Er hält sich stets dezent im Hintergrund und ist im kulturellen Leben – nicht nur – der Republik doch überaus präsent: Kai Geiger, Kulturveranstalter, Geschäftsführer der Art Cities in Europe, Kopf hinter arttourist.com und exzellenter Kultur-Netzwerker. Er lebt seit 30 Jahren in Konstanz.

„Ich arbeite sehr gerne im Stillen“, erklärt Kai Geiger seine zurückhaltende Präsenz in der Öffentlichkeit am See. Für Stehempfänge und dergleichen hat er auch gar keine Zeit. Beim Gespräch mit ihm kann einem schwindlig werden ob der unglaublich vielen Dinge, die er gemacht hat und immer noch macht. Die Kultur in all ihren Facetten ist, neben der Familie, sprichwörtlich sein Leben.

Aufgewachsen mit Kultur

Kai Geiger hat, wie er sagt, als gelernter Touristiker „alle Bereiche der Kultur und Touristik durchlebt“. Er veranstaltete über viele Jahre Kulturreisen, initiierte große Kulturmessen. Stellte „Art Cities in Europe“ auf die Beine, eine kulturtouristische Initiative der EUROPEAN CITIES MARKETING (ECM), an der 55 europäische Kulturstädte beteiligt waren. Inzwischen berät Geiger Städte und Kultureinrichtungen im Bereich touristisches Kulturmarketing, übernimmt Vermarktungskampagnen für Events, Ausstellungen und Festivals und entwickelt neue Vermarktungsplattformen. Geiger hat viele große Kunstausstellungen im gesamten Bundesgebiet mit betreut, das Ticketing für Museen wie das Frankfurter Städel und die Kunsthalle Bremen gemanagt – die Kenntnisse über alle möglichen Bereiche der Kultur, die er in all den Jahren erworben hat, sind absolut beeindruckend. Aber die Beschäftigung mit Kultur ist für Kai Geiger kein Job, sondern eine tiefe Leidenschaft, die schon im Elternhaus entfacht wurde. Er ist mit der Kultur aufgewachsen.

Die Zeitung: „mit allem…“

Nach der sehr erfolgreichen Van Gogh-Ausstellung in Bremen 2003 entstand die Idee, eine Zeitung zu machen, „die sich dem Gesamterlebnis Kunst widmet“. Kai Geiger: „Ich liebe Zeitungen! Das haptische Erlebnis, das Großformat!“ Eine Zeitung sollte es sein, „mit allem, was für mich zur Kultur gehört“. Kunst und Theater also, Musik und Tanz, Film und Fotografie, Literatur und Design. Und auch Essen und Trinken. Erscheinungsweise: zweimal jährlich. Seine Idee, jeder Ausgabe einen anderen Namen zu geben – im Sommer ein Männer-, im Winter ein Frauenname –, sei nach anfänglicher Skepsis gut angekommen. Ebenso die Aufmachung: Auf der Titelseite immer ein Gesicht, Augen schauen den Betrachter direkt an. Die Zeitung selbst ist Kunst.

Die erste Ausgabe finanzierte Kai Geiger selbst, und noch immer ist es seine Maxime, unabhängig zu sein. Immerhin trägt sich die Zeitung mit einer Auflage von derzeit 10.000 Exemplaren, die im gesamten Bundesgebiet und im deutschsprachigen Ausland ausgelegt werden, inzwischen selbst. Geiger ist Redakteur und Herausgeber in Personalunion. In jeder Ausgabe steckt eine Menge Arbeit. „Dass das funktioniert, verdanke ich einer glücklichen Zusammenführung von tollen Leuten, die den Weg mit mir gegangen sind.“ Menschen, die wie er mit Leidenschaft dabei sind, Grafiker, der Fotograf und die Druckerei.

Und es geht immer weiter

Nebenbei publiziert Kai Geiger einmal im Jahr eine Jazz & Neue Musik-Zeitung oder, wie im vergangenen Jahr, eine Sonderveröffentlichung zu der spektakulären Rheinfall-Aktion „Rhyality“, die er zusammen mit dem Schweizer Künstler und Initiator der „Rhyality“, Beat Toniolo, realisierte. Gerade arbeitet er für das Classical Beat Festival in Schleswig Holstein und das Forschungsprojekt K³  – Kinder Kunst Kolumba, das von der Kulturstiftung des Bundes unterstützt wird. Ideen gehen ihm jedenfalls nie aus.

Corona brachte in der Kultur alles zum Erliegen, auch Kai Geigers Zeitungen. Er  befürchtet, „dass nach Corona vieles an der Kultur gekürzt wird. Ich kämpfe dafür, dass das nicht passiert. Wir alle dürfen die Kultur nicht vergessen, sollten aktiv am Kulturleben teilnehmen, wenn es wieder möglich ist, sie als Teil unseres Lebens wahrnehmen. Und wachsam sein“. Für Herbst plant er eine neue Ausgabe seiner Zeitung.

Wer jetzt Lust auf Kultur bekommen hat, der schaue auf die Website www.arttourist.com. Viel Stoff zum Freuen – und Staunen.

#coronaesgehtwas

Ein bewusst positiv formuliertes Solidaritäts-Kulturprojekt des Schweizer Künstlers Beat Toniolo und Kai Geiger, in dem sich bisher mehr als 80 Kulturschaffende zu ihrer Situation #coronawiegehts, ihrer Zukunft #coronawaskommt und ihren Bedürfnissen und Notwendigkeiten #coronawasbrauchts äußern. Jeder Künstler erhält eine Seite auf arttourist.com, wo auch alle Informationen zum Projekt und den Aktionen gelistet sind. Die Teilnahme ist kostenfrei. Die Initianten freuen sich auf weitere TeilnehmerInnen.

www.arttourist.com/kunst/coronaesgehtwas