DNA-basierte Datenspeicherung: Für diese Erfindung wurde der aus Bregenz stammende und an der ETH Zürich beschäftigte Chemieingenieur Prof. Dr. Robert Grass jüngst gemeinsam mit seinem Kollegen, Prof. Dr. Wendelin Stark, mit dem Europäischen Forschungspreis ausgezeichnet. Worum es bei dieser innovativen Datenspeicherung genau geht, warum Grass zum Erfinder wurde und was der Bodensee für ihn bedeutet, hat akzent im Gespräch mit ihm in Erfahrung gebracht.
akzent: Herr Prof. Dr. Grass, wie wurden Sie eigentlich zum Chemieingenieur, und was treibt Sie an, zu forschen und Neues zu erfinden?
Prof. Dr. Robert Grass: Das Interesse an der Chemie entstand durch meinen Lehrer am Gymnasium. Chemieingenieur wurde ich schließlich, um aus der Chemie etwas Nützliches zu machen und weil ich den Traum hatte, einmal ganz große Chemieanlagen zu planen. Als Erfinder möchte ich Prozesse verändern und verbessern und damit die zukünftige Welt ein klein bisschen besser machen.
akzent: Jüngst haben Sie gemeinsam mit Ihrem Kollegen, Prof. Dr. Wendelin Stark, die DNA-basierte Datenspeicherung entwickelt und haben mit dieser am 17. Juni sogar den Europäischen Erfinderpreis gewonnen. Wie lange beschäftigen Sie sich bereits mit der DNA-basierten Datenspeicherung, wie funktioniert diese und was bedeutet Ihnen der Gewinn des Europäischen Erfinderpreises?
Prof. Dr. Robert Grass: Wir beschäftigen uns seit rund acht Jahren mit dem Thema DNA-basierte Datenspeicherung. Hierbei werden digitale Daten, welche eine Abfolge von 0 und 1 sind, in eine Abfolge von A, C, T und G übersetzt – die vier Bausteine von DNA. Diese Abfolge wird dann chemisch synthetisiert, und die erstellte DNA enthält dadurch die zu speichernden digitalen Daten. Durch Sequenziergeräte kann die Abfolge der ACTGs der DNA anschließend auch wieder ausgelesen und in eine Sequenz von 0 und 1 zurückübersetzt werden. Diese neue Form der Datenspeicherung soll in Zukunft beispielsweise digitale Archive auf kleinstem Raum sowie eine äußerst haltbare Lagerung ermöglichen. Der Gewinn des Europäischen Forschungspreises bedeutet für uns eine große öffentliche Anerkennung für unsere technische Arbeit, und wir können dadurch auch außerhalb der Forschungskreise auf unsere Arbeit aufmerksam machen. Im Optimalfall hilft uns diese hohe Sichtbarkeit sogar dabei, dass die von uns erfundenen Technologien schon bald rege angewendet werden.
akzent: Bisher haben Sie mit dieser neuen Datenspeicherungsmethode u.a. eine Netflix-Episode von „Biohackers“ und das „Massive Attack“-Album „Mezzanine“ in DNA gespeichert. Was sonst noch?
Prof. Dr. Robert Grass: In unserem ersten Projekt haben wir den Schweizer Bundesbrief und das Archimedes Palimpsest auf DNA gespeichert. Beides sind Dokumente von großer Bedeutung: Der Bundesbrief für die Geschichte der Schweiz, das Archimedes Palimpsest für die Geschichte der Mathematik.
akzent: Noch eine abschließende, persönliche Frage an Sie: Sie kommen ursprünglich aus Bregenz, leben und arbeiten aber inzwischen in Zürich. Sind Sie ab und zu noch am Bodensee zu Besuch und was bedeutet dieser für Sie?
Prof. Dr. Robert Grass: Ich verbringe mit meiner Familie mindestens eine Woche der Sommerferien in Bregenz. Dort genießen wir den See und den Pfänder. Mit dem See verbinden mich außerdem viele verbrachte Trainings in Ruderbooten beim RV Wiking Bregenz, und auch das Segeln habe ich am Bodensee, in Optimisten, gelernt.
Prof. Dr. Robert Grass
Chemieingenieur, Erfinder, Gründer, Vater von drei Kindern
geboren am 05.12.1979, Bregenz
Leitender wissenschaftlicher Mitarbeiter und Titularprofessor des Instituts für Chemie- und Bioingenieurwissenschaft an der ETH Zürich
Hobbys: Sommerferien am Bodensee, Rudern, Segeln
Text: Andrea Mauch
Fotos: Prof. Dr. Robert Grass