Am 15. Mai 2020 wurde der Zaun entlang der Kunstgrenze zwischen Konstanz und Kreuzlingen abgebaut. Anlass, nochmals zurückzuschauen.

Mit der Schließung von Grenzen sollte das Coronavirus zu Beginn der ersten Welle auch in der Bodenseeregion in seine Schranken verwiesen werden. Vor einem Jahr wurden deshalb die Grenzübergänge dicht gemacht. Ein eigens errichteter Grenzzaun zwischen Konstanz und Kreuzlingen war im Frühjahr 2020 wochenlang Störfaktor, der für viel Herzschmerz, Aufregung und für mediale Aufmerksamkeit sorgte.

Hier spielten sich ergreifende Szenen ab, denn von Mitte März bis Mitte Mai trennte er auch viele Paare und Familien. Dann verschwand er quasi über Nacht am 15. Mai und soll – so waren sich danach alle Beteiligten einig – nie wieder aufgebaut werden.  Ein Teil der trennenden Gitter kamen sogar ins Museum als Beleg für außergewöhnliche regionale Zeitgeschichte.

Ein Rückblick mit vielen Bildern auf das, was im Frühjahr 2020 geschah. Vom Aufbau über Aktionen, Initiativen bis zum Abbau.

Aufbau

Aus einem Zaun wurden dann schnell zwei Zäune mit Sicherheitsabstand.

(Re-)Aktionen der Bevölkerung

Mit Aktionen wurde versucht, darauf hinzuwirken, dass von der Politik schnell grenz-übergreifende praktikable Lösung gefunden werden.

Schriftzüge am Grenzzaun verdeutlichten die enge Verbundenheit der beiden Grenzstädte. Aus  Kreuzlingen + Konstanz wurde KREUZTANZ und gegenüber von Schweizer Seite wurde VERBUNDEN mit rot-weißen Absperrbändern auf den Zaun „geschrieben“. 

Am Grenzzaun Konstanz-Kreuzlingen lief bis 20. April eine „Stille Demonstration gegen Grenzschließungen innerhalb des Schengenraums“. Bei dieser Aktion war – passend zum Standort an der Kunstgrenze – Kreativität gefragt. Eine erste Mitmachaktion sammelt beispielsweise positive Vibes. An einer anderen Station luden Spielbretter mit Figuren in den Nationalfarben der beiden Länder zum Spiel am Grenzzaun ein. Das Spielfeld war zwischen den beiden Grenzzäunen aufgebaut. Nur mit langen Stöcken konnten die Figuren bewegt werden. Gestaltet wurden die Brett-Spiele von der aus Konstanz stammenden Kunst-Studentin Chiara Hofmann unter dem Motto „Spielen mit Mindestabstand“.

Der Grenzzaun wurde mit vielen weiteren kreativen Ideen verschönert, die zu einem vielfältigen Gesamtkunstwerk verschmolzen.

Abbau

Museumsreif

Ein Stück des Grenzzauns wird im Haus der Geschichte Baden-Württemberg in Stuttgart ausgestellt. Laut Landratsamt Konstanz ist er Beleg für außergewöhnliche regionale Zeitgeschichte, weil wieder Barrieren, sichtbare wie rechtliche, zwischen den befreundeten Nachbarländern existierten. Nach Öffnung der Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz am 15. Juni hatte Landrat Danner Teile des Grenzzauns an die Ausstellungsleiterin des Stuttgarter Museums übergeben. Dabei äußerte Danner, dass es ihn sehr erschrocken habe, wir schnell eine Grenze hochgezogen werden kann.

Kunstgrenze mahnt

Der Zaun ist weg, die Erinnerung bleibt und mahnt, dass solche eine Blockade hier nicht mehr aufgebaut werden soll. Zwei Wochen nach dem Abbau äußerten die Bürgermeister von Kreuzlingen und Konstanz am 3. Juni , dass der Grenzzaun ein Fehler war. „Eigentlich sind Konstanz und Kreuzlingen eine Stadt“, so der OB von Konstanz und der Stadtpräsident von Kreuzlingen, meinte: „An der Grenze darf kein Zaun mehr aufgestellt werden, falls es zu einer zweiten Welle kommen sollte – oder ein anderes Virus im Anzug ist. Wir müssen die Probleme anders lösen.“ Seit dem Abbau des Zauns setzt die grüne Grenze zwischen Konstanz und Kreuzlingen, an der der Grenzzaun neun Wochen lang den Weg ins Nachbarland blockierte, mehr denn je ein Zeichen für die Verbundenheit der Länder.

Text + Fotos: Stefanie Göttlich

 

 

 

 

 

 

Text + Fotos: Stefanie Göttlich,