Parallelen zuhauf: Die derzeitige G2-, G3- und Zertifikats-Diskussion erinnert zuweilen an die Raucher-Diskussion, die übrigens in Vorarlberg vor nicht allzu langer Zeit erst zu Ende ging – als letzte Region um den See durfte auch hier dann irgendwann nicht mehr in Restaurants und öffentlichen Räumen geraucht werden. Auch da ging es um Gesundheit und Freiheit im Dunstkreis.

Der vorausgegangenen jahre-, um nicht zu sagen jahrzehntelange gesellschaftliche Streit spaltete ebenso fast unversöhnlich in Befürworter und Gegner. Gastrovertreter wurden dabei nicht müde, den Niedergang des gesamten Gewerbes zu beschwören: Gäste würden massenhaft wegbleiben, bestimmte Segmente müssten größtenteils geschlossen werden. Die Spaltung der Gesellschaft in Nichtraucher und unterdrückte Raucher nahm teils groteske Züge an. Gekommen ist es, wie wir alle wissen, doch anders. Zunächst blieben irritierte Gäste eher weg, später nahmen sie die rauchfreien Räume dankbar an und heute wäre es anders gar nicht mehr vorstellbar.

Schon damals sorgte sich die Politik und große Teile der Gastronomie übrigens nicht zuletzt um das Wohlergehen der dort im „Dunstkreis“ arbeitenden, ohnehin raren Mitarbeiter und seither hat sich auch hier der Trend eher verstärkt: mehr Gäste, weniger Mitarbeiter!  

Im Nachhinein hätte etwas mehr Gelassenheit beiden Seiten gutgetan. Irgendwann saßen ja doch alle wieder zusammen vereint – an irgendeinem Tisch, in irgendeinem Restaurant, irgendwo am See.

Verunsicherung ist dabei immer der größte Stolperstein: Bevor man als Konsument nicht genau weiß, was nun gilt, lässt man es vorsichtshalber „lieber erstmal“.  Damals blieben also zunächst Raucher und Nichtraucher aus und die Skeptiker werteten dies als klare Bestätigung ihrer pessimistischen Prognosen. Heute wissen wir es besser: Klarheit nutzt der Raumluft und der Kommunikation gleichermaßen.

Klarheit täte auch in den jeweils aktuellen Pandemie-Verordnungen mehr als Not: was gilt wo und wann und dann bitte mindestens mal vier in allen internationalen Regionen am See grad nochmal? Mal eben „rüber“ wird zum Hindernisparcours.

Zum Einkaufen nach Deutschland, zum Wandern in die Schweizer Berge, Einkehren in Vorarlberg, Besuche von Festivals, Konzerten oder Ausstellungen – wo früher höchstens die Schwerkraft des heimischen Sofas entgegenwirkte, bedarf es heutzutage deutlich mehr Überwindung und teils erheblichem Rechercheaufwand.

Die international ach so erfolgreiche Tourismusregion versagt dabei, auf ganzer (Grenz)Linie: Zu gelebter Gastfreundschaft gehört immer eine klare Kommunikation. Doch die Akteure aus Gastronomie, Handel, Tourismus und regionaler Politik haben es bis heute nicht geschafft, jeweils schnell und klar zu kommunizieren „was grad Sache ist“.  Sämtliche Verbände und Vereinigungen begnügen sich seit eineinhalb Jahren damit, jeweils kaum verständliche, gesetzliche Verordnungen 1:1 zu übernehmen und weder für Mitglieder noch für Gäste und Kunden in verständliche Form zu bringen. Bis heute haben viel zu viele Gastronomen und Händler, Einkaufszentren, Kulturveranstalter und Dienstleister teils noch nicht mal irgendwelche und wenn dann eher verwirrende Angaben auf ihrer eigenen Website, während gleichzeitig in allen und vor allem den sozialen Medien eine Überflutung an Information stattfindet.

Man hat sich in der Region offenbar zu sehr an Nebel gewöhnt und daran, dass er ja irgendwann von selber wieder weggeht. Die Umkehrung des Wortes Nebel heißt übrigens Leben …