Gastropoly – ein neues, spannendes Gesellschaftsspiel für die ganze Familie am See! „Haben Sie noch einen Tisch frei?“ Einen? Viele! Bloß bedient werden kann man da nicht. Sorry.

Corona beschleunigt Entwicklungen. Die Gastronomie ist dabei wohl in den Turbo geraten. War es zuvor schon nicht einfach Personal zu bekommen, ist es diesjahr schier unmöglich. Und zwar dies- und jenseits der Grenzen am großen Teich.

Konnten in vielen Bereichen die Mitarbeiter mit Kurzarbeitergeld gehalten werden, war es in der Gastronomie ein Desaster: zu wenig landete als Netto in den Taschen der Menschen, die in ihrem Lohn ein ordentliches Trinkgeld miteinpreisen müssen. Das aber wurde staatlich nicht mit eingerechnet. Die wenigsten Gastronomen konnten oder wollten ihren Mitarbeitern über das Mindestmaß hinaus den Lohn aufstocken. So wanderten die Mitarbeiter in ihrer Not ab: nach Hause, irgendwo in Europas Süden oder Osten, wo sie mit weniger Geld leben können. Und haben allzu oft festgestellt, dass dort der Tourismus Corona-bedingt sogar früher boomt, und man auch da gutes Geld verdienen kann. Oder sie sind in andere Branchen abgewandert: Lebensmittelindustrie, Metzgereien, Supermärkte – Dienstleistung, Lebensmittel- und Kundenkontakt gibt’s auch da. Und mehr Sicherheit on top. Wozu also zurückkommen an den schönen Bodensee?

Auch bei studentischen Aushilfen: Fehlanzeige. Unis agieren im Fernstudienmodus, heißt: Uni von zuhause aus. Und wenn man sich schon eins sparen kann, dann sind es überteuerte Mietpreise in der Region für miese Studentenbuden. Um die zu finanzieren, war der Zusatzjob in der Gastronomie (oder auch im Handel) eine Option. Zuhause im Hotel Mama braucht‘s das nicht. Im Hotel am See fehlt jetzt dafür die Aushilfe.

Ausgerechnet jetzt, da allerorten der Inlandtourismus maximal angekurbelt wurde, die Menschen an die Gestade des Sees und ins Hinterland strömen.

Man sieht jede Menge Tische in Fußgängerzonen; Corona-bedingt waren die Gemeinden großzügig und ließen viel mehr Außenfläche zu. Doch sieht man auch immer weniger Mitarbeiter. Oft sind es die Familien selbst, die Tag und Nacht schuften und an ihre Grenzen kommen. Also lässt man Tische unbedient, im Innenraum kommt die Pandemie-Verengung gerade recht, mehr hätte man ohnehin nie „schaffen können“.

Der Ruf nach „Kellner bitte!“ verhallt ungehört. Am Arbeitsmarkt und ergo an den Tischen. Reservierungen werden zunehmend zum Glücksspiel. War früher schon mehr als ein Anruf nötig, geht’s jetzt durch die ganze Telefonliste der Lieblingslokale. Wenigstens Stammgäste haben einen Vorteil – das Bonuspolster (unter Mühen über Jahre angefressen!). Andere spielen in vielen Kneipen „Reise nach Jerusalem“ und Gastronomen blutet die Seele beim Anblick der so dringend nötigen Umsätze, die nicht zu retten sind.

Und so bekommen wir hier den Vorgeschmack, den Fachleute seit Jahren medial durchkauen: Fachkräftemangel in der Gastronomie! In der Folge werden sicher zwei Dinge passieren: das ohnehin zu günstige Preisniveau in den Restaurants muss steigen, die Löhne und die Wert(!)schätzung der Mitarbeiter gleichermaßen.