D – Konstanz | Trotz jahrzehntelangem Frieden, offenen Grenzen und wirtschaftlicher Stärke hat Europa viele Gegner. Vor der Europawahl Ende Mai ruft daher die überparteiliche und unabhängige Bürgerinitiative Pulse of Europe dazu auf, um Europa zu kämpfen und das Wahlrecht zu nutzen. In Konstanz ganz besonders.
Die Konstanzer Sektion von Pulse of Europe hat sich zum Ziel gesetzt, durch gezielte Maßnahmen die Leute an die Wahlurnen zu treiben und den Wahlrekord (Europawahl 1994) von mehr als 62 Prozent zu knacken. Mit Werbemitteln wie T-Shirts, Flyern, Buttons und Plakaten, diversen Aktionen und Kundgebungen geht der Verein von Ende April bis zum Wahltag am 26. Mai in die Offensive. Auf der Website www.konstanz-knackt-den-wahlrekord.de – übrigens die ureigene Idee der Konstanzer Gruppe – zeigen Einheimische den blauen Finger für Europa.
„Wir wollen, dass am Morgen nach der Wahl ganz Deutschland liest: Konstanz hat die höchste Wahlbeteiligung“, so das ehrgeizige Ziel der Konstanzer Europafreunde. Die Website ruft dazu auf, die Europawahl-Idee weiterzugeben, per Social Media, Mobilisierung von Freunden und Nachbarn, der Verwendung und Vertreibung des Werbematerials. Multiplikatoren sollen auch den letzten indifferenten Wähler aus seiner Ecke scheuchen. Dabei gibt Pulse of Europe, wie das Konstanzer Mitglied Klaus Zahnen betont, keinerlei Wahlempfehlung. „Und wir gehen auch keine Bündnisse ein.“ Die Unabhängigkeit soll gewahrt bleiben.
Der Blick auf die Website lohnt sich. Dort finden sich auch Ansprechpartner für alle, die bei den einzelnen Aktionen mitmachen möchten. Und wenn es nur ein Europabutton oder ein T-Shirt ist.
Die Initiatoren der Bürgerbewegung Pulse of Europe, Sabine und Daniel Röder, sind im März in Stuttgart mit dem Erich-Fromm-Preis geehrt worden. Die Internationale Erich-Fromm-Gesellschaft erklärte, die beiden träten für ein wahrhaft demokratisches Europa ein. Damit handelten sie ganz im Sinne von Erich Fromm, der Nationalismus verabscheut habe.
www.konstanz-knackt-den-wahlrekord.de, www.pulseofeurope.eu
„Wir brauchen ein vereintes, demokratisches Europa, in dem die Achtung der Menschenwürde, die Rechtsstaatlichkeit, freiheitliches Denken und Handeln, Toleranz und Respekt selbstverständliche Grundlage des Gemeinwesens sind“, heißt es auf der Webseite der im November 2016 in Frankfurt ins Leben gerufenen Initiative Pulse of Europe. Viele Menschen wähnten damals Europa in Gefahr, insbesondere im Hinblick auf die Wahlen in den Niederlanden und in Frankreich. Nach Trump schien alles möglich, auch, dass Nationalisten ein europäisches Land nach dem anderen kassieren. Pulse of Europe hat in ganz Deutschland (und Europa) monatelang sonntags um 14 Uhr Tausende Menschen auf die Straße gebracht. Auch in Konstanz und Friedrichshafen demonstrierten jeweils Hunderte.