A – Feldkirch | „z’Fealdkirch – Behind the Postcard“ heißt der Bildband, in dem Mark Lins in Schwarz-Weiß die dunklen Ecken seiner Heimatstadt beleuchtet. Bilder, Szenen und Momente hinter der Postkartenidylle.

„Mein Ziel war kein Ghetto- oder Drogenbuch. Ich will zeigen, was meine Stadt zu dem macht, was sie ist. Eine Stadt mitten im Ländle, die neben schönen Blüten auch spitzige Dornen hat.“ Mark Lins ist Familienvater, Druckstufenvortechniker, Hobbyfotograf und Skateboarder. Er hat die Street-Fotografie zu seiner Passion gemacht. Richtet den Sucher auf versteckte Milieus und zoomt auf Extremes. „Wenn ich beispielsweise in London bin, fotografiere ich lieber Müllcontainer und Graffiti als den Big Ben“, erklärt er. Jede Stadt habe diese Zonen. „Es gibt viele Orte, an denen du täglich vorbeikommst, aber nie wirklich siehst“, erklärt er und: „Mein Wunsch ist, dass eingesessene Feldkirchen etwas entdecken, das sie nicht kennen.“

Berührende Momente

Als kontrastreiches Stilmittel hat er die Schwarz-Weiß-Fotografie gewählt. Der Hobbyfotograf war mit seiner Kamera in düsteren Unterführungen und geheimen Luftschutzstollen. Er zeigt kleine Gasthäuser, in denen der Arbeiter sein Feierabendbier trinkt, das Industriegebiet, Abstellgleise. Gute Kontakte zur Feldkircher Stadtpolizei haben ihm die Türen einer Arrestzelle und des Schwurgerichtsaals geöffnet. Den menschlich größten Moment erlebte er im Caritas-Café. Jeder kann dorthin kommen und sich aufwärmen. Die Drogensüchtigen tauschen hier ihre Spritzen aus. „Der Umgang des Leiters mit den Süchtigen hat mich tief berührt. Er kommuniziert mit ihnen auf Augenhöhe und bringt ihnen Wertschätzung entgegen.“ Intensiv seien auch die Stunden in der Pathologie gewesen. „Da hatte ich schon mulmige Gefühle und fühlte mich stark mit meiner Endlichkeit konfrontiert.“

Ein liebevoller Blick

Gestellt habe er nichts. Die Wirklichkeit sei sowieso viel skurriler als die Fantasie es je sein könne, sagt er und beschreibt das Bild, das sich ihm hinter dem Bahnhofsgelände bot: „Da lag ein kaputtes Aquarium. Ein abgewetzter Kinderteppich. Ein kleiner Tisch mit Spritze, Nadel … das volle Programm eben. Fünf Minuten früher wäre ich live dabei gewesen.“ Drei Jahre lang hat ihn sein Projekt – seine Herzensangelegenheit – beschäftigt. Drei Jahre in denen er in Nachtaktionen in Feldkirch unterwegs war, und Beziehungen zu Menschen und Orten aufgebaut hat. Manches habe er zu zeigen geplant, aber „viele Bilder sind einfach passiert“. Sein Buch soll – trotz aller Düsternis – ein liebevoller Blick auf das echte Leben seiner Heimatstadt sein: „In guten wie in schlechten Tagen. Mit Ecken und Kanten wie in einer Beziehung.“

Davor und dahinter

Mark Lins, 32 Jahre, aufgewachsen in Feldkirch, lebt in Dornbirn Job: Druckvorstufentechniker, Mitgründer von mlzwo.com Hobbys: Fotografieren, Skaten, Familie Titel: „z’Fealdkirch – Behind the Postcard“ Inhalt: 200 Seiten mit über 170 Fotos Special: Fotoindex für Leute, die selber fotografieren Zielgruppe: jeder, der sich für Street-Fotografie oder für das wahre Feldkirch interessiert. Präsentation: im September Weitere Projekte: Aktuell nicht geplant, aber nicht ausgeschlossen.

www.mlzwo.com

Text: Susi Donner | Fotos: Handout Lins/mlzwo.com