D – Überlingen | Saskia Winkler war fast 20 Jahre Geschäftsführerin in einer Männerdomäne, liebt schöne Schuhe und Handtaschen. Jetzt beschäftigt sie sich mit Quantenheilung, ist Energetikerin – und überzeugt, dass Spiritualität der Turbo für Erfolg ist.
Krasse Gegensätze? Nein. Die Kombination aus unternehmerischer Erfahrung und Einfühlungsvermögen ist ihr Schlüssel zum Erfolg. Für sich und andere.
Wir sitzen zum Interview bei einer Tasse Kaffee bei schönstem Wetter am Bodenseeufer. Die hochgewachsene Überlingerin sprudelt förmlich vor Energie. „Ich bin froh, mich endlich selbst zu spüren. Mir macht es unheimlich Spaß zu zeigen, wie leben gehen kann.“ Dass sie europaweit gebucht wird, in ihren Vorträgen oft mehrere hundert Menschen sitzen und sie gar schon in US-amerikanischen Talkshows zu Wort kam, das hätte sie sich vor Jahren nicht träumen lassen: „Ich habe mir mein halbes Leben selbst was vorgespielt.“ Bereits als Kind war sie „anders“: „Ich war in der Schule unruhig, nervös, traute mich oft nichts zu sagen aus Angst, dass es blöd wirkt“, erinnert sich die 41-jährige. Die Folge: Zweifel, schlechte Noten und eine rasante Talfahrt ab der 3. Klasse. Heute würde man vermutlich das Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom ADHS diagnostizieren, doch Saskia Winkler führt ihr Anderssein auf ein hohes Energieniveau zurück, welches sie in sich trägt. Dass sie gelernt hat, damit umzugehen, die Energie sinnvoll zu kanalisieren, war ein weiter Weg. Und kommt heute nicht nur ihr selbst zu Gute: „Ich zeige beispielsweise ADHS-Kindern und –Jugendlichen, wie sie erkennen, dass etwas in ihnen wohnt, das raus muss.“ Die Verantwortung ist ihr dabei durchaus bewusst, daher versteht es sich von selbst, dass sie auch mit Ärzten und Heilpraktikern zusammenarbeitet: „Sozusagen die heilige Dreifaltigkeit“, lacht sie. Weil es ihr ein großes Anliegen ist, bietet sie auch dreimal im Jahr kostenlose Abende an für eine energetische Begleitung, bei der es auch um Themen geht, die hinter einer Krankheit stecken.
Eine Klatsche vom Schicksal
Sie selbst kämpfte sich mehr schlecht als recht durch die Schulzeit: „Ich habe nicht funktioniert. Niemand wusste, was mit mir los ist.“ In der Ecke stehen und Fünfer im Zeugnis waren an der Tagesordnung. Sie versuchte einfach mitzuschwimmen, bis sie irgendwann der Ehrgeiz packte: „Ich habe das Abitur nachgeholt und später, um mir selbst was zu beweisen, sämtliche Führerscheine der Welt gemacht.“ Neben den Führerscheinen zieren heute viele weitere Zertifikate ihre Wände. Nachdem sie Betriebswirtschaft studiert hatte, trat sie vor fast 20 Jahren in das elterliche Unternehmen ein. Winkler Technik ist Spezialist in Sachen Fußbodenheizungen. Der Weltmarktführer stattet beispielsweise Fußballstadien mit Rasenheizungen aus oder Landebahnen mit Schneeschmelzanlagen. Saskia Winkler hatte Prokura inne und war als Geschäftsführerin unter anderem für den Vertriebsaufbau verantwortlich. Sie war in der Welt unterwegs und in einer Männerdomäne zu Hause, bis sie sich vor rund fünf Jahren – alleine auf einem Messestand in Kanada stehend – fragte: „Warum tue ich, was ich tue?