Die Werke von Precious Okoyomon, die noch bis 25. Mai im Kunsthaus Bregenz zu sehen sind, bewegen sich zwischen Kunst, Poesie und Performance. Sie setzen sich mit Identität, Kolonialgeschichte, Spiritualität und der Beziehung der Menschen zu Dingen und der lebendigen Umwelt auseinander. Dabei verbinden sich intime persönliche Fragen mit politischen und gesellschaftlichen Themen.

Bekannt wurde Okoyomon durch Installationen, die organische Materialien wie Erde, Pflanzen und Tiere einbeziehen. So auch bei der Biennale in Venedig 2022 mit der Verwandlung einer Halle der Arsenale in ein üppiges, wucherndes Ökosystem. Ausladende Skulpturen, dicht wachsende Schlingpflanzen, geschwungene Pfade und kleine Wasserläufe in tropischer Atmosphäre schufen einen Erlebnisraum, der Prozesse der Natur mit afrofuturistischen Visionen verband — und zugleich die Migrationsgeschichte der Pflanzen sowie deren Verdrängung thematisierte.

Träume und Erinnerungen

Für das Kunsthaus Bregenz wurden mehrere neue Arbeiten entwickelt, die unterschiedliche Themen untersuchen. Im Erdgeschoss befinden sich zwei Büros, die an die psychoanalytische Praxis Carl Gustav Jungs erinnern. Möbel aus der Zeit um 1900 schaffen eine Atmosphäre, die zugleich vertraut und sachlich wirkt. „Existential Detectives“ in verzierten Laborkitteln treten mit den Besucher*innen in einen Dialog und stellen Fragen zu Träumen, Erinnerungen und verborgenen Gefühlen. Das Muster der Tapete zeigt Zeichnungen von hybriden Figuren mit ihren großen Köpfen, puppenhaften Körpern und flammenden Augen, die sowohl verträumt als auch dämonisch wirken und dazu anregen, in die Tiefen der eigenen Psyche einzutauchen.

Raumgreifende Installationen
Die Treppenhäuser des Kunsthaus Bregenz wurden für die aktuelle Ausstellung verdunkelt. Eine zusätzlich eingezogene Decke verengt den Gang nach oben und schafft ein neues, erstickendes Raumgefühl. Im ersten Obergeschoss hängen Plüschtiere an Schlingen von der Decke. Aus gebrauchten Kuscheltieren gefertigt und mit echten Federn versehen, wirken sie wie Engel, kindliche, verspielte Wesen, die ein zerstörerisches Schicksal ereilt hat. Wie häufig in Okoyomons Werk geht es um Träume. Ein riesiger Teddybär im zweiten Obergeschoss liegt vergessen am Rand eines plüschigen rosa Teppichs. Ihre plüschigen Kindheitsbegleiter haben die Künstler*in nachhaltig beeinflusst: „In der Ausstellung geht es um Freude, Trauma und Verdrängung. Als Kind war ich geradezu von meinen Kuscheltieren abhängig. Ich nahm sie überallhin mit. Sie haben mich vor der Realität meiner Kindheit beschützt. Ich habe darüber nachgedacht, wie Erinnerungen gespeichert, festgehalten, abgerufen und erschaffen werden. Stofftiere sind Objekte, die kollektive und persönliche Erinnerungen speichern.“
Im obersten Geschoss des Kunsthaus Bregenz finden sich die Besucher*innen in einem abgeschlossenen Garten wieder. Neben verpuppten Raupen, die sich im Prozess der Metamorphose befinden, schwirren bereits geschlüpfte Schmetterlinge durch die Luft. Außerhalb des feuchtwarmen Habitats flimmert ein Film, der einen Flug über die Vorstädte in Okoyomons Heimatstaat Ohio zeigt und ein Gefühl von Grenzenlosigkeit und Freiheit vermittelt.

bis 25. Mai
Kunsthaus Bregenz
Karl-Tizian-Platz
A-6900 Bregenz
www.kunsthaus-bregenz.at

Precious Okoyomon im KUB, 2025
Foto: Miro Kuzmanovic
© Kunsthaus Bregenz