… im Oldtimerland
Totalrestaurationen sind in Oldtimerkreisen üblich; allerdings betreffen sie meist Fahrzeuge und nicht Menschen. Doch Hilmar Wörnle bezeichnet seine derzeitige Situation genauso. Irgendwie typisch für den Oldtimer-Funktionär, der gerne am Limit fährt: Vom Krankenbett in Freiburg, wo er derzeit Runde 3 im Kampf gegen den Krebs einläutet, gibt er mit Elena Skugor einen Ausblick auf das nächste Jahr im „Oldtimerland Bodensee“. Die dritte Oldtimerlandbewohnerin, Alexandra Melcher Braun, ist derweil in die Vorbereitungen für die Seegfrörne vertieft.

„Ich bin krankheitsbedingt körperlich gebremst, aber die Ideenmaschine läuft tadellos weiter und wenn alles gut geht, bin ich ab Anfang April wieder voll dabei“, erzählt der Oldtimer-Veranstalter aus Konstanz. „Bewegend, wie viele Menschen Anteil an meiner plötzlichen Erkrankung nehmen und uns weiterhin so toll unterstützen – da bin ich sehr, sehr dankbar und demütig.“ Ein weiteres Hoch spricht Wörnle dem „deutschen Gesundheitswesen aus, das die Totalreparatur ermöglicht“.
Mit großer Unterstützung der Partner, Freunde und Sponsoren plant das Team im fünften Jahr nach dem Übergang vom Stadtmarketing zum selbstbestimmten Unternehmen das dicht gepackteste Jahr insgesamt: Zunächst im März die Seegfrörne, eine Zweitagesrallye rund um den Bodensee. Hier wird ausgefahren, welche Stadt sich 2020 „Hauptstadt im Oldtimerland Bodensee“ nennen darf. Mit Saisonstart am 1. Mai rollt dann die 15. Oldtimerrallye „Coppa di Insalata“ an. „Wenn die Kleinen mit den Großen“, die Oldtimerveranstaltung für Eltern mit Kindern, wird es gleich zweimal geben und zwar im Mai und im Oktober. Und im September dann die große Ausfahrt „Mille Fiori“: Von der Mainau geht es diesmal vier Tage ins Tessin mit anschließendem traditionellem Oldtimerbrunch im Konstanzer Hafen. Neu dazu kommt im August die „Bodensee Quadrigfoglio“, ein Touren-Kleeblatt. Die viertägige Genusstour führt zu vielen landschaftlichen Schönheiten der nahen Region: in das Donautal, ins Allgäu und nach Vorarlberg, durch den Thurgau zum Säntis und in den Schwarzwald sowie die Schwäbische Alp. Das Finale ist das legendäre Oldtimertreffen des MSC Sernatingen in Bodman. Die Picknick-Touren mit Lesung und Leckereien an jedem zweiten Sonntag der Sommermonate, die gerne auch in Kooperation mit den Bodenseegärten und Atelierbesuchen einhergehen, pardon … fahren, werden auch 2020 fortgeführt. Und zwischenrein noch die „Singen Race Days“.

Das „Miteinander“ treibt das Orga-Team dabei am meisten um: „In der Region gibt es ein großes Zusammenspiel der Oldtimer-Clubs und affinen Gemeinden rund um den See. Doch wünschen würden wir uns noch mehr kooperierende Gemeinden am nördlichen Bodenseeufer. Die Schweizer und Österreicher sind dagegen prima dabei“, erläutert Wörnle. „Von Lindau bis Bodman ist allerdings keine Stadt an Bord bei der Seegfrörne und das obwohl viele örtliche Vereine seit Jahren engagiert sind. Paradox! Die Touristiker sprechen von Saisonverlängerung, doch was, außer Fasnacht, und das auch nur in manchen Gemeinden, passiert denn sonst noch in der Zeit, was touristischen Wert hat?“ Museen und Sammlungen sorgten mittlerweile für stete Nachfrage, doch man müsse natürlich auch etwas dafür tun, dass die Infrastruktur in der Randzeit attraktiv wird.
Fakt ist: Die Oldtimerei rund um den See hat nach wie vor einen unterschätzten Stellenwert. Doch in der Gesamtbetrachtung der Museen, Sammlungen, Dienstleister und Restauratoren ist das auch wirtschaftlich immer spannender. Darüber hinaus ist es „ein Hort der Leidenschaft und kulturellen Werterhaltung, den viele Menschen in Vereinen und Initiativen leben. Hier werden bleibende Werte geschaffen.“
Alle (Anmelde-)Termine und Veranstaltungen unter www.oldtimerland-bodensee.eu