Ein schlichtes weißes T-Shirt von „Patermo“ kostet stolze 160 CHF, und die ganze Kollektion besteht bislang aus nur zwei Farben. Dennoch wird das junge Label des Kreuzlingers Alfonso Patermo von Influencern gehypt und in Fachzeitschriften bereits jetzt als „Label to watch“ gelistet. Was ist sein Erfolgsrezept?
„Jeder, der es anfasst, ist begeistert“, erklärt der 37-Jährige, „wir haben lange am perfekten T-Shirt und Sweatshirt gearbeitet.“ Wir, das sind neben Modedesigner Alfonso Patermo noch Anna Ganje, die ihn als selbständige Schnitttechnikerin in Friedrichshafen unterstützt, und Elke Otto, Diplom-Ingenieurin der Bekleidungstechnik, die in ihrer Nähwerkstatt in Markdorf Kleinserien für regionale Designer produziert. „Patermo“ ist also ein echtes Produkt der Großstadt Bodensee.
„Ich möchte ein Produkt haben, zu dem ich mit meinem Namen stehen kann.“
Alfonso Patermo
Welches Potenzial in der Region steckt, hatte Alfonso während seines Masterstudiums in Kommunikationsdesign an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTWG) in Konstanz realisiert: „Der Bodensee bietet sich an. Egal ob auf deutscher Seite oder Vorarlberg oder St. Gallen. Es gibt rundherum in der Bekleidungsbranche viele gute Leute und Manufakturen. Und es gibt hier top Läden, die deutschlandweit zu den Trendsettern zählen.“ Verkaufsunterstützung bekommt er derzeit von einer Modeagentur in Zürich sowie in Belgien. „Ich brauche einfach Leute, die an mich glauben“, weiß Alfonso. Neben dem Angebot im eigenen Online-Shop sind seine Produkte bislang bei „Roseco“ im schweizerischen Wil zu haben sowie bei „not the same“ in Mannheim. Dort war auch 2013, während seiner Bachelorarbeit für einen Modekonzern, die Idee zur eigenen Kollektion entstanden. „Bekleidung ist ein globaler Markt mit weltweiten Mitbewerbern. Es gibt große Unterschiede. Ein T-Shirt etwa hat durch die Billigangebote mittlerweile einfach an Wert verloren.“ Für Alfonso war klar, dass er ein Produkt kreieren möchte, „zu dem ich mit meinem Namen stehen kann“ – und der ist in der Modebranche nicht unbekannt. Der ausgebildete Modedesigner hat unter anderem für Joop! einen Anzug-Guide entworfen und war zuletzt Art Director bei Akris in St. Gallen – die Marke, die auch Amal Clooney und Michelle Obama tragen. Jetzt jedoch, mit seinem eigenen nachhaltigen Label, sei er endlich da, wo er sein wolle.
Das perfekte T-Shirt
Die Balance finden zwischen anspruchsvollem Design und verantwortungsvollem Handeln – nicht weniger ist sein Anspruch. So versteht es sich für ihn von selbst, dass er alle Produktionsstätten persönlich besucht, um zu sehen, ob mit den Menschen vor Ort fair umgegangen wird. Zudem sind alle eingesetzten Materialien aus biologisch angebauten Naturfasern. Grundsätzlich möchte er so regional wie möglich produzieren. Sollten die verkauften Stückzahlen irgendwann Elke Ottos Kapazitäten in Markdorf übersteigen, wird bei weiteren Partnern in Deutschland gefertigt. Asien ist keine Option – der ökologische Fußabdruck soll möglichst klein bleiben. Doch damit nicht genug: „Das T-Shirt muss an verschiedenen Frauen in verschiedenen Größen gut sitzen.“ Denn die Passform ist Umfragen zufolge nach wie vor mit das wichtigste Kriterium beim Kleidungskauf. In einem langwierigen Prozess haben Alfonso, Anna und Elke offensichtlich genau das geschafft. „Verschiedene Influencerinnen tragen mittlerweile unsere Teile. Und eine Kundin aus Monaco beispielsweise bestellt alle zwei Wochen das gleiche T-Shirt. Verrückt! Auf ihren Bildern sieht man, wie sie es mit Teilen von Chanel oder Dior kombiniert“, erzählt Alfonso stolz.
Das Herz hüpft
Die Kollektion besteht derzeit aus etwa 30 Artikeln in 120 Varianten mit dem Fokus auf Oberteilen aus Jersey. Alles klassisch Schwarz oder Weiß. Auch das gehört für Alfonso zu einem nachhaltigen Kreislauf: dass die Teile zeitlos sind. Fair, langlebig und stilprägend, so sein Credo. Wie man durchaus verschiedene Looks mit nur einem neuen Kleidungsstück in die bereits vorhandene Garderobe zaubern kann, hatte der Sohn sizilianischer Eltern bereits als Kind bei seiner modebegeisterten Mutter gesehen. Langfristig soll Alfonsos Kollektion zwar erweitert werden – Töne wie Elfenbein, Anthrazit oder Rosenholz kommen dazu – doch am lässig eleganten Stil und ohne die übliche Einteilung in Frühjahr/Sommer und Herbst/Winter soll sich nichts ändern. Auch Oberteile aus extrem leichter Wolle hat das Team ausgetüftelt, „die die Frau wie eine Wolke sanft umhüllen“, schwärmt Alfonso. Als Hommage an seine Mutter und seine Familie tragen übrigens alle Kleidungsstücke Frauennamen aus dem persönlichen Umfeld des Designers.
An den Start ging der Onlineshop vor wenigen Wochen mit rund 200 Teilen, bis Jahresende sollen es 2000 sein. „Leider ist es noch ein Luxusprodukt. Ich wünsche mir jedoch, dass es sich jeder leisten kann.“ Doch auch, wenn an manchen Tagen nur ein T-Shirt das Lager verlässt, freut sich Alfonso: „Bei jeder Bestellung hüpft das Herz!“
Patermo
CH-8280 Kreuzlingen | www.patermo-boutique.com
Text: Tanja Horlacher
Beitragsbild: www.nellischmidt.com