PR kann auch mal nach hinten losgehen – besonders, wenn man mit Feuerwerken zündelt.

Wir erinnern uns: In einer wenig koordinierten Aktion wurde das größte Feuerwerk am See – zumindest dessen deutsche Hälfte! – einer weiteren unglücklichen PR-Aktion geopfert. Die beschauliche Bodenseemetropole kam sogar in die weltweiten Schlagzeilen: Mit der Ausrufung des Klimanotstandes hatte Konstanz als erste Stadt einen Riesenschritt getan – und sich auch prompt verstolpert. Während sich die Klimaaktivisten noch freudentränenüberströmt in den Armen lagen, rieben sich andernorts die Menschen ebenfalls die Augen: Rezeptionsmitarbeiter in Hotels im weiteren Umkreis etwa konnten besorgt anrufende (auch internationale!) Gäste immerhin dahingehend beruhigen, dass man auch ohne Gasmasken weiterhin anreisen dürfe. Eine Busladung voll verschreckter Koreaner mit Gesichtsschutz war froh, diese nach belustigter Entwarnung wieder aus dem sommerhitze- und angstschweißigen Gesicht entfernen zu dürfen.

Die Wellen schlugen hoch. Öffentliche, touristische und politische Institutionen der gesamten Region waren im Beschwichtigungsmodus, und kaum hatte man hier den Scheitelpunkt überwunden, brach auch schon die nächste Welle der Empörung im Sog des Klimanotstandes herein: Das größte Feuerwerk der Region – und damit das weithin sichtbarste Leuchtfeuer des Tourismusstandortes – drohte im aufgewirbelten Feinstaub zu ersticken!

Parallel sorgte auch Friedrichshafen mit desaströsem PR-Management dafür, dass sich noch wochenlang nach einem – räumlich zwar stark begrenzten, aber dennoch einige Menschen in Mitleidenschaft ziehenden – Fäkalabwasserunglück keiner mehr ins Bodenseewasser traute. Selbst die Fischer konnten sich nicht über den ungeplanten Dünger-Eintrag freuen. Ein Unglück kommt bekanntlich selten allein.

Und wenn der See auch physikalisch eher trennt und die Kirchturmstaaten überdies ihre Einflussgrenzen sorgsam sichern: Ins mediale Sommerloch passt unfassbar viel vom Bodensee! Daher waberte die Feinstaubwolke vom Konstanzer See-Feuerwerk medial über Kreuzlingen: Dort beeilte man sich zu versichern, dass das Feuerwerk auf Schweizer Seite natürlich (und neuerdings auch zusätzlich am Freitag für Einheimische!) weiter stattfände. Offensichtlich feinstaubverschnupft über die Erstinformation aus den Medien – statt direkt über die vielbeschworenenen „freundschaftlich-nachbarschaftlichen persönlichen guten Beziehungen“ – legte man sogar noch nach und ließ verlautbaren: Wenn Konstanz kein Feuerwerk mehr ausrichte, würde man das Kreuzlinger umso größer machen! Raketendiplomatie an der deutsch-schweizerischen Grenze!

Wenn man __das__ nur auch so geplant hätte – es wäre __der__ politische Coup schlechthin: Denn nun könnten sich die Konstanzer Politiker, Touristiker, Hoteliers und Gäste entspannt zurücklehnen und ein tolles Feuerwerk für lau genießen; alle Buchungen könnten wie ehedem trotzdem angenommen werden, keine weiteren Irritationen – und vor allem: keine Kosten und keine Verantwortung mehr! Es gäbe nicht nur wieder ein Feuerwerk, der feuchte Traum aller Touristiker hüben wie drüben würde nun endlich wahr: __ein__ großes Feuerwerk!

Und nicht nur das (siehe Story in dieser Ausgabe): alle Städte und Gemeinden im weiten Umkreis – mit Ausnahme von Ravensburg, die beim Rutenfest ebenfalls auf den Konstanzer Trichter kommen – stehen lauthals medial zu jeweils „ihrem Feuerwerk“!

Jetzt knallt es also garantiert allerorten …

Markus Hotz, Herausgeber

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