Der erste Moment: Ein strahlendes, gewinnendes Lachen. Wer nun mit Dr. Sophie Sümmermann ins Gespräch kommt, entdeckt eine junge Frau, die für die Kunst brennt, die dafür sorgt, dass die Kunst ihre volle Wirkung entfalten darf. Die aktuelle Sonderausstellung im Kunstmuseum Lindau „Christo und Jeanne-Claude. Ein Leben für die Kunst“ hat sie gemeinsam mit Professor Dr. Roland Doschka kuratiert.

VON SUSI DONNER

Sophie Sümmermann kam 1985 in Lindenberg im Allgäu zur der Welt. Mit drei Schwestern wuchs sie auf dem Zeilerhof in Sigmarszell, im Lindauer Hinterland auf. Kreativität und die Liebe zur Kunst war immer präsent bei uns zu Hause. Meine Eltern sind beide sehr kreativ und ich selbst war es von Kindertagen an. Wäre die Waldorfschule in Lindau und nicht in Wangen gewesen, wäre ich dort gelandet“, erzählt sie schmunzelnd auf die Frage, woher ihre Leidenschaft für die Kunst rührt.

Berlin, New York, Peking, Lindau

Sophie Sümmermanns Vita ist so beeindruckend, wie ihr persönliches Engagement. Schon als Studentin wurde sie mit anspruchsvollen Aufgaben und Kurierreisen beispielsweise nach Turin und New York betraut. „Ich hatte eine großartige Mentorin, die mich in die ganze Welt geschickt hat.“ Damals war sie kaum Mitte zwanzig. Sie erhielt Stipendien für New York und Peking. Tauchte tief in die Welt der Kunst ein. Promovierte. Begleitete Ausstellungen beispielsweise mit Ai Weiwei. Kuratierte eine große Jubiläumsausstellung der ZERO-Künstler Günther Uecker, Heinz Mack und Otto Piene. 2016 durfte Sophie Sümmermann am Düsseldorfer Kunstpalast Christo persönlich kennen lernen. „Wir haben einige wunderbare Projekte zusammen realisiert.“ Mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern zog sie auf einen westfälischen Bauernhof. In dieser Zeit entschied sie sich für die Selbständigkeit. Aus Lindau kam die Anfrage zu Christo und Jeanne-Claude.

Flügel und Wurzeln

Was für eine schöne Fügung: Über 15 Jahre lang hat sie Kunst auf der ganzen Welt erkundet und erlebt. „Dass ich meine Erfahrung nun mit meiner Heimat verknüpfen darf, ist etwas ganz Besonderes für mich.“ Denn trotz ihrer Weltoffenheit trage sie ein intensives Heimatgefühl in sich. „Meine Eltern haben mir Flügel gegeben, mit denen ich auch geflogen bin. Das habe ich sehr genossen. Aber die Wurzeln zu meiner Heimat habe ich nie verloren. “

Ein erfolgreiches Duo

Sophie Sümmermann genießt das Vertrauen der Christo und Jeanne-Claude Stiftung, wodurch für die Ausstellung in Lindau vieles möglich, und zeitgleich ihr eigener Anspruch ein Stück höher ist. „Mir geht es nicht nur um die Werke an der Wand, sondern vor allem um dieses außergewöhnliche Künstlerpaar“, erklärt die Kuratorin. Die Zusammenarbeit mit Roland Doschka sei faszinierend. Schon als Studentin habe sie bewundert, welch hochkarätige Kunst dieser Mann in eine Kleinstadt wie Lindau gebracht hat. „Wir sind ein gutes Duo. Er deckt die klassische Moderne ab und bringt ganz viel Weisheit und Lebenserfahrung mit. Ich bin der junge Part, kann die Moderne und die zeitgenössische Schiene abdecken mit einem frischen Blick von Außen. Wir ergänzen uns und träumen davon, ein weiteres Mal zusammen arbeiten zu dürfen.“

Christos Leidenschaft weitertragen

Dann erinnert sie sich an ihren persönlichen besonderen Moment mit Christo: „Es war unsere erste Begegnung. Ich weiß noch genau wie ich auf dem Vorplatz des Museums in Düsseldorf zum ersten Mal auf ihn zugelaufen bin und mich die Energie und die Dynamik dieses damals schon über 80Jährigen schwer beeindruckt hat. Es ist für mich wichtig, seine Werke und seine Leidenschaft weiterzutragen.“ Zu den Menschen. Denn Kunst bewirke so vieles. „Sie lässt staunen, sie schenkt Inspiration, stellt Fragen, überrascht, macht glücklich.“

Die Ausstellung im Kunstmuseum in Lindau, ist die erste museale Ausstellung zu Christo und Jeanne-Claudes Werk im Dreiländereck am See. „Sie ist wirklich etwas Besonderes und zeigt das Lebenswerk dieses außergewöhnlichen Künstlerpaares mit hochkarätigen Leihgaben.“ Privat ist es Sophie Sümmermann gelungen, ihre berufliche Leidenschaft und ihre Familie gut und erfolgreich zu leben. „Es ist wertvoll, dass es Orte wie Lindau gibt, mit einem innovativen Kulturamtsleiter, die dies möglich machen. Ich bin der Meinung, dass Mütter so vieles gleichzeitig organisieren können, dass diese Gabe für jeden Arbeitgeber ein Benefit ist.“

Sophie Sümmermanns Reise in die Kunst

  • 1985 geboren in Lindenberg im Allgäu.
  • Aufgewachsen in einem alten Bauernhaus, dem Zeilerhof, in Sigmarszell.
  • Nach dem Abitur eine Sommersaison Bühnenmalerin und Kascheurin bei den Bregenzer Festspielen.
  • Aufnahme an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe, mit Studienfach Kunstwissenschaft, ergänzt durch Philosophie, Ästhetik, sowie kuratorische Praxis und Ausstellungsdesign. 
  • Sechs Jahre am Haus der Kunst in München, Promotion.
  • Stipendien an der New York Academy und dem UCCA in Peking.
  • Jubiläumsausstellung der Düsseldorfer ZERO-Künstler im Martin-Gropius-Bau Berlin.
  • Kunstpalast Düsseldorf + eine Zeit der Zusammenarbeit mit Christo persönlich.
  • Sophie Sümmermann lebt mit ihrem Mann, ihrer sechsjährigen Tochter und ihrem vierjährigen Sohn auf einem Bauernhof in Westfalen.
  • 2024 Ausstellung „Christo und Jeanne-Claude. Ein Leben für die Kunst“ für das Kunstmuseum Lindau, gemeinsam mit Professor Dr. Roland Doschka.