“. Alles war vor Ort schief gelaufen, das Team krank, sie unter Strom. Spaß geht anders. Die Leidenschaft war weg, es folgte eine Orientierungsphase, in der sie sich aus der Firma nach und nach zurückzog. Damit einher gingen auch private Veränderungen. „Mehrere Beziehungen gingen auseinander, da ich einfach nicht wusste, wer ich bin“, reflektiert sie heute. Auch wenn es nicht offensichtlich ist, so spüre ein Partner doch immer, wenn der andere nicht bei sich ist, ist Saskia Winkler überzeugt. „Jedes Mal, wenn ich unbewusst von meinem Weg abgekommen bin, bekam ich vom Schicksal eine Klatsche.“ Doch sie hat sich nicht abbringen lassen. Ist ihren Weg gegangen und kann heute lachend in ihre Vergangenheit blicken. „Ich bin geführt worden. Oft habe ich selbst nicht verstanden, was los ist. Immer nur gedacht, irgendwas stimmt nicht.“
Emotionale Schlüsselerlebnisse
Ein Schlüsselerlebnis waren ihre betriebswirtschaftlichen Vorträge. Sie hatte das Familienunternehmen erfolgreich durch eine Wirtschaftskrise geführt. Leute kamen zu ihr und fragten um Rat, wollten wissen, wie das gehe. „Ich hatte nur gedacht: Warum fragen die alle mich?“ Es dauert einige Zeit, bis Saskia Winkler in ihrer Orientierungsphase erkannte, dass hier Potenzial und eine „neue Saskia“ steckten. „Die Leute wussten, was los ist, bevor ich es selbst verstanden hatte.“ Doch sie ließ sich leiten. Unterhielt sich mit vielen Menschen in ihrem Umfeld, um zu verstehen, wer sie ist: „Dabei hatte ich total Angst vor Veränderung. Ich wollte lange nicht von meinem Businesskontext loslassen.“ Als immer mehr Menschen sehr emotional während ihrer Vorträge reagierten, machte sie sich noch mehr Gedanken: „Ich hatte etwas gesagt und plötzlich fingen Leute an zu weinen.“ Vor drei Jahren dann, während eines Vortrages zum Thema Preispolitik, wurden die Zuhörer immer ruhiger und ruhiger, manche schliefen ein. „Ich war schockiert. Und hatte wieder nicht verstanden, was hier eigentlich passiert.“ Zu ihrer eigenen Verwunderung wurde sie im Anschluss für den tollen Vortrag gelobt. Nicht Langeweile, sondern absolute Entspannung hatte sich im Saal ausgebreitet.
Prozesse aktivieren
Sie beginnt zu verstehen, dass sie durch ihre Art zu reden in den Menschen etwas auslöst. Etwas, das diese nachhaltig beschäftigt. Ihr Weg von der Beratung zum Coaching beginnt. „Beratung heißt einfach: Wie wird’s gemacht? Beim Coaching werden hingegen Prozesse aktiviert, damit die Menschen den Weg selbst finden“, so die zertifizierte Trainerin für Quantenheilung. Aus Neugier hatte sie vor zwei Jahren die Ausbildung an einem der renommiertesten Institute für Quantenheilung begonnen. Heute darf sie die Matrix-Power-Behandlung anbieten: „Es ist die Heilkunst der neuen Zeit für Körper, Geist und Seele.“ Saskia Winkler distanziert sich dabei bewusst von esoterischen Ansätzen. Räucherstäbchen und Edelsteine sucht man bei ihr vergebens. „Es geht bei mir um Spiritualität als Mittel zur Selbsthilfe. Ich mache Spiritualität greifbar, entmystifiziere sie und hole so die Leute damit ab.“ Der Lifecoachin, wie sie sich auch nennt, geht es um die Entfaltung der Seele. Sich zeigen dürfen, wie man ist. Genau das bedeutet heute für sie Erfolg: „Vor drei Jahren noch wären zu erreichende Ziele meine Definition von Erfolg gewesen, heute geht es um ein glückliches Leben.“
