Wieder laufen die Menschen glänzenden Auges durch die weihnachtlich strahlenden Innenstädte am See: „Hach wie schöööööön das glitzert, alles so festlich hier!“ Manch einer reibt sich wirklich verwundert die Augen …

Denn – das ist ja vielleicht blöd! Und stört den Lichter-Bummel gar sehr: „Schau mal, hier ist ja eine Straße ganz dunkel und gar nicht so schön beleuchtet? Das sieht aber nicht gut aus, kann denn da die Stadt nicht mal eingreifen? Ach guck mal, da ist schon wieder ein Laden leer. Eine Schande sowas! Und gibt’s eigentlich nur noch Nagelstudios oder Döner-Dealer? Also die Stadt verliert auch immer mehr an Niveau!“

Darauf noch schnell eine Bratwurst auf dem stimmungsvollen Weihnachtsmarkt: „Aber da sind ja jedes Jahr auch mehr Fressbuden als sonst was. Ist das überhaupt noch ein Weihnachtsmarkt?“ Und, noch den Senf im grinsenden Mundwinkel, vorbeischlendern an den Ständen mit den herrlichen, handgefertigten Sachen regionaler Kunsthandwerker, wo sich „die armen Schweine den ganzen kalten Tag lang die Beine in den Bauch stehen, also das wär ja auch nix für mich.“ Irgendwie wie im Zoo, oder?! „Ist ja so schööön das alles – aber guck mal, wie teuer?! Das geht doch sicher billiger!“

Dann natürlich noch durch die festlich-beleuchteten Gassen bummeln, hat ja größtenteils der regionale Fachhandel gesponsert, „das ist aber nett von denen!“ Apropos Net: Gerade beim alljährlichen Schau-Laufen in den Innenstädten werden in glitzernden Warenwelten immer wieder gerne Inspirationen für Geschenke geholt – um sie, zu Hause angekommen, sogleich auf dem kuschligen Sofa via Internetbestellung wahr werden zu lassen. „Ist ja doch soooo viel billiger!“

Oder man konfrontiert mit dem „Internet-Angebot“ halt mal einfach „diesen überteuerten regionalen Händler“. Der soll „ja auch ’ne faire Chance bekommen, die Miete in der Stadt ist ja sooo teuer.“ Mitgefühl klappt, Mitdenken noch nicht so ganz. 

Manch einer wird auch im – zugegebenermaßen nicht ganz so authentisch und schön weihnachtlich dekorierten – Betonzweckbau in der 1b Lage des Gewerbegebietes fündig: „Was war denn hier mal früher? ’N Schweinehälften-Lager? Egal – soooo günstig gibt’s das sonst nirgends – schweinegünstig!“

Nebenbei: „Auf der Internetseite billix-mas gab’s glücklicherweise diese mundgeblasenen Kerzenleuchter, also fast wie die, auf’m Weihnachtsmarkt nur – ja eben – viiiel billiger.“ Die hat man sich dann gleich mitgegönnt. Kann man ja nix für, dass da ein uigurischer China-Sklave reingepustet hat. „Is’ doch schrecklich sowas?!“

Immerhin herzerwärmend ist, einmal im Jahr in die festliche Kirche zu gehen, aber: „Heizen könnten die aber auch mal hier, oder?“ Apropos: „Da wird grad für so arme asiatische Kinder gesammelt, schlimm diese Hitzewellen da unten; tu doch da auch ’nen Fünfer rein, Schatz, ist ja schließlich Weihnachten!“

Immer wieder schön, das wiederkehrende Weihnachts-Wunder(n) …