altar zurückzubauen und den Altar weiter unter die Kuppel zu rücken. Zugleich soll der Ambo, von dem der Pfarrer spricht, näher in Richtung Gemeinde platziert werden. Von einer Versetzung des Altars sieht die Kirchengemeinde aber derzeit ab.
Hubert Kaltenmark, der einen zweiten Preis erhielt, möchte einen Altar aus rötlichem Kalkstein für die „Generation Smartphone“ bauen. Die Heilig-Blut-Reliquie soll im Inneren des Altars verschwinden, über einen Bildschirm an der Stele soll eine Projektion in Echtzeit übertragen werden, was die Kirchengemeinde in ihrer Bewertung kritisiert.
Andreas Knitz, Bernadette Hörder und das Künstler-Duo Christoph Traub und Bernd Zimmer erhielten für ihre eingereichte Idee jeweils eine Anerkennung. Im Herbst wird entschieden, ob einer der Entwürfe tatsächlich umgesetzt werden kann. Voraussichtlich Ende September, bevor das Gerüst vom Eingangsbereich in den Kuppelraum versetzt wird, soll eine Versammlung in der Basilika stattfinden, an der auch interessierte Bürger*innen teilnehmen dürfen.

Noch bis 6. Oktober wird das Jubiläum mit vielfältigen Veranstaltungen gefeiert. Danach steht zunächst der weitere Bauabschnitt an.

10.09., 19 Uhr | Festgottesdienst
12.09., 19 Uhr | Festlichkeiten zur Einweihung der Basilika 1724
20.09., 19 Uhr | Baustellen der Hoffnung, Impulsvortrag
28.09., 20 Uhr | BachWerkVokal Salzburg
www.300jahrebasilika.de

Text: Lea Dillmann
Beitragsbild: Die Heilig-Blut-Reliquie wird erst seit 1931 sichtbar im Altar präsentiert. Zuvor wurde sie unsichtbar im Tabernakel auf dem Heilig-Blut-Altar aufbewahrt. | © Lea Dillmann