Dennoch ist sie froh um ihre unternehmerische Vergangenheit. In ihren Vorträgen, in denen sie kurzweilig jeden Einzelnen ermutigt, wieder auf sich selbst zu hören, seiner inneren Stimme zu folgen und zu sich selbst zu stehen, sitzen oft Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, darunter viele Jungunternehmer, „die wissen wollen: Da geht noch mehr.“ Sie sieht ihre Vorbildrolle in der Vereinbarkeit von unternehmerischen Wissen und Spiritualität: „Ich repräsentiere eine neue Generation spirituell orientierter Menschen und achte darauf, nicht meinen Nutzen zu verkaufen, sondern das, was meine Klienten benötigen.“
Die Soirée und das Buch
Ihren umfangreichen Erfahrungsschatz, die Unterscheidung zwischen spiritueller Wahrnehmung und dem wahren Leben, hat Saskia Winkler jetzt in ein Buch gepackt. Eventuell spirituell? Von der Unternehmerin zur Energetikerin erscheint im Herbst im Selbstverlag. Es ist allerdings weniger eine Autobiografie. Vielmehr finden sich darin zahlreiche Beispiele von spirituellen Menschen. Greifbare Geschichten, die nichts mit Zauberei und Chichi zu tun haben. „Auch einflussreiche Leute bedienen sich der Spiritualität, ohne dass es bekannt ist“, weiß Saskia Winkler.
Vorgestellt wird das Buch im Rahmen ihrer Soirée am See. Nach dem erfolgreichen Start im vergangenen Jahr holt Saskia Winkler im Herbst erneut inspirative Speaker auf die Bühne, die ihre besten Tipps zum Erfolg verraten. Alltagshelden, Menschen mit Geschichten, die berühren und motivieren. Darunter die Autorin Henriette Frädrich, Führungskräftecoach Filiz Scarella und Deutschlands führender Lehrtrainer für Persönlichkeitsentwicklung Denys Scharnweber. Für kurzweilige Unterhaltung sorgt zudem Personalrekruterin Silke Glüsenkamp mit einem Poetry Slam. Durch das Programm führen die Unternehmer und Coaches Benjamin Dasch und Lauri Kult sowie Personaltrainerin Anne Kathrin Walek.
Angekommen
Die Erkenntnis und die bewusste Annahme des Andersseins hat bei Saskia Winkler dazu geführt ihr komplettes Leben auf den Kopf zu stellen. Sie strotzt vor Energie, weiß diese zu kanalisieren und ist so endlich angekommen. Angekommen an einem Punkt, an dem sie sich wohl fühlt und sich nicht mehr hinter der Führungskraftfassade verstecken muss. Vor wenigen Wochen hat sie nun ihre letzten Geschäftsanteile der Winkler Technik GmbH endgültig verkauft. Und was sagt die Familie dazu? „Meine Eltern und mein Bruder Alexander, der im Unternehmen mit meinem Vater Geschäftsführer ist, respektieren meine Entscheidung absolut. Und auch meine 15-jährige Tochter ist froh. Wir haben alle wieder zueinander gefunden durch meinen zweiten, spirituellen, Weg. Wir lernen uns gerade quasi neu kennen und begegnen uns auf einer anderen Ebene. Das ist echt toll.“ Nicht zuletzt stellte sich auch physisch eine positive Änderung ein: „Je mehr ich mich meinem Ich genähert habe, desto gesünder bin ich geworden.“ Genau diesen Spirit möchte sie noch möglichst vielen Menschen auf den Weg mitgeben. Eben eventuell spirituell.
Soirée am See
29.11., 18 Uhr
Augustinum
Kurallee 18
D-88709 Meersburg
+49 (0)170 631 6066
www.saskia-winkler.de
facebook & Instagram @winklersaskia
Text: Tanja Horlacher | Porträtfotos: Katrin Zeidler, Makeup: Sandra Schneider | Workshopfoto: Christian Holzknecht