Nachhaltige Mode: Das Start-up Labwear Studios aus Bad Ragaz hat es sich zum Ziel gesetzt, die Regeln der Modeherstellung neu zu schreiben. Das Team um die drei jungen Schweizer Gründer Michael Mangold, Samuel Thoma und Nicolas Schierle möchte jegliche Verschwendung beseitigen und die Kreislaufwirtschaft fördern.
VON ANDREA VONWALD
„Durch einen schlanken Produktionsansatz mit kleinen Mindestbestellmengen, Produktion auf Abruf, kreislauffähige Monofaserstoffe und lokale Produktion möchten wir auf innovative Weise dazu beitragen, die Modeindustrie nachhaltiger zu gestalten“, erklärt Nicolas Schierle. Labwear Studios steht gemäß der Jungunternehmer für die Modeindustrie 4.0, die das Ziel verfolgt, weg vom reinen Konsum hin zu Innovation, Nachhaltigkeit und Kultur zu kommen. Das Start-up arbeitet dazu mit über hundert kleineren Schweizer sowie internationalen Modelabels und Designerinnen zusammen. Auch größere Kollaborationen wie mit Vogue UA und Nike konnte das junge Unternehmen bereits realisieren. „Das Umfeld in der Schweiz ist, im Gegensatz zu den USA, leider noch sehr konservativ“, so Samuel Thoma, der darauf hinweist, dass die Modeindustrie im Allgemeinen aktuell nach wie vor von Großunternehmen und Massenproduktion dominiert werde. „Das macht es für Startups natürlich umso schwerer“, ergänzt Michael Mangold. „Wir würden uns wünschen, dass vor allem große Modeunternehmen offener gegenüber innovativen Ansätzen, wie wir sie verfolgen, wären.“
Faire Produktion in Europa
„Ein weiteres Problem der Modeindustrie ist, dass die Preise immer weiter gedrückt werden und sich die Konsument innen so an immer unrealistischere niedrige Preisniveaus gewöhnen respektive bereits gewöhnt haben“, merkt Schierle an. Labwear Studios legt großen Wert auf die nachhaltige, kreislauffähige Produktion und hat sich zudem bewusst für einen Hauptproduktionsstandort in Europa entschieden. Als Produktionshub für ihre faire Mode dient dem jungen Unternehmen eine Fabrik inklusive Lieferkettenzentrum rund um das portugiesische Braga, die ausschließlich Labwear Studios Artikel herstellt. „Aufgrund des schnell wachsenden Produktionsvolumens haben wir inzwischen allerdings schon 14 Fabrikpartner“, berichtet Mangold und ergänzt: „Unser Ziel ist es, möglichst viele dieser Partner mit unserer Produktion komplett auszulasten.“ Die volle Transparenz zum Fußabdruck der verschiedenen Stoffe und zu den Produktionsstandorten ist dem Team dabei ein besonderes Anliegen. Laut den Gründern muss ein nachhaltig und fair produziertes T-Shirt mindestens 45 CHF kosten. „Damit Upcycling attraktiv ist und so eine Kreislaufwirtschaft aufgebaut werden kann, sind höhere Preise wichtig“, sagt Thoma. „Entscheidend ist, dass die Transportkosten im Verhältnis zum Produktpreis nicht zu hoch sind. Nur so lohnt es sich, das T-Shirt zu recyceln und es in ein neues Produkt zu verwandeln, anstatt ein komplett neues zu produzieren.“ Verkauft werden die T-Shirts von Labwear von ihren Abnehmer*innen letztendlich im Bereich von 45 bis 120 CHF. Die Kleiderschränke der Gründer selbst sind laut eigenen Angaben voll mit ihrer eigenen Mode, wobei es auch Ausnahmen gibt: „Wir kaufen natürlich auch mal etwas anderes. Wenn, dann ist dies aber oft Vintage oder ein besonders hochwertiges Produkt, wovon wir lange etwas haben. Wir kaufen hier äußerst bewusst und am liebsten auf Vorbestellung von jungen Modedesigner*innen.“
Smartes Produktionsökosystem & Expansion
Dieses Jahr steht für Labwear Studios ganz im Zeichen der Skalierung. Neu lanciert hat das Gründerteam in diesem Zuge die Software-Plattform „LabwearOS“. Diese diente bisher dazu, die Fabrik-Partner zu organisieren und Daten zu sammeln. Nun sind die Fashion Designer und Brands über diese direkt eingebunden. „Die Designer können neue Kleidungsstücke direkt in der Software entwickeln und produzieren lassen und die Produktion ist mit Live Status Monitoring versehen“, so Thoma. Nach über einem Jahr der Entwicklung soll die Software nun für ein smartes Produktionsökosystem sorgen, das zum einen die Überproduktion drastisch reduzieren und zum anderen wichtige Ressourcen für junge Designer zugänglich machen soll. „Die Industrie muss sich rasch ändern, ansonsten ist es zu spät. Es kann nicht ewig mit Greenwashing weitergehen!“, sind sich die Gründer ihrer Verantwortung bewusst. Um schneller wachsen zu können, wagt sich das Start-up nun an die erste Finanzierungsrunde, die wichtige Investitionen in die Entwicklung der Lieferketten-Algorithmen und der Marktexpansion ermöglichen soll. Bis nächstes Jahr möchte Labwear Studios zudem mithilfe seiner smarten Technologie die Vorlaufzeiten für die Produktion von drei bis sechs Wochen auf unter zwei Wochen reduzieren und so die angestrebte Fertigung auf Abruf weiter optimieren. Auch das Team soll um weitere Talente erweitert und ein Büro in Portugal eröffnet werden. „Wir haben eine starke Plattform und können nun in ganz Europa Veränderungen vorantreiben“, so die Gründer.
Labwear Ventures GmbH
Kirchgasse 15
CH-7310 Bad Ragaz
www.labwearstudios.com