Die Nachricht „Alexandro Rupp hat die Vorarlberg Lines Bodenseeschifffahrt gekauft“ hat am See hohe Wellen geschlagen. Seit 2010 war er Geschäftsführer des touristischen Unternehmens, nun gehört ihm die schöne Flotte: MS Austria, MS Vorarlberg, MS Alpenstadt Bludenz, MS Stadt Bregenz, MS Montafon und das Eventschiff MS Sonnenkönigin, die alle ihren Heimathafen in Bregenz haben. Im Interview mit Susi Donner erzählt er von seinen Zukunftsplänen – aber verrät nicht, wie viel das Schifffahrtsunternehmen gekostet hat.
akzent: Herr Rupp, wie viel Mut haben Sie zusammengenommen, um das Schifffahrtsunternehmen zu kaufen?
Alexandro Rupp: Allen. Mir war bewusst, dass das derzeitige Umfeld mit den diversen Krisen eine große Herausforderung darstellen wird. Corona ist kein Thema mehr, aber gerade die Energiekrise im Zusammenhang mit der Teuerung wird uns leider noch länger beschäftigen. Aber wenn ich es nicht versuche, werde ich es nie erfahren.
akzent: Wie lange haben Sie überlegt, bevor Sie diesen Schritt vom alleinigen Geschäftsführer zum alleinigen Eigentümer gemacht haben?
Alexandro Rupp: Das Ganze war ein Prozess über mehrere Jahre, in denen ich täglich schon wie ein Unternehmer gehandelt und entschieden habe.
akzent: Was bedeuten Ihnen die Vorarlberg Lines?
Alexandro Rupp: Mir liegt die Vorarlberg Lines Bodenseeschifffahrt am Herzen und daher ist es mir sehr wichtig, das Unternehmen in eine nachhaltige, erfolgreiche Zukunft zu steuern.
akzent: Ist das also eine emotionale Entscheidung gewesen?
Alexandro Rupp: Ich habe in den letzten 13 Jahren sehr viel Herzblut in die Vorarlberg Lines gesteckt. Für mich ist nun ein Wunsch, der sich in dieser Zeit entwickelt hat, in Erfüllung gegangen.
akzent: Dürfen oder wollen Sie verraten, wie viel die Vorarlberg Lines Bodenseeschifffahrt GmbH gekostet hat?
Alexandro Rupp: Hier wurde Stillschweigen vereinbart.
akzent: Was bedeutet dieser Schritt für die Bodenseeschifffahrt?
Alexandro Rupp: Für die österreichische Bodenseeschifffahrt, für unsere treuen, motivierten Mitarbeiter*innen heißt es, dass wir gemeinsam unseren Kurs in eine sichere, familiäre Zukunft steuern.
akzent: Was haben Ihre Mitarbeiter*innen dazu gesagt, die Sie ja schon sehr lange kennen?
Alexandro Rupp: Von meinen Mitarbeiter*innen und Geschäftspartnern habe ich viele schöne Gratulationen und Glückwünsche erhalten.
akzent: Was sind Ihre Pläne? Gibt es einen Kurswechsel?
Alexandro Rupp: Im Großen und Ganzen wird sich nicht viel ändern, außer dass wir den Markt noch stärker bearbeiten werden und wir die Unternehmenskultur Richtung Familienunternehmen lenken werden. Wir wollen weiterhin ein kleines, flexibles und starkes Team auf dem Bodensee sein. Mit unseren neuen Premiumeventfahrten auf dem MS Sonnenkönigin, wie die Schlagerparty mit Ross Antony, unserem Soulabend mit der Band Soulkitchen und der Revivalparty mit Right Said Fred, wollen wir verstärkt auch internationale Stars auf den Bodensee bringen.
akzent: „Papa war shoppen. Er hat die Vorarlberg Lines Bodenseeschifffahrt gekauft“ – was hat Ihre Frau dazu gesagt? Ihre Kinder? Wie stark trägt Ihre Familie die Entscheidung mit?
Alexandro Rupp: Meine Frau und meine Kinder haben einen wesentlichen Anteil daran, dass ich diesen Schritt gewagt habe. Alle waren in den letzten Jahren in irgendeiner Weise schon mit dabei, sei es als Ideengeberin für die Dekoration diverser Events oder meine Kinder als Ferialmitarbeiter*in im Sommer. Alle sind begeistert und eines meiner Kinder hat im Februar damit begonnen, bei den Vorarlberg Lines ganzjährig zu arbeiten.
akzent: Sie sind gebürtiger Bregenzer. War es schon ein Kindheitstraum, zur Schifffahrt zu gehen?
Alexandro Rupp: Nein, Kindheitstraum war es keiner, zur Schifffahrt zu gehen, wobei ich sehr oft mit meinen Eltern von Bregenz nach Lindau gefahren bin. Als Bregenzer bin ich mit dem Bodensee und dem Pfänder aufgewachsen.
akzent: Gab es ein Erlebnis, das sie mit dem Bodenseeschifffahrts-Virus „infiziert“ hat?
Alexandro Rupp: Als ich 2010 die Geschäftsführung der Vorarlberg Lines übernommen habe und davor seit mehreren Jahren nicht mehr Schiff gefahren war, war das Ablegen des Schiffes aus dem Hafen Bregenz ein sehr emotionales Gefühl von Loslassen und Freiheit.
akzent: Die Schiffe der Vorarlberg Lines fahren gefühlt immer – Rundfahrten, Ausflugs- und Eventschifffahrten … welches ist das wichtigste Segment?
Alexandro Rupp: Ja wirklich, bei uns fahren die Schiffe das ganze Jahr über. In jedem Monat sind zum Beispiel Charterfahrten möglich. Wir bespielen alle Geschäftsbereiche vom Linienverkehr bis zu den Entertainmentfahrten auf dem Eventschiff MS Sonnenkönigin.
akzent: Wer sind Ihre wichtigsten Partner an Ihrer Seite, dass dies gelingen kann?
Alexandro Rupp: Für mich das Wichtigste sind unsere Mitarbeiter*innen und unsere Gastronomiepartner Pier69 und Mo-Catering auf der gesamten Flotte von sechs Schiffen.
akzent: Wie sehen Sie die Zukunft für die Schifffahrt auf dem Bodensee?
Alexandro Rupp: Die Zukunft für die Bodenseeschifffahrt sehe ich sehr positiv, der Bodenseeraum wird in den kommenden Jahren in vielerlei Hinsicht profitieren.
akzent: Suchen Sie aktuell Personal, Fachkräfte, Auszubildende?
Alexandro Rupp: Aufgrund von Pensionierungen mehrerer Mitarbeitender innerhalb der nächsten zwei Jahre sind wir derzeit intensiv auf Personalsuche, wir suchen nautische Auszubildende und Fachkräfte mit abgeschlossener Lehre.
Steckbrief Alexandro Rupp:
Geboren am 11. November 1963 in Bregenz
Verheiratet, 3 Kinder
Seit 2008 im Unternehmen der Vorarlberg Lines Bodenseeschifffahrt
Besitzer des Bodenseepatents für Motorboote
Lieblingsschiff? MS Sonnenkönigin
Lieblingsort am oder um den Bodensee? Rohrspitz im Rheindelta
Hobbys? Wandern, Skifahren, Fußball
Lebensmotto? „Das wahre Geheimnis des Erfolgs ist die Begeisterung.“ (Chrysler)