Geiger, Wessenberg, Lachenmann, Leica, Kunstgrenze, Grashey, Bagnato, Wesner, Mensing, Kunstfabrik, Walentowski und viele mehr – in Konstanz sind Galerien fester Bestandteil der vielseitigen Kunst- und Kulturszene. Einen besonderen Geburtstag feierte die Galerie Geiger in diesem Jahr, und die Städtische Wessenberg-Galerie widmet sich ganz der figurativen Abstraktion – auch online …
Galerie Geiger
Vor knapp 50 Jahren eröffnet und seit 1999 am Fischmarkt ansässig: Die Galerie Geiger begrüßt ihre Gäste bereits seit über 20 Jahren im Herzen von Konstanz – ab 22. Mai mit einer Gedächtnisausstellung für den 2019 verstorbenen Altmeister der Konstruktiven Kunst und documenta-Teilnehmer von 1977, HEIJO HANGEN. Im Herbst zieht die Galerie um Dr. Stephan Geiger und seinen Vater Roland Geiger dann in ihre neuen Räume im Bürogebäude „Rheingarten“ am Seerhein um. Wie es zu dieser Entscheidung kam und was die Tätigkeit als Galerist ausmacht, verrät Roland Geiger, der im April seinen 80. Geburtstag feierte, im Interview mit akzent.
akzent: Was versprechen Sie sich vom neuen Standort?
R. Geiger: Unsere neuen Räume zeichnen sich durch die attraktive Lage am Seerhein und eine verkehrstechnisch optimale Anbindung aus. Sie bieten zudem viel mehr Platz, den wir bereits seit Jahren vor allem für Büro- und Logistikflächen benötigen. Nach rund 300 Ausstellungen in 46 Jahren (164 davon in Konstanz) hat allein das Archiv einen enormen Platzbedarf. Der neue Standort soll zudem der stetig gewachsenen internationalen Bedeutung der Galerie Geiger Rechnung tragen und meinem Sohn Stephan eine gute Ausgangsbasis für die Zukunft bieten.
akzent: Es ist also viel los gewesen in der Galerie in den vergangenen Jahrzehnten … Was waren für Sie die persönlichen Highlights, seit diese in Konstanz ansässig ist?
R. Geiger: Ein Highlight war die Gesprächsrunde an der Universität Konstanz, die 2011 anlässlich einer Mack-Ausstellung stattfand. Prof. Ulrich Rüdiger, Heinz Mack und mein Sohn diskutierten bei dieser über das Verhältnis von moderner Kunst und moderner Physik. Ein weiterer Höhepunkt war die große Ausstellung zu unserem 40-jährigen Galeriejubiläum im Jahr 2015, die zeitgleich mit dem international vielbeachteten Auftritt von herman de vries auf der Biennale von Venedig stattfand und der Galerie dadurch viel Aufmerksamkeit einbrachte.
akzent: Noch eine abschließende Frage: Sie haben jüngst Ihren 80. Geburtstag gefeiert – ein stolzes Alter! Sind Sie selbst denn nach wie vor als Galerist in Konstanz tätig oder genießen Sie inzwischen Ihren Ruhestand und haben die Galerie an Ihren Sohn übergeben?
R. Geiger: Als Galerist geht es einem wie den Künstlern. Man kommt eigentlich nie ins Rentenalter, sondern lebt mit und für die Kunst – solange es gesundheitlich irgendwie geht. Dieser Beruf ist Brotberuf und Berufung zugleich. Ich bin natürlich nicht mehr so viel unterwegs wie früher. Das überlasse ich schon seit einigen Jahren meinem Sohn. Den Kontakt zu unseren Künstlern und den vielen langjährigen Sammlerfreunden in der Kunstwelt will ich jedoch nicht missen. Und in unseren neuen Räumen am Seerhein wird man mich sicherlich noch länger antreffen – und sei es nur außen, auf der Terrasse sitzend.
