Ein histor(f)isches Ereignis: Aus allen Anrainerstaaten haben sich Fischer, Gastronomen und Verbandsvertreter sinnigerweise in Fischbach getroffen, um den gemeinen Bodenseefisch endlich zu einem besonderen Wildfang zu machen.

Jahrtausende blubberten die mittlerweile über 41 Fischarten im Bodensee einfach so umher (neulich kam der Südliche Steinbeißer dazu). Irgendwann in den 60ern hatte man sie allesamt fast in einer umgekippten Brühe ertränkt, aber dann doch noch den Bogen bekommen, hin zu einer Erfolgsgeschichte mit dem allersaubersten Trinkwasser der Welt. Nun erfreuen sich Mensch und Fisch zwar glasklarer Perspektiven, aber dafür sieht die Zukunft des klassischen Fischers trüb aus, gehen doch die Fangerträge rundherum alarmierend zurück. Warum allerdings dies jahr am Obersee allen (T)Unkenrufen zum Trotz ein extrem gutes Felchenjahr ist, vermögen nur die Wassergötter zu sagen …

Mit dem Ungemach des weniger gefangenen Fisches gehen allerdings auch zwei weitere große Probleme einher: Fisch aus Sonstwoher wird in den hiesigen Gastronomien gerne mal mehr oder weniger betrüger(f)isch als Bodenseefang deklariert, und manche Fischer überlegen in ihrer Not, im See Zuchtanlagen als freischwebende Netzgehege genehmigungsfähig hinzubekommen. Im November sind hier die finalen Anhörungen mit den zuständigen Ministerien. Umwelt- und Fischereiverbände haben sich bereits offensiv dagegen positioniert; während allerorten Querdenker händchenhaltend am Ufer standen, konnte man einer Prozession aus Fischereibooten zuschauen, die Tage später medienwirksam gegen Zuchtanlagen im See demonstrierte. Zuchtfische, die definitiv vernünftig sind, stellen wir übrigens in dieser Ausgabe in der Rubrik seezunge vor.

Und dann gibt’s ja immer noch den traditionellen „Wildfang“; also Fischer, die bei Wind und Wetter hinausfahren und mit traditionellen Fangmethoden ihre weniger werdenden Fische an Land ziehen. Und weil alles, was selten ist, bekanntlich lieb&teuer wird, möchte man diesem Fang besondere Wertschätzung zuteilwerden lassen. So haben sich 35 Gründungsmitglieder zur Vereinsgründung „Internationale Schutzgemeinschaft Bodenseefisch“ zusammengefunden. Diese hat sich zum Ziel gesetzt, den Bodenseefisch aus Wildfang zu fördern. Dabei ist das erste konkrete Ziel die Entwicklung des Markenschutzes, und als zweites hehres Ziel möchte man bei Gastronomie, verarbeitendem Gewerbe und nicht zuletzt den Genussessern das Bewusstsein für dieses natürliche Produkt schärfen.

Dass sich dabei Gastronomen, Fischer, Fachverbände und Genussvereinigungen nun nach zwei Jahren Vorarbeit unter einem D-A-CH zusammengefunden haben, ist umso bemerkenswerter, weil ja diverse seeumspannende Initiativen mit nicht weniger hehren Zielen eher erfolglos dahindümpelten. Es kommt nun einiges an Arbeit auf den neu gewählten Vorstand zu, bis das Netzwerk für den Bodenseefisch engmaschig und haltbar rund um den See geknüpft sein wird. F(r)ischauf!

Markus Hotz, Herausgeber akzent