Um sein Karma braucht sich Yanek Schiavone wohl keine Gedanken mehr zu machen: Mit Anfang 30 hat er schon mehr Gutes in Sachen Nächstenliebe bewirkt als die Mehrheit der Menschen am Ende ihres Lebens. Mit dem von ihm gegründeten Verein „Des sourires pour le Togo“ schenkt der Tägerwiler vor allem den Kindern in dem westafrikanischen Land Togo eine Lebensperspektive.

„Sourire“, also lächeln, ist eine von Yaneks leichtesten Übungen. Das Lächeln scheint ihm ebenso angeboren wie die Freude am Helfen. Schon während einer Weltreise, die er mit Mitte 20 unternommen hat, war er in alle möglichen Hilfsprojekte involviert, arbeitete unter anderem mit Straßenkindern in Manila und lebte bei einem Indianerstamm in Peru. Dann kam Togo, wo er als Französisch-Lehramtsstudent einen mehrmonatigen Sprachaufenthalt verbrachte. Yanek stand vor Klassen mit 80 bis 100 Schülern, trainierte junge Fußballmannschaften und ihm wurde klar: Diese Kinder brauchen Hilfe. „Zusammen mit einem Kollegen drehte ich dort ein Video und schickte es mit einem Spendenaufruf an Freunde. Einer hatte gerade Geburtstag und zeigte das Video den Gästen. Zwei Tage später konnten wir über Western Union 700 Euro abheben.“ Davon wurden unter anderem Schulmaterial und Fußbälle gekauft und Yanek machte die Erfahrung:“Die Menschen in Togo sind unglaublich dankbar. Dort kann man mit so wenig Geld so viel erreichen!“

Wieder zu Hause, brachte er per Facebook einen „ganz zaghaften“ Spendenaufruf: Geld- und Sachspenden für Togo. „Ab diesem Tag hat sich mein Leben verändert.“ Yanek, der damals noch bei seinen Eltern in Tägerwilen wohnte, wurde mit Sachspenden geradezu überschüttet. „Meine Eltern haben mich für verrückt erklärt, und ich merkte zu ersten Mal, welches Potenzial soziale Netzwerke haben“, sagt er lachend. Und dann: Wohin mit all den Sachen? „Zusammen mit freiwilligen Helfern wurde alles sortiert und verpackt. Eine Riesenarbeit. Dann haben wir alles per Container nach Togo verschifft.“ Im Verlauf der Togo-Idee meldeten sich Leute bei ihm, die er „nie zuvor gesehen“ hatte. Parallel wurde der Verein „Des sourires pour le Togo“ gegründet.

Yanek reiste zunächst mit zwei Freunden nach Togo, um die verschifften Spenden zu verteilen. Spontan, aber auch naiv, wie er bald erfuhr. „Wir wurden von Stammesfürsten eingeladen und hofiert. Aber als Geschenkonkel zu kommen, das bringt auch böses Blut.“ Die nächste Stufe auf der Erfahrungsleiter war die Einsicht, sich künftig auf Geldspenden zu beschränken und damit Projekte vor Ort in die Wege zu leiten. „Hilfe zur Selbsthilfe“, wie Yanek sagt. Mit Fokus auf Kinder, Bildung – und Nachhaltigkeit. „Wir statten pro Jahr zwei- bis dreitausend Kinder mit Schulmaterial aus, das vor Ort hergestellt, bzw. gekauft wird. Mit dem Ziel, auch die Wirtschaft im Land zu unterstützen.“

Seit sieben Jahren ist Yanek – er arbeitet mittlerweile als Lehrer im Kanton Thurgau – pro Jahr drei Monate in Togo, um Projekte zu realisieren und mit anzupacken. Der Verein zählt derzeit 45 Mitglieder, deren Hauptarbeit darin besteht, Spenden zu sammeln, Events zu organisieren und Projekte in Schulen anzustoßen. „Ohne die Hilfe der Vereinsmitglieder wären all diese Projekte gar nicht“, sagt Yanek. Jeder Cent, jeder Rappen, der gespendet wird, geht nach Togo. Mehrere Schulen, Waisen- und Frauenhäuser und etliche Brunnen wurden inzwischen gebaut, medizinische Einrichtungen etabliert. „Bei jedem Projekt werden die Menschen vor Ort direkt einbezogen“, sagt Yanek. Bei einem Brunnen beispielsweise brauche es ja auch Leute, die sich um die Wartung kümmern.

Dass mit zunehmenden Spenden auch die Verantwortung und damit die (ehrenamtliche) Arbeit wachsen, schreckt ihn nicht. „Die Freude der Menschen spornt mich immer wieder an. Geteiltes Glück ist ein Segen, ohne dass wir hier auf etwas verzichten müssen. Und in Togo erlebe ich einen großen Zusammenhalt und viel Lebensfreude.“ Multipliziertes Lächeln, sozusagen.

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