Jetzt ist es (r)aus: Schweizer, ja sogar Österreicher leben länger – als Deutsche an der Grenzregion.

Denn gerade „Deutsche in westeuropäischen Grenzregionen haben im Durchschnitt eine kürzere Lebenserwartung als Menschen im angrenzenden Gebiet im Nachbarland“. Das geht aus einer aktuellen Langzeit-Studie mit Beteiligung von Wissenschaftlern des Deutschen Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) in Wiesbaden hervor, die die Entwicklung der Lebenserwartung in diesen Regionen über 14 Jahre verglichen hat.

Unter dem eingängigen Titel „Einander näherkommen? Konvergenz und Divergenzmuster der Lebenserwartung in 277 Grenzregionen Westeuropas 1995–2019“ hat man die Lebenserwartung in den europäischen Binnengrenzregionen betrachtet. Eine ganz neue Perspektive.

Obwohl die Lebenserwartung zwar in allen 28 EU-Mitgliedstaaten gestiegen ist, gab es Auffälligkeiten. Das starke Geschlecht am großen Teich muss nun besonders stark sein: vor allem deutsche Männer sterben demnach früher!

Zwar „haben die Nachbar-Regionen oft einen ähnlichen kulturellen und historischen Hintergrund, und ihre geografische Nähe erleichtert die grenzüberschreitende Arbeit, die Erbringung von Dienstleistungen und den Zugang zur Gesundheitsversorgung.“  Doch einen Unterschied gibt es dann doch, der sich „final“ fatal auswirkt: Die „länderspezifischen Sozialpolitiken“ und Gesundheitssysteme!

Und so erwischt es halt Männer, die „in Grenznähe auf deutscher Seite leben“, laut der Studie im Schnitt ganze 2,2 Jahre früher als durchaus vergleichbar lebende Schweizer im selben Grenzgebiet. Die deutschen Frauen ereilt es dagegen nur um 1,4 Jahre früher!

Analysiert wurden die Grenzregionen zu unseren Nachbarländern den Niederlanden, Belgien, Frankreich, Österreich, Dänemark und der Schweiz. Und überall leben im Schnitt die Deutschen kürzer als ihre direkt angrenzenden westeuropäischen Nachbarn.

Eine weitere Schlussfolgerung: „Riskante Verhaltensweisen wie Rauchen oder Alkoholkonsum und Faktoren wie die Ernährung, Bewegung und Stress“ spielen ebenso eine Rolle. Also Rauchen & Saufen – halt typisch deutsch!

Anders formuliert: „In Deutschland ist insbesondere die Sterblichkeit an Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Vergleich mit den Nachbarländern erhöht.“ Zum autobahnesken deutschen Geschwindigkeitsrausch passend „live fast and die young“!

Die Studie stellt überdies fest, dass die Schweizer Seite der Alpengrenzregion die höchste Lebenserwartung verzeichnet, „was mit dem Status der Schweiz als eine der wohlhabendsten Nationen Europas, gemessen am Pro-Kopf-BIP, übereinstimmt“. Wir wussten es ja schon immer: „Wirtschaftlicher Wohlstand korreliert mit der Lebenserwartung.“ Auch die Höhenluft wirkt sich in Österreich, Italien und der Schweiz insgesamt statistisch positiv aus.

Ein Gesamt-Trend, den auch frühere Studien widerspiegeln: „Deutschland ist in Bezug auf die Lebenserwartung auf nationaler Ebene eines der schlechtesten Länder unter den Ländern mit hohem Einkommen. “

Mal schauen, wann eine Langzeitstudie endlich auch den „Spaßfaktor“ als Vergleichsmaßstab mit einbezieht. Bis dahin weiter hoch die Tassen und ein Trost-Toast: „Lang lebe der Schweizer!“

Markus Hotz, Herausgeber

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