Bernd Kaulitzki, erster Vorsitzender des 2020 gegründeten „Bodenseefisch e.V.“, kann zufrieden sein: Der Verein wächst rund um den See und bekommt mehr Aufmerksamkeit. So wurde er von der Deutschen Bodensee Touristik zur Jahreshauptversammlung von der Geschäftsführerin persönlich mit der Nachhaltigkeits-Auszeichnung „ECHT nachhaltig Bodensee“ in der Kategorie „Leuchttürme“ bedacht. Allerdings wachsen auch die Herausforderungen, denn es gibt immer weniger Bodensee-Fische zu fangen!

Der Vorstand wurde in der Jahreshauptversammlung denn auch wegen seiner erfolgreichen Aktivitäten mit Begeisterung wiedergewählt: Bei touristischen und Genuss-Messen, bei ökologischen Veranstaltungen und in Hintergrundgesprächen mit Landwirtschaftsministerien aller Anrainerstaaten positionieren die engagierten Vorstandsmitglieder ihr Anliegen unermüdlich und investieren viele Stunden ihrer ohnehin knapp bemessenen Freizeit in die gemeinsame Sache.

Wohl kaum eine Vereinigung am Bodensee ist dermaßen paritätisch rund um den See vertreten: Aus allen internationalen Anrainerbereichen sind Berufsfischer dabei. Das ist insofern wichtig, als der See als Biotop nicht einheitlich anzusehen ist, sondern sich fast an jedem Ufer anders darstellt. So sind die Bedingungen für die Fischpopulationen etwa im Untersee rund um die Reichenau andere als im Seerhein oder im Obersee. Und weil überall auch andere Fischarten gefangen werden können, gestalten sich die Schwerpunkte jeweils unterschiedlich. Darum ist die vielfältige Sicht auf den See als Fischereigewässer wichtig. Der Erfahrungsaustausch über die jeweils andere Wahrnehmung macht die Treffen spannend, zumal neben Fischern auch Gastronomen aus den unterschiedlichen Bereichen ihren Teil dazu beitragen.

Über 30 Fischarten gibt es insgesamt, darunter solche, die das Tiefenwasser des Obersees vor allem im Sommer eher schätzen, wie Felchen, Seesaibling oder Seeforelle. Andere Arten sind eher in fließendem Seegewässer (der Rhein mäandert bekanntlich durch den See) oder an Flussmündungen zu finden, wie etwa die Äschen. Allen gemein ist hingegen, dass aufgrund des immer nährstoffärmeren Wassers die Bestände insgesamt dramatisch rückläufig sind. Die Fischer begegnen dieser Entwicklung jeweils flexibel, indem sie so gut als möglich die jeweils größten Vorkommen befischen. So ist der einstige Hauptfisch, das Felchen, etwa am Obersee kaum mehr zu finden. Das Rotauge rückt hier dagegen mehr in den Fokus und wird – gemeinsam mit Touristikern und der Gastronomie – öffentlichkeitswirksam stärker als Speisefisch am Bodensee positioniert. Die jährlich stattfindenden Rotaugenwochen, die am bayrischen Ufer als Initiative gestartet wurden, finden mittlerweile seeumspannend mehr und mehr engagierte Betriebe. 2023 sind es sechs Berufsfischer und 19 Gastronomiebetriebe. Noch bis zum 16. April!

 „Wenn Gastronomen, Touristiker und Fischer hier gemeinsam agieren, so können sie insgesamt mehr für alle erreichen“, fasst denn auch Hubert Neidhart als zweiter Vorstand und diesjähriger Gastgeber der Jahreshauptversammlung die Stoßrichtung des Vereins zusammen. In seinem Gasthaus „Grüner Baum“ in Moos sind Bodenseefische aus Tagesfang seit jeher die Hauptattraktion, verlangen allerdings auch Flexibilität in der Küche, weil die gefangenen Fische täglich variieren. 

Weitere Infos: www.bodenseefisch.eu unter Aktuelles

Die Schutzgemeinschaft hat sich zum Ziel gesetzt, den Bodenseefisch aus Wildfang – gefischt mit traditionellen Fangmethoden – am internationalen Bodensee zu fördern. Zur Erreichung dieses Ziels unterstützt die Schutzgemeinschaft insbesondere die nachhaltige Berufsfischerei mit der Entwicklung von gezielten Maßnahmen wie dem Markenschutz für den „Bodenseefisch“.