Im Juli scheint die Sonne am See mit etwa 252 Stunden – normalerweise. Da freut sich der Solaranlagenbesitzer, der übrigens in den meisten Fällen vom privaten oder gewerblichen Dach Strom erntet.

Gemeinden, Städte und Bund halten sich dagegen in der Umsetzung noch deutlich zurück – reziprok ist dagegen die Forderungshaltung „Nun macht mal!“. Fordern und fördern wird hier irgendwie „verwechselt“. 

Die Preise für Solarzellen und mittlerweile auch Speicher sind im Keller, nachdem Europa, allen voran die konservativ geprägte deutsche Landes- und Bundespolitik, den Weltmarktführer Deutschland selbst in die Abhängigkeit und einen gesamten Weltmarkt in die subventionsgestärkten Arme Chinas getrieben hat. Sonst würde man sich vielleicht heute in China mit Strafzöllen für eine deutsche oder zumindest europäische Billig-Schwemme beschäftigen müssen. Ebenso verkehrte Welt.

Konstanz war um 2000 übrigens ein weltweit führender Solar-Forschungs- und Produktionsentwicklungsstandort; heute fristet die Branche hier ein Schattendasein. Und auf den Dächern (egal ob privat, landes-, bundes- oder stadteigenen) ist erst seit 2019 eine sichtbar dynamischere Entwicklung überhaupt wahrnehmbar. Selbst mit aktuell billigen Paneelen, die viele Wohnungsmieter privat veranlassen, neben Topftomaten auch Solarstrom auf dem Balkon zu ernten, schafft es das „Klimanotstandsgebiet Nummer 1“ nicht, die immer noch zuhauf ungenutzt verfügbaren Dächer und Flächen maximal mit Photovoltaik zu versehen.

Damit ist die Stadt zum See nicht allein, denn auch in den anderen Städten und Gemeinden schaffen nur sehr wenige kleine Orte überproportional nachhaltig regional Energie zu erzeugen. Der Landkreis Konstanz liegt bislang bei der Solarliga in Baden-Württemberg lediglich auf Platz 27 von 44. Bodenseekreis und Oberschwaben liegen dagegen auf Platz 3. Das mögliche Erzeugungspotential liegt immer noch um das Dreifache höher.

In der Solarbundesliga liegt bei den Mittelstädten Friedrichshafen auf Platz 25, Radolfzell folgt dicht auf 26, Lindau auf Platz 46, Konstanz auf Platz 150 und Singen erst auf 259. Ganz vorn liegt am gesamten See keine Gemeinde. Von der Sonne leben, bezieht sich hier wohl eher auf „Tourismus“.

Auch am Ostschweizer Ufer ist das Ausbaupotenzial beträchtlich: Alleine in St. Gallen und dem Thurgau wäre das Potenzial 14-mal höher als derzeit umgesetzt. Im Thurgau wird das Dachpotenzial nur zu 7,5 Prozent genutzt, im Kanton Schaffhausen gar nur zu 5 Prozent. St. Gallen als Stadt frohlockt sich bei Solar“ an der Spitze“: Mit 25 MW mag das für Schweizer Mittelstädte so sein; das selbst gesteckte Ziel, „klimaneutral bis 2050“ (Konstanz, etwa gleichgroß, bis 2040) ist so keinesfalls zu schaffen.

In Vorarlberg – dem einzigen Anrainerland das mit ordentlich Wasserkraft ohnehin schon Spitzenreiter bei nachhaltiger Energieerzeugung ist – wurden alleine 2023 100 MW neu ans Netz genommen, mit dem Ziel 2030 100 Prozent des Strombedarfs im Ländle erneuerbar herzustellen.

Doch überall das gleiche (Zerr-)Bild: öffentliche Dachflächen hinken hinterher, obschon im Umkehrschluss für Unternehmen und Private ein maximaler Umsetzungsdruck (bei ebenfalls steigendem Bürokratie-Irrsinn) erzeugt wird. Mit gutem Beispiel voran geht anders!

Zur Ablenkung (man zeigt ja gerne auf noch Schlimmere) ein kleiner Hinweis: Die Institution mit dem eigentlich besten „Draht nach oben“, nicht nur in Europa führend bei Immobilienbesitz und als nicht gerade finanzklamm bekannt, nutzt die zuhauf zur Verfügung stehenden Dachflächen noch mieser: die Kirche! Nicht nur da hilft wohl nur noch „beten“ …

Markus Hotz,
Herausgeber

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Beitragsbild: (c) Mirjam Schultheiß