Im Theater Konstanz öffnet sich der Vorhang in der neuen Spielzeit wieder für ganz besondere Stücke.
Erster Vorhang
Bis zum 8. November kommt die Uraufführung von „GLAUBE LIEBE HOFFNUNG oder Leistung muss sich leider lohnen“ von Gerhild Steinbuch auf die Bühne. Ein Roadtrip, in dem die Protagonistin Elisabeth in einem politisch kälter werdenden Deutschland davon überzeugt ist, dass alles gut wird, bis ein neoliberaler Faschist Kanzler wird, ihr Arbeitskollege Bruno seine Arbeit verliert und Elisabeth in eine Spirale der Überlastung gerät, aus der sie kein Entrinnen sieht. Sie kennt nur diesen einen Weg: weiter Leistungsträgerin sein, ihr Bestes geben, über eigene Grenzen hinweggehen. Doch was gilt es zu leisten?
Zweiter Vorhang
Die Uraufführung des Romans „Die Tiefe“ der polnischen Autorin Ishbel Szatrawska ist bis zum 22. November auf der Werkstattbühne zu sehen. Darin geht es um Alicja, deren Vater Wolf beschlossen hat, das alte Haus seiner Mutter Janka in Ostpreußen zu verkaufen. Doch etwas in Alicja sträubt sich. Sie fühlt sich verbunden mit dem Ort und seiner Geschichte. „Die Tiefe“ erzählt von einer Familie ohne Wurzeln, deren Biografie sich über verschiedene Epochen erstreckt: vom Zweiten Weltkrieg über die sowjetische Invasion bis zur Gegenwart. Eine Art Anti-Familiensaga, die die wechselvolle Historie des ehemaligen Ostpreußens widerspiegelt, in der sich über Jahrhunderte polnische, masurische, deutsche und litauische Identitäten mischten.
Dritter Vorhang
Ein Bild, fast ganz weiß – und plötzlich steht eine Freundschaft auf dem Spiel. In Yasmina Rezas preisgekrönter Komödie „Kunst“ (ab 24.10.) im Stadttheater entbrennt zwischen Serge, Marc und Yvan ein Streit, der weit über Fragen des Geschmacks hinausgeht. Was als Diskussion über ein teures Gemälde beginnt, wird schnell zur Generalabrechnung einer jahrelangen Männerfreundschaft: alte Verletzungen, unterschwellige Rivalitäten und unausgesprochene Wahrheiten treten ans Licht. Regisseurin Christina Rast inszeniert die scharfzüngige, humorvolle Auseinandersetzung mit feinem Gespür für Zwischentöne – ein unterhaltsamer, zugleich tiefgründiger Theaterabend über Kunst, Status und die Halbwertszeit von Freundschaften.
Foto: Bei der Uraufführung „GLAUBE LIEBE HOFFNUNG …“ sind die neuen Schauspielenden Zoubeida Ben-Salah (oben) und Marie Lehberg (unten) erstmal in Konstanz auf der Bügne zu sehen, © Ilja Mess