von Gert Höcherl
Die 1903-1911 erbaute Lokremise war einst das größte Ringdepot der Schweiz. Heute ist sie ein Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung. Nach aufwändigem Umbau beherbergt das 2010 neu eröffnete, stilvoll restaurierte Gebäude zwei Theaterzonen, eine Kunst- und Performancezone, ein Programmkino und eine schmucke Brasserie mit klarem Fokus auf französischer Küche.
Eine kreisrunde Spiegelbar im Eingangsbereich und vierzig verspiegelte Halbkugeln, beides Werke des Schweizer Installationskünstlers John Armleder, reflektieren die großzügigen Räumlichkeiten. An den weiß gedeckten Tischen finden achtzig Gäste Platz, weitere achtzig Sitzplätze bieten die französischen Bistrotische an. Die Atmosphäre ist ungezwungen; die aufmerksamen Servicemitarbeiter empfangen uns ausgesprochen freundlich. Das Restaurant ist an diesem Abend komplett ausgebucht. Wir starten klassisch französisch mit der hausgemachten Entenleber-Terrine von bester Konsistenz, mit apartem Pflaumen-Chutney und lauwarmem Brioche, stilecht begleitet von einem Gläschen Sauternes. Es folgt die Fischsuppe nach LOK-Art, die im Unterschied zu ihrer kräftig reduzierten südfranzösischen Schwester geschmacklich sehr dezent und ausgewogen wirkt. Pikant abgeschmeckt erreicht uns das Tartar vom Swiss Premium Beef, das auf Wunsch auch mit Cognac verfeinert werden kann. Der Fié Blanc von Domaine Grand’Cour, den wir dazu trinken, überzeugt durch Eleganz und eine gut eingebundene Säure. Was ist aber ein Abend mit Kerzen und französischer Küche ohne einen reifen, intensiv-würzigen französischen Rotwein, der zum von uns auserwählten Coq au vin passt? Der vom Service empfohlene Côtes-du-Rhône „Mon Coeur”, Selection rouge 2016, von Jean-Louis Chave ist Liebe auf den ersten Blick. Passend zum französischen Eintopf vom Schweizer Alpstein-Poulet mit Kartoffelgratin und Gemüse bahnt er sich seinen Weg über die Zunge und schmeckt dabei dunkel, fleischig und saftig-süffig. Zum Abschluss nehmen wir eine leckere TarteTatin und ein Cannelé Bordelais, einen karamellisierter Mini-Gugelhupf aus der Gegend um Bordeaux. Leider war er nicht außen knusprig und innen weich, sondern etwas gummiartig geraten und konnte damit nicht an das gute Niveau des Reigens typisch französischer Gerichte anknüpfen, die wir an diesem Abend genossen hatten.
Fazit: Eine gastronomische Location, die man in bester Erinnerung behält. Sehr professionell organisierter, freundlicher Service, der auch bei Vollbelegung nie hektisch wird und bei der Weinberatung souverän agiert. Authentische französische Küche, die überzeugen kann. Mehrere tolle Weine von Spitzenwinzern zu erschwinglichen Preisen.
Geöffnet täglich 10-22 Uhr, Küche: Mo.–Sa. 11.30-14 Uhr und 18-22 Uhr, So. Brunch 10-14 Uhr, dann Küche bis 21 Uhr
Hauptgerichte 30-50 SFR