D/USA – Konstanz/New York City | Iris Ornig lebt für die Musik. Die gebürtige Radolfzellerin war nach ihrem Studium der Jazz- und Popularmusik in St. Gallen losgezogen, um die internationale Musikwelt zu entdecken.

Nach ihrem Musicalstudium an der renommierten Londoner Guildhall School kehrte sie zwar zunächst in die „Großstadt Bodensee“, nach Konstanz, zurück. Seit 2003 jedoch lebt sie mitten in New York City und ist fester Teil der dortigen Jazzszene. Die Musikerin und Komponistin über das Leben in der etwas anderen Großstadt und ihre Sehnsucht zum Bodensee.

akzent: Wie muss man sich das Leben als Jazzmusikerin vorstellen? Jede Nacht Sessions bis morgens um 4 Uhr?

Iris Ornig: Oh nein. Ich habe einen relativ geregelten Arbeitstag, der zwischen 7 und 8 Uhr beginnt. Als ich neu in NYC angekommen war, hatte ich mir in den ersten Wochen Musiker gesucht, um ein Netzwerk zu knüpfen. Dabei ist Gino Moratti, Inhaber einer Musikagentur und Direktor einer der bekanntesten Jazzclubs in der Stadt (Jazz at Kitano), sozusagen mein Unterstützer geworden. Heute bin ich seine Assistentin für Werbung, Pressearbeit und Logistik. An ein bis zwei Abenden in der Woche stehe ich dann im Club selbst auf der Bühne, um zu moderieren. Das geht aber meist nicht länger als bis Mitternacht. Nur montags, wenn ich mit meinem Bass als Herzstück der Band bei der Jam-Session auf der Bühne stehe, wird’s auch mal spät. Zwischen Büro und Bühne dann proben und komponieren. Ich bin kreativ, solange es draußen noch hell ist. Und ich liebe es zu kochen! So viel Zeit muss sein.

akzent: Du hast bereits über 100 Lieder komponiert. Im Oktober erscheint Deine neue CD. Beschreibe Deine Musik mit drei Worten.

Iris: Es sind vier (lacht): melodisch, emotional mit überraschenden Wendungen. Es sind Instrumentalstücke für Trio bis Sextett. Ohne Gesang. Den Amerikanern waren meine Texte zu dubios, dann habe ich das sein lassen … Das Komponieren macht mir sehr viel Spaß. Es ist jedesmal ein Erlebnis, wenn Musiker spontan meine neuen Stücke mitspielen.

akzent: Wie unterscheidet sich die Musikszene in NYC von der in der „Großstadt Bodensee“?

Iris: NYC ist sehr schnelllebig. Die Stadt ist 24 Stunden wach. Und es ist eine Hochburg für Musiker und Künstler! Am Bodensee gibt es auch sehr gute Musiker, aber eher vereinzelt. Hier in NYC gibt es so viele! Das Niveau ist sehr hoch. Man kann einfach aus dem Haus gehen und trifft Musiker, ohne weit zu fahren. Vor ein paar Monaten war ich auf einem U2-Konzert, gerade mal zehn Minuten von mir entfernt.

akzent: Trotz all der Euphorie: Vermisst Du etwas aus der „alten Heimat“?

Iris: Den Bodensee! Das Meer hier ist kein Ersatz. Der Bodensee hat etwas Besonderes, eine einzigartige Stimmung.

akzent: Welchen (musikalischen) Traum gilt es noch zu erfüllen?

Iris: Ich möchte gerne Filmmusik schreiben, das ist fantastisch! Ich hatte schon viele tolle Erlebnisse, die Auftritte in der 55 Bar im West Village sind beispielsweise jedes Mal ein Highlight. Oder die Aufnahme meiner CD, die im Oktober erscheint. Doch Filmmusik wäre etwas ganz Besonderes.

www.irisornig.com

Text: Tanja Horlacher