Neue Spielplätze am Bodensee           

In Sandkästen werden Burgen gebaut, bei der Gestaltung der Freiräume bei Wohnanlagen sind Spielplätze vorgeschrieben, für deren Planung Landschaftsarchitekten zuständig sind. Und wenn diese etwas mehr haben als die übliche 08/15-Ausstattung, ist oft ein Spielhaus oder -turm dabei. Spielplätze sind zwar ein Randthema der Architektur, aber sie haben vielfältige Bezüge dazu.

Plätze zum Spielen

Wer jetzt in diesem Sommer bei Ausflügen wieder mehr herumkommt, sieht immer wieder gute Beispiele für kindgerechte Spielplätze. Es gibt allerdings auch trostlose Fälle, wie hier bei einer Wohnanlage in einer Thurgauer Gemeinde, in der die Kinder zum Spielen mit einem stabilen Zaun eingesperrt werden, das ist aber nicht typisch für die Verhältnisse in der Schweiz.
Zu den Negativ-Beispielen gehören auch die vielen „normalen“ Spielplätze, die aus dem Standard-Trio Sandkasten, Rutschbahn und Schaukel bestehen. In dieser Form gibt es Spielplätze schon seit etwa hundert Jahren, und an den zuständigen Stellen in vielen Gemeinden glauben die Leute immer noch, dass das den Bedürfnissen der Kinder entspricht. Welche Strafen wären wohl für diese angemessen?

Man muss nicht selbst Kinder haben, um sich über diese kinderunfreundlichen Anlagen zu ärgern – es reicht, sich an die eigene Kindheit zu erinnern. Wo haben wir mehr gelernt, auf Spielplätzen oder in der Natur? Von welchen Orten sind wir dreckig und verschrammt, aber stolz und zufrieden nach Hause gekommen? Und wo sehen wir heute Kinder außerhalb von Spielplätzen, wenn sie etwas erleben wollen? In Wäldern, auf Bäumen und an Bächen – hier am Grenzbach zwischen Konstanz und Kreuzlingen.

Abenteuer, Wasser und Pfahlbauten

Die Antwort auf solche Fragen sind seit den 1970er Jahren die „Abenteuerspielplätze“, auf denen die Kinder und Jugendlichen etwas selbst gestalten können. Das ist da gut, wo es keine andere Möglichkeit gibt, aber mit den Abenteuerspielplätzen ist es wohl wie mit der „Erlebnisgastronomie“: Mehr und authentischere Abenteuer oder Erlebnisse gibt es eher da, wo es nicht auf dem Schild steht.

Eine Anregung für eigene Spiele sind etwa die Themen-Spielplätze, die immer mehr eingerichtet werden.
Da gibt es in Radolfzell am Ufer östlich des Bahnhofs den Wasser-Spielplatz mit einem kleinen Bach, der vom Spielplatz in den See geht.  Das Wasser ist bei Spielplätzen immer ein anziehendes Element für die Kinder, besonders in Städten, die keinen See haben, wie im Stadtgarten von Weingarten.
Ein beliebtes Thema in der Bodensee-Region, die durch die viele prähistorischen Pfahlbau-Siedlungen zum Weltkulturerbe gehört, sind auch die Pfahlbauten, beispielsweise der „Welterbe-Spielplatz Pfahlbauten“ ## in Ludwigshafen, wobei das „Welterbe“ wie eine Art Adelsprädikat wirkt.

Bei Restaurants ist die Kinderfreundlichkeit ein wichtiges Kriterium, deshalb haben fast alle, die einen Biergarten haben, dort auch eine Ecke für die Kinder, um in Restaurantführern in die entsprechende Kategorie zu kommen. Wenn die Gastronomen selbst Kinder haben, sieht man das oft daran, dass sie überdurchschnittlich kinderfreundlich sind und mehr bieten als die anderen. Bei Berggasthäusern ist dafür meistens auch mehr Platz, sodass wir bei diesen dann die größeren, besser ausgestatteten Spielplätze finden, wie auf der Alp Scheidegg ## am Weg zum Kronberg.

Konstanzer Eltern fordern

In Konstanz wird das Spielplatzangebot von vielen Familien als unterdurchschnittlich und nicht zeitgemäß wahrgenommen. Bei der Stadtverwaltung heißt es, die Spielstätten seien in gutem Zustand, aber das reicht eben nicht. Vor zwei Jahren hat sich eine Initiative von Familienvätern gegründet, um „bessere und aufregendere Spielplätze“ zu fordern. Auf den Konstanzer Plätzen würden sich die Kinder schnell langweilen, was dazu führe, dass die Familien Spiel-Ausflüge nach Kreuzlingen in den Seepark oder nach Radolfzell machten.


Text + Fotos: Patrick Brauns

Beitragsbild Spielplatz mit Aussicht, auf der Alp Scheidegg