Der September ist traditionell der Monat der Kultur- und Baudenkmäler. Dieses Jahr wird der europäische Aktionstag zum 25. Mal begangen, sodass die Programme besondere „Highlights“ enthalten, aber auch die offenen Türen bei auf den ersten Blick unscheinbaren Gebäude lassen die Besucher diese dann in einem neuen Licht sehen.

Der europäische Denkmaltag, der traditionell am zweiten Wochenende im September stattfindet, feiert dieses Jahr sein 25-jähriges Jubiläum. Obwohl er eine europaweite Veranstaltung ist, hat er bisher meistens die Bodensee-Region thematisch geteilt durch ein national festgelegtes Rahmenthema. Dieses Jahr gibt es auch eine Termingrenze durch den See, da die Schweiz das Jubiläumsprogramm auf vier Wochenenden verteilt: Die Region Ostschweiz (mit Zürich!) ist erst am dritten Wochenende dran, also am 15./16. September. Die Themen berühren sich aber dieses Jahr: Auf deutscher Seite kann man „Entdecken, was uns verbindet“, bei den Schweizern gibt es Kulturdenkmäler „Ohne Grenzen“.

„Hereinspaziert“ in der Schweiz

 

Der grenzenlose Aspekt in der Schweiz wird sehr vielschichtig gesehen, denn es sollen „sprachliche, regionale, materielle, chronologische und soziale Grenzen“ fallen, wie es im Vorwort des 280 Seiten dicken Programms heißt. Inhaltlich geht es in der Schweiz von einer Werkstatt zur Herstellung historischer Öllampen aus Speckstein (im Wallis) bis zu den Sakralbauten der Nachkriegsmoderne (im Kanton Luzern), also den Kirchen der 50er- bis 70er-Jahre, bei denen die Architekten viel mit Lichteffekten durch die farbigen Fenster experimentierten.

Im Kanton Schaffhausen konzentriert sich das ganze Programm auf das Dorf Hemmental, das ziemlich abgelegen im Randen liegt, aber seit 2009 zur Stadt Schaffhausen gehört. Hier steht eine Kirche mit spätmittelalterlichen Fresken und Glasfenstern von Augusto Giacometti (1929), die aber so wenig bekannt ist, dass sie nicht mal einen Wikipedia-Artikel hat. Einen Tag der offenen Tür gibt es auch im Gasthaus Rössli in Mogelsberg, das zuletzt in der seezunge 2015 empfohlen wurde, und in St. Gallen führt ein Spaziergang zu den Brücken im Tal der Sitter. Im Thurgau liegt der Schwerpunkt auf Neben- und Kleinbauten, wie der „Schindler-Bunker“ in Frauenfeld, der heute für Kleinstausstellungen genutzt wird.

Offene Türen bei deutschen Denkmälern

Auf deutscher Seite ist sehr viel zu entdecken, was uns mit unserer Geschichte verbindet. Das Programm ist eine bunte Mischung aus „Klassikern“ wie der alten Hängebrücke über die Argen zwischen Langenargen und Kressbronn, und die spätromanische Stadtkirche in Engen mit den Führungen auf den Dachboden. Dazwischen gibt es aber auch Baudenkmäler, die bisher noch nie ihre Türen öffnen konnten – ein paar Beispiele: Stockach war jahrhundertelang ein wichtige Kreuzungspunkt des Postkutschenverkehrs, was dieses Jahr mit einem einstündigen geführten Spaziergang aufgezeigt wird – touristisch wäre einiges daraus zu machen. In Salem-Weildorf wird die historische Kegelbahn des früheren Gasthofs Adler gezeigt, die nach einem langen Dornröschenschlaf erst in den letzten Jahren restauriert wurde. In Ravensburg steht neben dem Stadtturm „Mehlsack“ die altdeutsche Weinstube des Hotels Waldhorn auf dem Programm. Etwas aus dem Rahmen fällt Konstanz, wo der Denkmaltag zusammen mit dem Architekturforum veranstaltet wird, das Programm wird erst nach Redaktionsschluss veröffentlicht. Einen Besuch wert ist die Mariahilf-Kirche, die dieses Jahr ihr 50-jähriges Jubiläum feiern konnte.

Staunen in Vorarlberg

Im österreichischen Teil des Bodenseelandes ist der „Tag des Denkmals“ am fünften Sonntag des Monats, am 30. September, und die Veranstalter versprechen: „Sie werden staunen, was in einem Denkmal alles möglich ist.“ Das Programm geht von Burgen und alten Kirchen bis zu jungen Baudenkmalen der Nachkriegszeit. Das 2013 eröffnete vorarlberg museum beantwortet anhand von konkreten Beispielen die spannende Frage nach der Auswahl: „Wie kommen Objekte ins Museum?“

Schweiz: die schönste Bank

Und es ist wieder passiert: Kaum ist ein Artikel abgegeben, kommt gerade zu diesem Thema noch eine interessante Information auf den Schreibtisch. In dem Fall waren es die Liegebänke, die immer mehr in der Landschaft stehen, zu denen das Projekt „Bankgeheimnisse“ der bei Lausanne lebenden Soziologin Renate Albrecher passt. Es ist eine interaktive Landkarte der schönsten Bänkli der Schweiz, auf dem man selbst die eigenen Lieblingsbänke eintragen kann. Dabei sind die Liegebänke noch eine kleine Minderheit, aber die Bänke sind von der Aussicht her immer eine Rast wert, wenn man beispielsweise direkt gegenüber den Säntis hat.

www.bankgeheimnisse.ch

Nationale Informationsstelle zum Kulturerbe: www.nike-kultur.ch
Deutsche Stiftung Denkmalschutz: www.tag-des-offenen-denkmals.de
Tag des Denkmals in Österreich: www.tagdesdenkmals.at

Text & Bilder: Patrick Brauns