Seit 1983 setzt sich „Hoffnungszeichen/ Sign of Hope e.V.“ für die Überwindung von Hunger, Armut und Ungerechtigkeit in der Welt ein. 2023 feiert die Konstanzer Organisation für Menschenrechte, humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit nun ihr 40-jähriges Bestehen. Ende Februar wird der Erster Vorstand Reimund Reubelt in den Ruhestand gehen. Seine Nachfolge tritt der Zweiter Vorstandsvorsitzender Klaus Stieglitz an.

Klaus Stieglitz setzt sich seit 25 Jahren in der christlich motivierten Konstanzer Organisation „Hoffnungszeichen“ für die Rechte und die Würde der Menschen, humanitäre Hilfe und die Entwicklungszusammenarbeit für bedrängte und ausgebeutete Menschen weltweit ein. Er lebt in Sipplingen am Bodensee. „Was in mir vorgeht, wenn ich den Bodensee sehe?“, fragt der 52-Jährige. „Im Verein Hoffnungszeichen haben wir viel mit der Verschmutzung von Trinkwasserquellen zu tun. Allein im Südsudan haben 600.000 Menschen kein sauberes Trinkwasser, weil es mit Salzen und Schwermetallen durch die Ölproduktion verseucht ist. Wenn ich dann als Schwimmer oder im Paddelboot auf dem Bodensee unterwegs bin und daran denke, dass er Trinkwasserspeicher für etwa vier Millionen Menschen in Baden-Württemberg ist, und ich unbeschadet auch direkt aus dem See trinken könnte, wird mir dieser Gegensatz stark bewusst.“ Er sei dann sehr dankbar, für die traumhaften Zustände, „in denen wir leben dürfen. Aber Dankbarkeit reicht nicht aus. Wir müssen uns schon die Frage stellen, was wir dafür tun können, damit die Menschen, für die sauberes Trinkwasser keine Selbstverständlichkeit ist, diesen Zugang zu sauberem Trinkwasser auch erhalten.“ Der Verein Hoffnungszeichen habe beispielsweise im Südsudan Tiefenbrunnen gebaut. „Wir wissen, wir können nicht allen helfen, aber jeder Brunnen versorgt weitere Menschen mit sauberem Trinkwasser. Das sind die Gedanken, die ich habe, wenn ich unseren schönen Bodensee sehe.“

Hunger in Ostafrika
Die Würdigung, die er für seine 25 Jahre Tätigkeit für, oder besser mit „Hoffnungszeichen“ erfahren hat, möchte er gerne dafür nutzen, auf die wertvolle Arbeit des Vereins aufmerksam zu machen. „Ich empfinde es als große Lebenserfüllung, über einen so langen Zeitraum für so eine großartige Organisation tätig sein zu dürfen. Wir haben viele Notlagen auf der Welt. Eigentlich sind wir vor 25 Jahren mit dem Wunsch angetreten, unsere eigene Arbeit gerade im Bereich der Menschenrechte irgendwann einmal überflüssig zu machen“, erzählt er. Aber je mehr sie sich eingearbeitet hätten, desto deutlicher hätten sie erkannt, dass es eine Thematik ist, die die Menschheit vermutlich noch sehr lange begleiten werde. Gerade die aktuellen Ereignisse in Ostafrika, wo die Menschen infolge einer langanhaltenden Dürre und den Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine vom Hunger bedroht sind, zeige, wie notwendig es ist, den bedrängten Menschen beizustehen. „Wir sehen die schrecklichen Umstände, in denen sie leben, die ihnen ihre Würde rauben, und wollen helfen, ihre Lebensumstände zu verbessern, um ihre Würde wiederherzustellen – das ist der Kern unserer Aufgabe“, sagt Stieglitz.

Keinen Frieden ohne Gerechtigkeit
Es seien enorme Herausforderungen, vor denen alle Gesellschaften dieser Welt stünden: „Es ist uns wohl allen bewusst, dass es große Unterschiede zwischen den Ländern der Welt gibt. So glauben wir von ,Hoffnungszeichen‘, dass wir Menschen, die im globalen Norden unterwegs sind, eine Verantwortung tragen gegenüber den Menschen, die im globalen Süden leben.“ Er würde nicht sagen, dass unser kompletter Wohlstand auf der Ausbeutung von Menschen des globalen Südens beruht – aber dies sei ein großer Faktor. „Wir haben ein Bedürfnis nach billiger Energie. Aber wir müssen uns auch klar machen, dass der Preis, den wir beispielsweise für einen Liter Benzin an der Tankstelle bezahlen, auch den Preis der Umweltschäden inkludiert, die anderswo auf der Welt entstehen und die Schäden für die Menschen, die anderswo auf der Welt leben“, gibt Stieglitz zu bedenken. Das sei beim Treibstoff so, bei der Bekleidung und auch bei Lebensmitteln. „Wie kann es sein, dass ein Kilo Bananen gleich viel kostet wie ein Kilo Bodenseeäpfel – wenn man dazurechnet, dass die Bananen um den halben Globus transportiert werden müssen? Und doch verlangen wir ähnliche Preise für beide Produkte. Wer bezahlt das? Wem fehlt bei der Banane der faire – gerechte – Ausgleich?“ Gerechtigkeit aber sei die Voraussetzung für Frieden.

