Zwei in einem oder gelebte Schizophrenie?

Anno 2020, in der allgemeinen Herbsteuphorie einer gefühlten Normalität, haben wir uns dazu entschlossen, nach gut 20 Jahren mal wieder eine Doppelausgabe zu planen, weil wir davon ausgingen, Januar und Februar würden kulturell, gastronomisch und auch vom Handel her sicher nicht so ereignisreich werden wie in normalen Jahren. Eine derartig unruhige Lockdown-Welle, die rund um den winterlichen See an allen Ufern unterschiedlich auf- und anbrandet, konnte man allerdings nur erahnen.

In dieser Doppelnummer spielen wir aus gegebenem Anlass mit der Zahl Zwei: Im Magazin finden sich Duos, Zweiergespanne und interessante Doppelungen. Leider ist das Magazin aus verständlichen Gründen nicht doppelt so dick geworden; wie wir finden aber inhaltlich – nicht nur unter diesen Umständen – doppelt gut!

An dieser Stelle aber zwei Dinge in eigener Sache: Zwar gibt’s keine eigene Februar-Ausgabe, dafür allerdings als Trost unsere unglaublich gewachsene Homepage. Was das akzent-Team in den harten Zeiten Online und auf Facebook tagtäglich trotz allem und oft neben dem „normalen“ Job auf die Beine stellt, begeistert nicht nur mich Tag für Tag. Die Reichweiten wurden mehr als verdoppelt, und sukzessive renovieren wir unsere Onlinepräsenzen (etwa für die TRAUMzeit unter hochzeitbodensee.com). Auch das Flaggschiff akzent-magazin.com wird bereits im Hintergrund neu geplant (Anregungen sind übrigens willkommen, ist ja kein Selbstzweck).

Bei der Printausgabe von akzent waren wir schneller, der Relaunch lag sogar einige Monate im Fein-Keller und war gut herangereift, als unser topmotiviertes Grafikteam das mit der Juli-Ausgabe erstmals öffentlich umsetzte. Online geht sowas nicht. Da darf nix liegen bleiben, Dinge werden als ständiger Prozess begriffen und laufend umgesetzt und verändert, live vor Publikum. So denken wir grundsätzlich in zwei Dimensionen. Gelebte Schizophrenie halt.

Wenn ich sehe, was on- und offline bei anderen „Kultur“-Magazinen seit Monaten (nicht) passiert, weil die Veranstalter ihre Pressemitteilungen mangels Events nicht verschicken und es nichts zum Abtippen als sogenannte „Redaktion“ gibt, dann zeigt sich hier der Wert einer tatsächlich eigenen, kreativ schreibenden Redaktionsmannschaft aus langjährigen festen und freien Mitarbeitern, die sich tags und gerne auch mal nachts die Mühe machen, trotzdem Artikel zu verfassen und in Print und Online intelligent zu verzahnen. Trotz Kurzarbeit, die wir natürlich auch haben. Diese Zeit erfordert es einerseits, viel mehr zu schreiben, andererseits zwingt das unternehmerische Überleben – bei 50 Prozent Umsatzrückgang – zum subventionierten Kürzertreten. Auch hier gelebte Schizophrenie.

Außerdem pushen wir gerade mächtig unser Abo: „Stell Dir vor, Du bleibst zuhause und akzent kommt trotzdem?!“ Nachdem wir nun 33 Jahre am Markt sind, dachten wir: 33 Euro für ein Jahr akzent – das ist fair. Also Old School-Marketing für ein echtes Magazin im realen Briefkasten. Und gleichzeitig auch Online immer up to date bleiben. Na, wenn das nicht doppelt gut ist?!

Markus Hotz
Herausgeber