Was haben Grenzkontrollen und Grenzzäune mit Touristen und Hochschulen gemeinsam? Unser Herausgeber Markus Hotz verrät es Ihnen.

Um die Region Lindau wird demnächst ein Grenzzaun errichtet – zumindest wenn es nach der bayrischen Landesregierung geht. Zur vorsorglichen Absicherung gegen drohende Flüchtlingswellen aus Österreich greift man in Bayern unter lautem Wahlkampftrommelwirbel wieder zu schärferen Grenzkontrollen. Aktionismus kommt an beim CSU-Wahlvolk. Wohlwissend ignorierend, dass die allermeisten der Refugees sowieso längst irgendwo im Balkan oder der Türkei zwangswillkommen geheißen werden. Nicht auszudenken denn auch, wenn der frischgebackene Landes-Chef Söder im September zur feierlichen Eröffnung der schicken neuen Lindauhalle herbeieilend über Zeltlager von Kriegsflüchtlingen steigen müsste. Die überlässt man dann doch lieber anderen Urlaubsregionen im Süden.

Mit den stärker werdenden Grenzkontrollen macht Österreich ja gerade seine vertiefenden empirischen Erfahrungen in Tirol. Lässt sich bei populistischem Bedarf übrigens von der Brennerautobahn locker auf das Rheintal übertragen. Verstärkte Grenzkontrollen halten dann auch gleichzeitig eine besondere Spezies von Flüchtigen auf: die dem deutschen Spitzensteuersatz knapp Entronnenen.

Denen macht es sowieso nur grenzwertig Spaß, im Stau mit den vielen „Schweizer Billigeinkaufstouristen“ stehen zu müssen, die vorwiegend deutsche und österreichische Discounter stürmen und die Schlangen am Zoll, die Parkplatzsuche und die Aufenthaltsqualität der grenznahen Städte insgesamt belasten. Statt edler Papiertütchen mit It-Labels werden Riesenplastikbeutel namhafter Ramschläden an der entsetzten Latte-Macchiato-Schickeria in den Straßencafés vorbeigeschoben. Fast so, als würden am feinsandigen Strand des Premiumhotels in der Südsee statt der Segel von Luxusyachten vollgestapelte Containerschiffe vorüberziehen.

Apropos: Natürlich sind auch die Grenzen des Tourismus erreicht. So fabuliert der grenzüberschreitend agierende Hochschul-Thinktank „DenkRaumBodensee“ bereits über die drohende Begrenzung des Fremdenverkehrs und treibt Konstanzer und Lindauer Tourismusexperten den Angstschweiß auf die Stirn. Denn um auch den weniger akademischen Lesern der Regionalmedien den Ernst der Lage und damit auch die Grundlage der teuren Studie zu verdeutlichen, muss die unerwartet forsche These herhalten, dass gerade in diesen Städten „die Grenzen des Wachstums spürbar werden und die Akzeptanz von Tourismusprojekten bei den Bewohnern schwindet“. Nein?! Gerade in den zwei Grenz- und Inselstädten?! Getragen wird der grenzenlose Thinktank von der Universität St.Gallen, der Universität Konstanz, der Zeppelin Universität, der DHBW Ravensburg, dem Liechtenstein Institut und dem Vorarlberger Architekturinstitut sowie der Internationalen Bodensee-Hochschule.

Was die Frage aufwirft, ob vielerorts nicht auch beim Wachstum von Hochschulbauten die Grenzen bereits schmerzlich spürbar sind?

Markus Hotz, Herausgeber

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