Herbert Vogt (1918 -2015) Figurenkomposition; ohne Jahr; Öl auf Spanplatte; 98 x 99 cm; Städtische Wessenberg-Galerie Konstanz Lachenmann Art, Juliane und Steffen Lachenmann | Coypright: Peter Wettering
Städtische Wessenberg-Galerie
„Form und Freiheit. Von der Figur zur Abstraktion“: Unter diesem Titel steht die aktuelle Ausstellung der Städtischen Wessenberg-Galerie. Sie verfolgt über den Zeitraum von mehr als hundert Jahren in spannungsvollen Gegenüberstellungen den Weg von der abbildenden Kunst über die figurative Abstraktion hin zum ungegenständlichen Schaffen. Ausgestellt werden Arbeiten bekannter Künstler ebenso wie Werke in Vergessenheit geratener Maler, Grafiker und Plastiker, die noch nie gezeigt wurden. Geplant sind – sobald es die Lage erlaubt – u.a. Happy-Hour-Abendveranstaltungen und (Familien-)Führungen. Begleitend zur Ausstellung gibt es schon jetzt digitale Formate, die von zu Hause aus Einblicke bieten – beispielsweise ein virtueller Rundgang durch die Ausstellung.
Lachenmann Art
Die Galerie für zeitgenössische Kunst zeigt in ihrer aktuellen Ausstellung „Speculations/Simulations“ die surreal-konstruktivistische, digital konzipierte Ölmalerei des albanischen Künstlers Genti Korini. Sie ist sowohl vor Ort als auch online und per Virtual Reality erlebbar.
Leica-Galerie
Als eine von nur 25 Leica Galerien weltweit ist die Galerie in der Konstanzer Niederburg sehr exklusiv und stellt regelmäßig bekannte Fotografinnen und Fotografen aus. Noch bis zum 19. Juni sind hier noch Bilder von Dieter Blum in der Ausstellung „Cowboys & Dancers“ zu sehen, darunter Aufnahmen aus der weltbekannten Marlboro-Kampagne.
Am 26. Juni eröffnet dann die neue Ausstellung „Von der Latenz der Bilder“ über eine der bedeutendsten Fotografinnen der deutschen Nachkriegszeit eine eigene Ausstellung: Evelyn Richter. Die 1930 in Bautzen geborene Fotografin ist vor allem bekannt für ihre Fotos der DDR, in denen sie die Realität der Republik schonungslos und doch mit so viel Feingefühl abbildete – Bilder, die lange Zeit die öffentliche Wahrnehmung von Evelyn Richter bestimmten. 2013 entdeckte man in ihrem Haus rund unentwickelt 70 Filme – es waren Aufnahmen von Reisen nach New York, Moskau, Venedig und London, aber auch ins beschauliche Wörlitz und in die rumänische Region Maramures¸, entstanden in den 2000er Jahren. Sie zeigen Menschen in stillen Momenten, im Restaurant, Museum oder der Metro, außerdem vereinzelte Landschaftsaufnahmen – und dazwischen immer wieder Selbstportraits der Fotografin, oftmals verschleiert durch Spiegelungen und Licht-Schatten-Spiele. Diese neuen Bilder sind eine Erweiterung des bekannten Schaffens von Evelyn Richter – qualitativ wie quantitativ – 40 dieser Fotografien werden in „Von der Latenz der Bilder“ zu sehen sein. Die Ausstellung dauert bis zum 25. September (Vernissage: 2. Juli).
Mit hochwertigen Ausstellungen wie dieser hat sich die Leica Galerie – gelegen in der pittoresken Konstanzer Niederburg – binnen kürzester Zeit auf die Kulturlandkarte der weiteren Region katapultiert. Der angrenzende Leica Store und das „Kaffee Blende 8“ haben überdies zur Beliebtheit der Galerie beigetragen.
Aktuelle Infos zu den Galerien in Konstanz
- artROOM | www.artroom-konstanz.com
- Atelier Hendricks | www.atelier-hendricks.de
- Galeria Il Punto | www.stragapede-didra.de
- Galerie Bagnato | www.galerie-bagnato.de
- Galerie Geiger | www.galerie-geiger.de
- Galerie Grashey | www.grashey.eu
- Galerie Kunstfabrik | www.kunstfabrik-konstanz.de
- Galerie Mensing | www.galerie-mensing.de
- Galerie Wesner | www.galerie-wesner.de
- Kunstgrenze Galerie | www.doerflingerstiftung.org
- Lachenmann Art | www.lachenmann-art.com
- Leica-Galerie | www.leica-galerie-konstanz.de
- Städtische Wessenberg-Galerie | www.konstanz.de/wessenberg-galerie
- Walentowski Galerien | www.walentowski-galerien.de
Text: Andrea Mauch
Beitragsbild: Heijo Hangen, ohne Titel, 1966, Acryl auf Leinwand, 80 x 160 cm