Giftiges Wasser im jüngsten Staat der Welt
Die Arbeit von „Hoffnungszeichen“ sei von der christlichen Liebe zu den Menschen geprägt – dabei sei es aber auch notwendig, mutig Stellung zu beziehen. „Hoffnungszeichen“ habe beispielsweise die verheerende Umweltverschmutzung im Südsudan aufgedeckt, die mit der dortigen Ölproduktion einhergeht. Der Südsudan wurde erst 2011 gegründet und ist somit der jüngste Staat der Welt. Er leidet unter dem giftigen Abwasser der Erdölindustrie. Es vergiftet das Trinkwasser der Menschen. Klaus Stieglitz ist eigentlich ein sehr sanftmütiger Mensch, der die Menschen liebt – „aber wir fahren keinen Schmusekurs, sondern wir sprechen die Dinge direkt an.“ Petronas ist der malaysische Öl-Konzern, der die Verantwortung für die Umweltverschmutzung im Südsudan trägt, Petronas sponsert in Deutschland das Formel-1-Team von Mercedes. „Hoffnungszeichen“ sei in einen intensiven Dialog mit den beiden Unternehmen gegangen. „Wir konnten nachweisen, dass ihre Aktivitäten mit erheblichen Umweltverschmutzungen, bis hin zur Zerstörung der Lebensgrundlage für 600.000 Menschen im Südsudan, einhergehen und haben ihnen unsere Argumentation in der vollen Bandbreite vorgelegt. Aber: Es fehlte der Wille des Konzerns, Konsequenzen zu ergreifen. Das war sehr ernüchternd.“ So blieb ihnen nur der Gang an die Öffentlichkeit, um Druck zu erzeugen. Als Folge musste sich „Hoffnungszeichen“ aus dem Südsudan zurückziehen – sie wurden offen von der Regierung bedroht. 

Hoffnungsfunken
Seine Arbeit sehe er dennoch vor allem als Ehre, Privileg und Freude, „an unseren großartigen Projekten mitarbeiten zu dürfen. Ich bin oft in den Ländern unterwegs und darf an der großartigen Arbeit, die die Leute vor Ort leisten, mitwirken.“ Man könne nicht durch Länder wie Äthiopien, Uganda, Nord-Kenia oder Südsudan reisen, ohne dass einem die Not der Menschen ins Auge springe. „Hoffnungszeichen“ betreibe beispielsweise eine Klinik im Nordosten Ugandas. 30 eigene Mitarbeitende sind dort stationiert. Sie sorgen dafür, dass die Menschen dieser sehr vernachlässigten Region Afrikas eine Gesundheitsversorgung erhalten, die sie vorher einfach nicht hatten. Die Klinik ist ein Hoffnungsfunke. „Man darf sich unsere Gesundheitsstation aber nicht wie eine Klinik in Deutschland vorstellen, sondern eher wie ein Buschkrankenhaus. Dort werden kranke Menschen behandelt, und Menschen, die Hunger leiden und mit Mangelernährung zu ihnen kommen, werden in ein Ernährungsprogramm aufgenommen. Kinder werden aufgepäppelt und Erwachsene ernährt.“ Die Klinik sei spezialisiert auf die Krankheiten, die dort auftreten, wie Malaria, Atemwegserkrankungen, und Erkrankungen der Nieren, weil die Menschen häufig auf dem Boden schlafen müssten.

Unser Glas ist halbvoll
Klaus Stieglitz ist der Menschenrechtsbeauftragte von „Hoffnungszeichen“. Macht es ihn nicht manchmal auch mutlos, so viel Leid zu sehen und doch nicht überall helfen zu können? „Meine Frau ist Krankenschwester. Nachdem sie ihr Staatsexamen gemacht hatte, bekam sie eine Plakette, die sie als ausgebildete Krankenschwester kenntlich macht. Auf dieser Plakette steht ein Spruch der heiligen Hildegard von Bingen: ‚Pflege das Leben, wo du es triffst.‘ Das ist für mich ein lebensbestimmender Sinnspruch geworden, der sehr viel Hoffnung stiftet, der einen aber auch befreit von der Last, nicht überall helfen zu können, wo Hilfe notwendig wäre. Wir haben den Auftrag, das Leben dort zu pflegen, wo wir es antreffen.“ Das sei der humanitäre Ansatz. „Wir machen mit unserer Menschenrechtsarbeit, der Entwicklungszusammenarbeit und der humanitären Hilfe einen Unterschied. Und so sehen wir nicht das halb leere Glas, sondern das halb volle und freuen uns, wenn wir mit Menschen gemeinsam gute Projekte verwirklichen, Entwicklungen anstoßen und für mehr Gerechtigkeit auf der Erde sorgen können.“

Hilfe in Zahlen
Allein im Jahr 2021 hat der Verein „Hoffnungszeichen“ mit seinen 85 Mitarbeitern in zwanzig Projektländern mit knapp 8,1 Millionen Euro 1,5 Millionen Menschen in den Schwerpunktthemen Menschenrechte, Gesundheit, Armutsbekämpfung, Bildung und Soziales, Ernährung, Trinkwasser, Not- und Katastrophenhilfe erreicht. 

Den Verein unterstützen
Mit Spenden, mit der Teilnahme an Petitionen gegen Menschenrechtsverletzungen, die im Monatsmagazin „Für mehr Menschenwürde“ aufgeführt sind. Im Gebet: Anliegen für jeden Tag sind ebenfalls im Monatsmagazin zu finden.

www.hoffnungszeichen.de

www.hoffnungszeichen.de/downloads/hoffnungszeichen-magazine

www.bibeltv.de/mediathek/videos/329700-suedsudan