Die in Konstanz lebende junge Fotografin Milena Schilling zeigt in der Leica Galerie Konstanz ab 11. April mit ihrer Ausstellung „Origio“, wie facettenreich und von Schönheit erfüllt das Leben ist. Ihre Bilder erinnern daran, dass wir alle aus dem gleichen Wasser geformt und darüber miteinander verbunden sind und beweisen, wie vielfältig schön der menschliche Körper ist.
Ursprungselement
Drei Jahre lang fotografierte Milena Schilling 45 Menschen aus Konstanz nackt im Bodensee. Menschen aller Körperformen und Hintergründe im Alter von 18 bis 73 Jahren tauchten vor ihrer Kamera ab. Antrieb für die Fotokünstlerin waren eine atemberaubende Begegnung mit der Natur im offenen Meer und die Erkenntnis, dass der Mensch selbst aus 60–70 % Wasser besteht, ihm dieses Element jedoch unzähmbar überlegen und zugleich lebensnotwendig bleibt. Obwohl 71 % der Erdoberfläche von Wasser bedeckt sind, kann der Mensch darin nicht leben. In der scheinbar unendlichen blauen Weite zu schwimmen, prägte die Fotografin tief und wurde der Beginn einer fotografischen Reise zum Wasser als Ursprungselement allen Lebens.
Sprung ins kalte Wasser
Für ihr Projekt entwickelte Schilling ein präzises Konzept – diesmal vor der eigenen Haustür in den Bodensee. Zunächst suchte sie Unterwasserspots in Ufernähe, weitete ihre Ortswahl jedoch rasch aus und entschloss sich schließlich, einen Segelschein zu machen. So brachte sie ihre Gruppe mit dem Segelboot ins tiefere Wasser, um die geplanten Szenerien unter der Oberfläche zu formieren.
Jede Komposition reifte in der Theorie, wurde an Land geprobt und schließlich im Wasser modelliert und fotografisch eingefangen. Dabei spielte die Natur regelmäßig all ihre Willkür aus: Wassertemperatur, Windstärke, Witterungsverhältnisse der Vortage, Pflanzen – nichts war planbar, verlässlich oder gar wiederholbar. Erst bei Wassertemperaturen unterhalb von 12 Grad war eine klare Sicht möglich. Die Tauchenden konnten deshalb nur wenige Minuten im kalten Bodensee verharren, und die Fotografin konnte pro Tauchgang nur eine einzige Aufnahme auslösen. Erst später am Bildschirm zeigte sich die Qualität der Bilder, was dem Projekt seine analogähnliche Echtheit verleiht.
Malerischer Blick ins nasse Element
Die mystische Ästhetik der Bilder wurde inspiriert von Gemälden und Skulpturen der Renaissance. Die Trübungen des Sees und das sanfte Licht des bewölkten Himmels erzeugen einen zeitlosen Charakter der Fotografien und wecken Erinnerungen daran, dass menschliches Leben umschlossen von Fruchtwasser heranwächst – beinahe schwerelos, frei von Besitztümern, getragen von einem Element, das keine Grenzen, Sprachbarrieren oder Hierarchien kennt.
Milena Schilling unterrichtet an der Hochschule Konstanz, wo sie als Stipendiatin für junge Professorinnen ausgezeichnet wurde. Derzeit bereitet sie sich darauf vor, eines Tages zu den gigantischen Meeressäugern zu segeln, um Wale im respektvollen Wechselspiel mit dem puren, winzigen Menschen zu fotografieren.
11.04., 19 Uhr | Eröffnung mit Milena Schilling
12.04., 12 Uhr | Milena Schilling führt durch ihre Ausstellung
bis 12.07. | Ausstellung
Leica Galerie Konstanz
Gerichtsgasse 14, D-78462 Konstanz
www.leica-galerie-konstanz.de
Foto: © Milena Schilling „O R I G I O“ / „nexus“