„Gleichheit, Brüderlichkeit, Nachhaltigkeit“ lautet der neue revolutionäre Dreiklang weltweit.

Dass „Freiheit“ hier durch „Nachhaltigkeit“ ersetzt wird, ist nicht ganz zufällig. Denn manche empfinden eine stärkere ökologische Ausrichtung des gesamten Lebensraums durchaus als Einschränkung „ihrer Freiheiten“. Wenn es etwa nicht mehr ganz so zeitgemäß ist, den Müll einfach bequem auf die Straße zu werfen, sich mit ach so praktischem buntem Plastikkram einzudecken oder mit schwarzen, bleischwangeren Auspufffahnen ganze Wohngebiete einzunebeln. Wohlgemerkt, das war alles mal „normal“.

„Die eigene Freiheit endet da, wo die Freiheit des jeweils anderen beginnt“ wird als umso schmerzlicher erfahren, wenn das andere Individuum lange duldsam oder möglichst weit weg war und dann gefühlt „plötzlich“ Grenzen setzt, indem es ureigenste Rechte einfordert, wie etwa saubere Luft oder sauberes Wasser oder andere neumodische Begehrlichkeiten.

Neumodisch ist dabei übrigens relativ, denn der Begriff Nachhaltigkeit geht auf den weltgewandten und schon damals weitgereisten deutschen Forstwirt Carl von Carlowitz zurück, der immerhin vor 309 Jahren das erste Standardwerk zur nachhaltigen Forstwirtschaft schrieb, indem er „forderte, respektvoll und pfleglich mit der Natur und ihren Rohstoffen umzugehen, und den auf kurzfristigen Gewinn ausgelegten Raubbau der Wälder kritisierte“. Sein Vorschlag ist ebenso simpel wie offensichtlich bis heute schwer umsetzbar: „Nur so viele Bäume fällen, wie nachwachsen können, sodass der Wald für die künftige Nutzung zur Verfügung steht und auf Dauer seinen Wert behält.“ Das Werk wurde nachlässigerweise bis heute nie auf Brasilianisch übersetzt …

Von Carlowitz schrieb sein Buch erstaunlicherweise ebenso in einer Zeit der Energiekrise, denn um 1713 herrschte in ganz Europa eine große Holznot. Übrigens wegen eines zu schnellen Bevölkerungs- und Städtewachstums und weil Erz- und Metallhütten Holz verbrauchten, als „gäbe es kein Morgen mehr“. Zufälle gibt’s?! Hatte ich schon erwähnt, dass der gesamte Bodenseeraum inklusive Umland auch mal ein üppiger Urwald war, lange bevor er zu einem der am dichtesten besiedelten Lebensräume Europas wurde?!

Apropos heute – der moderne Dreiklang in Sachen Nachhaltigkeit ist ebenso eingängig: „Suffizienz, Effizienz und Konsistenz“. Übersetzt etwa so viel wie „Verringerung von Produktion und Konsum“, „eine ergiebigere Nutzung von Material und Energie“ und „naturverträgliche Stoffkreisläufe, Wiederverwertung, Müllvermeidung“.  Etwas einfacher: nachhaltig ist ein Produkt dann, wenn es ressourcenschonend, umweltfreundlich und mit Rücksicht auf soziale und ökonomische Aspekte produziert und gehandelt wird. Oder noch einfacher: wenn es im Einklang mit Natur und Mensch hergestellt wurde. Klingt einfach, ist aber verdammt schwer, wie wir alle wissen.

Und umso spannender, wenn man sich anschaut, welche kreativen Lösungen und Ansätze es etwa in der weiten Bodensee-Region gibt. Da füllt man locker ein ganzes Februar-akzent mit interessanten Storys über Macher, Menschen und Möglichkeiten. Wir sind übrigens so frei, das Thema weiter „nachzuhalten“ …