Der größte Feind von Kino, Kunst, Konzert und Theater steht verführerisch einladend und immer raumgreifender da, lockt Tag&Nacht mit umwabernder Gemütlichkeit und zieht passiv aggressiv unablässig Aktivierungsenergie aus jedermann -frau, -kind und überhaupt aus allen und allem: Das Sofa!

„Die Couch wird zum Epizentrum der modernen Freizeitgestaltung der Deutschen“, stellte die ZEIT Anfang September ernüchtert fest; auch die Kronenzeitung enthüllt, dass „mittlerweile ein Viertel der Österreicher ihre Freizeit einfach gerne faul auf dem Sofa verbringen“ und die Schweizer Sonntagszeitung resigniert: „Wir bekommen den Hintern einfach nicht mehr vom Sofa hoch!“ Also alles für‘n Arsch?!

Im gemütlichen Polster wird die Freizeit häufig mit Handy, Fernsehen oder Faulenzen verbracht. Das geht übrigens auch bequem zu zweit oder zu dritt … Parallelwelten nur ein Sofakissen weiter; allein zu zwein zu drein oder … eben zu Millionen!

Vom Sofa aus kann man eigentlich alles erledigen: via Mainstream kommen der Einkauf, der Blockbuster, das fesselnde Buch und sogar alte und ganz neue Freunde jederzeit direkt ins Wohnzimmer. Outdoor ist out!  Und während sich „da draußen“ die jungen Leute panisch auf die Straße kleben, kleben andere nur träge im Polster.

Dass sich das soziale Leben mehr und mehr in die eigenen vier Wände verlagert, ist nicht nur mit Corona zu entschuldigen, bereits im 19. Jahrhundert wurde die Spanne vom Ende des Wiener Kongresses 1815 bis zum Beginn der bürgerlichen Revolution 1848 in den Ländern des Deutschen Bundes als Biedermeier bezeichnet. Draußen der Straßenkampf, die Revolution. Drinnen die behagliche, heile Welt. Brandstifter und Biedermann – Geschichte wiederholt sich. Das Branding freilich tauscht sich aus „Homing“ in den 80ern, Cocooning in den 90ern und grade ist „Hygge“ total trendy, also in Wollsocken kuschelig-gemütlich zu Hause. „Ein Richtungstrend“ aus dem häufig kalten Skandinavien für eine sich immer mehr aufheizende Welt sogar im Süden?!

Die Welt da draußen kommt dann nur noch blaugefiltert an; man liest Nachrichten von Händlern in Innenstädten, die bedauerlicherweise schließen, wundert sich über den Bäcker um die Ecke, der zum X-ten Nagelstudio mutiert und ist auch mit bis zur Schmerzgrenze etat-gekürzten Kultur-Veranstaltern ja so total solidarisch, … also da klickt sichs grad von selbst auf die Online-Petition. Und auch die sogenannten „jungen Leute“ sind voll im Trend: „chill doch mal“, der Kampfruf einer ganzen Generation.

Beruhigend ist das allerdings nicht für eine sich immer mehr hirnzermarternde Veranstaltungs- und Kultur-Szene, für Gastronomen und Händler, die sich jahrfürjahr mehr plagen müssen, die Trägheit der Masse zu locken.

Wenn Sie also diese Zeilen auf Papier lesen, dann sind sie eine der seltenen Aktivisten, die sich tatsächlich an einen unserer über 2.000 handverlesenen POIs tummeln – den aufregend-vielfältigen Points of Interest an unserem großen Teich. Wenn Sie die Zeilen allerdings online lesen und auch noch auf dem Sofa, dann sind Sie definitiv zu träge – oder schlicht masochistisch veranlagt: Denn wieso liest man über 100 Seiten lang, was eine der spannendsten Kultur-Landschaften monatlich zu bieten hat und kann dabei doch in aller Seelenruhe zu Hause im Sofa sitzen bleiben? Also raus aus den Sprungfedern, das Abenteuer beginnt bekanntlich neuerdings schon vor der Haustür – übrigens jetzt gerade vor Ihrer…