Während Reiseveranstalter und Hoteliers auf miserable Monate zurückblicken und teilweise um ihre Existenz bangen, feiert die Campingbranche Rekordzuwächse. Keine Frage, dass auch 2021 die Camping-Saison wieder extrem erfolgreich sein wird. Das dürfte gleichermaßen für die Campingplatz-Restaurants gelten, denn: Wenn man Camping-Freunde fragt, was ihnen an einem Campingplatz am wichtigsten ist, dann steht ein gutes Restaurant bei vielen gleich an zweiter Stelle – direkt nach gepflegten Sanitäreinrichtungen.
Wer jetzt einen Campingurlaub am See plant, muss sich sputen. Die Plätze sind stark gefragt und daher schnell vergeben. 2020 war, auch wegen Corona, ein Camping-Rekordjahr. Wohl, weil es kaum eine Urlaubsvariante gibt, die so viel Autarkie ermöglicht. Aber auch, wer seine Küche im Urlaub dabei hat, will nicht ständig am Herd stehen. Bistros auf Campingplätzen mit kleinem Speisenangebot gibt es fast überall, aber „richtige“ Restaurants – die auch von Nichtcampern gerne aufgesucht werden – sind eher rar. Wir haben drei (bzw. vier) von ihnen genauer angeschaut. Alle sind auf ihre Art speziell, und alle liegen direkt am See.
Park-Camping Lindau, Restaurant Strandhaus
Bei Klaus Winter darf man immer auf Überraschungen gefasst sein. Der umtriebige Küchenchef im Strandhaus Lindau lässt sich gerne mal etwas Neues für seine Gäste einfallen. Sein aktueller Coup: Camp & Dine. Fein essen in den eigenen vier (Zelt-) Wänden. Die entsprechende Speisekarte mit aktuellen Gerichten gibt‘s bereits beim Einchecken auf dem Campingplatz. Das Procedere ist einfach: Der Gast sucht sich sein Gericht oder Menü aus, zahlt beim Bestellen am besten gleich mit Karte – und harrt am Abend der kulinarischen Dinge. Die kommen per E-Kart in einer Thermobox und werden ansprechend serviert auf Porzellangeschirr. Klaus Winter: „Für den Gast im Womo oder im Campingwagen soll es so sein, als würde er im Restaurant sitzen.“ Abspülen entfällt selbstredend, alles wird nach Gebrauch in der Box abgeholt und gespült.


Null Abfall, keine Abgase, kein Lärm, ein Minimum an Kontakt (Corona!). „Das Ganze ist auf Nachhaltigkeit ausgelegt, das ist uns wichtig“, sagt Winter. Wer dennoch lieber im Strandhaus essen möchte (unbedingt vorher reservieren): Auch hier gibt es – im Jahr des 10-jährigen Jubiläums – Neues zu vermelden. Die Karte wurde weitgehend individualisiert, die Gäste können sich ihr Essen auf Wunsch frei zusammenstellen, indem sie die einzelnen Komponenten bei der Bestellung ankreuzen. Ein Konzept, das sich in der Gastronomie sicher immer mehr durchsetzen wird.
Campingplatz und Restaurant Sandseele, Insel Reichenau
Die Sandseele ist so etwas wie der Zufluchtsort für südseehungrige Konstanzer. Nicht nur, aber auch wegen der großen Palmen zwischen Terrasse und See. Die Küche hat allerdings nichts von Süd-, dafür aber sehr viel von Bodensee. Unglaublich viel. Etwa die Gewürzmischungen namens „Strabo’s Kräutergarten“, von der Mutter der Inhaberin Caro Motz entwickelt, und den Zanderstücken, die in eben diesen Gewürzen baden dürfen, bevor sie als Zanderknusperle auf den Teller kommen. Oder das beliebte Gericht „Drei Fischfilets mit Spinat“: der Fisch aus dem See, der Spinat vom Bauern nebenan. Die Salate, sowieso. Der Hauswein, eine Cuvée aus Müller-Thurgau und Souvignier Gris: von hier. Das Inselbier: von hier. Aber es gibt auch etwas, das nicht „von hier“ kommt: Der Haus-Crémant in der Sandseele ist ein Crémant de Limoux. Passt allerdings perfekt zum See.

Camping Seehorn, Egnach, Seehuus (und Seelust)
Wer sich entschließt, in Egnach Campingferien zu verbringen, befindet sich – genusstechnisch – in der Zwickmühle. Anders gesagt: Man hat hier das Vergnügen, wählen zu können. Der Campingplatz liegt nämlich zwischen zwei Restaurants der Familie Hasen. Da ist zum einen der Landgasthof Seelust mit seinem wunderschönen Garten, der lauschigen Terrasse und einer Karte, die mit ihren großteils regionaltypischen Gerichten und hervorragenden Menüs Feinschmecker von nah und fern anlockt.

Und dann, näher am See, zwischen dem Internationalen Bodenseeradweg und der Badi Wiedehorn gelegen, das Seehuus. Mit deckenhohen Panorama-Fensterfronten für „Genuss mit Ussicht“ und großzügiger Terrasse. Wie im Partnerbetrieb kommt hier vorwiegend das auf den Tisch, was Saison und Region anzubieten haben. Das reicht von Rindstatar mit Focaccia über Bodenseefelchen-Chnusperli bis zu hausgemachten Desserts. Und immer tagesaktuelle Gerichte. Wenn es im Sommer hoch hergeht, gibt es auch eine Takeaway-Option.
