Mit der sinkenden Stimmung unter unserem gemeinsamen D-A-CH, sinkt auch der Wasserpegel des großen Teichs auf Rekordtiefen
Um sofort aufkommende Panikstimmung zu verhindern: Wie schon oft gesagt, passen 404 Milliarden Badewannen in die Pfütze. Also See-Leute: bloß kein Stress. Bis das alles dann mal wirklich weg ist, vergehen noch so geschätzte 200.000 Jahre. Dann hat der Rhein den See nämlich sowieso zugeschüttet.
Doch früher an später denken, hat bekanntlich noch nie geschadet. Derzeit trinken um die 4 Millionen Menschen das super saubere Trinkwässerchen; bis Stuttgart hoch leben sie auf Pump. Tendenz steigend. Und wenn auch in anderen Regionen dereinst Kriege um sauberes Wasser geführt werden dürften – hier ruht es sich noch lange gut aus, auf diesem gigantischen Wasserbett.
Weil aber die Krisen derzeit so ziemlich alles Gewohnte auf den Kopf stellen und Undenkbares machbar erscheinen lassen, werden nicht nur Wärmewassertauscher im See, Windräder im Postkarten-Panorama oder Solarpaneele auf Mittelalterdächern wahrscheinlicher, sondern auch eine alte Idee wieder aus den tropfnassen Archiven herausgekramt: der Bodensee als Stausee.
Projektionen skizzierten damals, als alles technisch Machbare noch als begeisternd-sinnvoll erschien, eine Mauer am Konstanzer Trichter auf Höhe der alten Rheinbrücke. Nun darf man sich da keine hunderte Meter hohe Victoria-Stausee-Mauer vorstellen; nein ein kleines Mäuerle – wie der Konschdanzer zu sagen pflegt – tät’s an der Stelle auch. ’Ne Oligarchen-Yacht-Schleuse müsste dann auch – klar, und sogar Fisch-Treppen gehören sich mittlerweile – also ein sichtlich komplexeres Konstrukt wäre schon vonnöten.
Doch was wäre dieser punktuelle „Ästhetik-Stau“ gegen den Super-Gau eines zusehends schneller verlandenden See-Ufers rundherum?! Jedes Jahr ordentlich Gestank inkludiert. Watt-Wanderungen im Bodenseeschlick werden schick; städtisches Bauland für sozialen Wohnungsbau mit unmittelbarer Seesicht plötzlich neu vorhanden; frühere Toplagen werden allerdings zweite Linie (die Ufer-Villenbesitzer aller Länder haben sich bereits vereinigt und einen Staumauer-Fond eingerichtet). Auch in den verschlickenden See-Häfen wird der Spenden-Topf bei Bootsbesitzern – vor allem kielbewehrter Segelyachten – herumgereicht, „tief“ in die Tasche greifen wird hier zum Maß-Stab der Verdrängung. Und Touristiker verlangen reflexartig nach einem internationalen Förder-T(r)opf.
Denn, wenn bereits in Langenargen – also direkt am See! – die Bauern hinterm Dorf heuer keine Obstbaum-Bewässerung aus der austrocknenden Argen mehr abpumpen dürfen und die Wahl zwischen erstickenden Fischen und verdorrenden Apfelbäumen gefällt werden muss, Grundwasser-Speicher in seenahen Gemeinden auch in der Schweiz blöderweise güllenitratverseucht von eben solchen Bauern, als Quelle ausfallen, kann man sich so ungefähr vorstellen, welcher „Druck auf diesem Mäuerchen“ schon jetzt bald herrschen dürfte.
In einigen Schweizer Seen ist dieses Konzept übrigens längst umgesetzt. Doch bis dahin gilt hierzulande, was Walter Olbricht schon in den 60ern orakelt hat: „Niemand hat vor, hier eine Mauer zu errichten!“ Wir warten und stau(n)en …