Zandmann ist ein neuer Name auf der internationalen Kunstbühne, und er ist ein Pseudonym – ein geschickt gewähltes überdies, denn Zandmann macht Kunst, wie man sie noch nicht gesehen hat: „Suicide Tools“, als Werkzeuge für den Freitod. Klingt abstrus, makaber und brutal; es klingt nach Tabubruch und Schockeffekt. Das ist es natürlich alles – aber eben auch viel mehr, wie der Künstler, der einige Zeit in Friedrichshafen und Lindau verbracht hat, erklärt.
„Meine Kunst ist die radikalste Möglichkeit zur Kontemplation und Auseinandersetzung mit dem Selbst“, sagt Zandmann, der vorerst noch anonym bleiben möchte – eine Folge der der komplexen Rechtslagen zu Suizid und aktiver Sterbehilfe in den verschiedenen Ländern. Denn seine „Suicide Tools“ sind nicht nur Fassade: Die Installationen aus Stahl, Beton und edlen Hölzern, mit Namen wie „Mindblower“, „Burning Man“ und „Daybed“ sind funktionsfähig, können also bei Aktivierung durch den Nutzer zum Tod führen –
aus juristischen Gründen werden die Installationen ohne Auslösemechanismus, dafür aber mit zusätzlichen Blockaden gegen ein versehentliches mechanisches Auslösen ausgeliefert. Beim „Daybed“ etwa liegt der Nutzer auf der ergonomischen Liege und kann durch Knopfdruck den Sturz einer 900 Kilogramm schweren Stahlplatte auslösen. Die „Individual Suicide Tools for a Better World“ sind darüber hinaus als Produkte einer „superkapitalistischen Welt voll Narzissmus und Egozentrik“ individuell konfigurierbar und sollen sich in die designorientierte Wohnkultur nahtlos einfügen.
Für den Künstler stehen bei seiner Kunst drei Bereiche im Mittelpunkt: Der suizidale Moment als Quelle künstlerischer Inspiration, die intellektuelle und emotionale Auseinandersetzung mit Tod und Leben, und die ästhetische Bedeutung der Objekte jenseits ihrer Funktion: „Das, was der Kunst im Allgemeinen so gerne zugeschrieben wird, nämlich dass sie im Stande ist, zur Auseinandersetzung anzuregen, habe ich in dieser Intensität noch nicht erlebt. Wo werde ich als Besucher in dieser Intensität sonst Teil eines Kunstwerkes – und zwar unabhängig von Bildung, Intellekt, kulturellem oder sozialem Hintergrund?“
Zandmann – der, wie er akzent verriet, auch im Besitz des Bodenseeschifferpatents und regelmäßiger Besucher der „Bregenzer Festspiele“ ist – ist im Übrigen zwar ein (im wahrsten Sinne des Wortes) unbekannter, aber kein unerfahrener Künstler: Er studierte an einer renommierten europäischen Kunstakademie Malerei auf Diplom, schloss als „Meisterschüler“ ab, war in Ausstellungen weltweit zu sehen und wurde unter anderem auf der „Art Basel“, „Frieze Art Fair“ und „Art Cologne“ gezeigt – vielleicht ja auch bald mit seinen „Suicide Tools“. Und wer sich jetzt fragt, ob unser Foto wirklich Zandmann zeigt, obwohl er anonym bleiben möchte, dem sei gesagt: Vielleicht.