Von der Konstanzer Fahrradbrücke in die Krisengebiete dieser Welt: Klavierkünstler Davide Martello spielt für die Menschen an der ukrainisch-polnischen Grenze in Medyka.
Davide Martello ist Straßenkünstler, Pianist und „Friedensengel am Flügel“. Der frühere Konstanzer und Weltenbürger spielt dort, wo es brennt: 2012 in Afghanistan, 2013 auf dem Taksim-Platz in Istanbul, 2014 auf dem Maidan in Kiew und 2015 vor dem Bataclan nach den Terroranschlägen in Paris. Im gleichen Jahr wurde sein Spiel für den Frieden mit dem „Europäischen Bürgerpreis“ ausgezeichnet.

Der Drang nach Frieden
Martellos musikalisches Engagement begann 2010 als Straßenmusiker im friedlichen Konstanz. Doch seine Rolle als Unterhalter auf Marktstätte und Fahrradbrücke reichte ihm nicht. 2012 gab er ein Weihnachtskonzert für die Bundeswehr in Afghanistan und ist seitdem on tour. Seine Botschaft ist klar: Peace. „Was mich antreibt, ist der Drang nach Frieden“, erklärt Davide Martello. Er sei nicht politisch im eigentlichen Sinne, sondern wolle den Menschen mit seiner Musik einen kleinen Moment Ruhe und Frieden schenken. Deshalb spiele er dort, wo er gebraucht werde. In Medyka kommen besonders viele Menschen „mit ihrem Köfferchen mit dem Allerwichtigsten“ aus der Ukraine über die Grenze nach Polen. Davide Martellos umgebauter schwarzer Flügel steht direkt hinter dem grünen Grenzzaun zwischen aufgestapelten Klamotten, Zelten und Lagerfeuern. Davor hat er in Lwiw am Bahnhof gespielt. „Der Zöllner dachte, ich spinne. Alle wollen raus aus dem Kriegsgebiet, und ich will rein.“ Angst hätte er jedoch keine. „Wenn ich die Menschen sehe, ihre Gesichter sehe, das gibt mir Kraft, das lädt meine seelische Batterie auf.“
Seine Klavierkunst teilt Martello über Social Media und ruft zu Spenden auf. Doch es geht nicht um ihn und seine eigenen Kompositionen: Wie „eine kaputte Schallplatte“ spiele er bekannte Klassiker auf Zuruf. „Imagine“ von John Lennon und „Hallelujah“ von Leonard Cohen berührten die Menschen über alle Grenzen hinweg: „Ich will ihnen sagen: Hier seid ihr sicher. Ihr habt es geschafft.“ Mittlerweile könne er sogar ukrainische Lieder spielen. Doch egal ob Lwiw, Medyka oder Konstanz, Martellos Botschaft bleibt die gleiche: Seid friedlich und grenzt niemanden aus. (ap)
Fotos: (c) Davide Martello