Sterne strahlen weit über den See hinaus, genauer: Sterne-Gastronomen. Und dies scheinbar gleich so hell, dass die regionalen Tourismusvermarkter sie einfach aus„blenden“ …

Noch nie gab es so viele Zwei-Sterne-Restaurants am Bodensee wie jetzt: Die Ein-Stern-Häuser sind insgesamt zwar stabil geblieben, aber hier gibt es ein paar Bewegungen, wie in der gesamten Gastronomie gerade. Das Gesamtniveau ist dabei überall hoch und genau das ist keine Selbstverständlichkeit. Zumal in einer Nach-Corona-Gastro-Ära, die alles andere als leicht zu meistern ist – in allen Segmenten.

Wer nun beim Lesen hier gleich was von „Elite-Quatsch“ in den gepflegt discounter-gourmet-verwöhnten Mund nimmt, hat gleich zwei Dinge nicht verstanden. Das eine dabei offensichtlich dämlich und bedarf keiner Erläuterung, das andere muss man im Zusammenhang sehen. Jaja, das große Ganze mal wieder. Weil die Welt halt doch komplexer ist, als manche Marktschreier sie gerne rückwärtssehnen.

Fünf Restaurants mit zwei Sternen gibt es nun zwischen Konstanz und St. Gallen am Bodensee (Nordsee und Ostsee glitzern allerdings auch sternengleich).

Diese schillernden Ausnahmeerscheinungen stellen wir Ihnen in dieser Ausgabe vor (und verweisen an dieser Stelle mal bewusst-eigennützig auf den jährlich sinnvollen Kauf des einzigen Food & Gastroführers von und für den internationalen (!!!) See – die seezunge, die nun im 25. Jahr die gesamte Region und ihre kulinarischen Leistungen präsentiert).

Nun müssten sich die regional-touristischen Vermarktungs-Bürokraten ja freudig in die Hände klatschen: Denn die Steilvorlage ist offensichtlich. Gute Gastronomie ist ein Aushängeschild – überall in der Welt; Gastrosuche im Netz ist international als Bereich jeweils führend (nur Sex bleibt unangefochten ganz vorne; und zufällig haben wir diesmal zum Valentinstag auch das Thema Liebe & Essen aufgegriffen, denn „sex sells“, gell …).

Doch auf allen touristischen Vermarktungsplattformen, die von regionalen Tourismus-Destinationen für Hunderttausende Steuergelder betrieben werden, und die meist so tun, als würden sie den gesamten See mitvermarkten – Fehlanzeige! 

Außer hohlen Phrasen zur guten regionalen Gastronomie und regionalen Lebensmitteln – nix. Und das seit 25 Jahren übrigens! Als wir die erste seezunge vor gut 25 Jahren herausbrachten, haben wir einfach mal alle internationalen Führer und Regionen verglichen. Schon damals war klar, mehr Hauben, Mützen und Sterne gab’s in einer Region selten. Das Blöde aber: Alle Führer vergleichen Regionen national; also das Elsass in Frankreich, die Toskana in Italien usw. Im Vergleich lag der gesamte Bodensee immer vorne mit dabei.

Mit diesen News sollte doch eine Vermarktungsstrategie einhergehen können (und es wäre ja auch schön, dann mal auf die, die sich die Mühe machen, das jährlich auszuwerten, in einem Nebensatz hinzuweisen). Aber Nein.

Begründet wird das übrigens meist damit, „dass man ja keine der Mitgliedsbetriebe ausschließen dürfe; also wenn man nur die Spitze lobt, dann sind andere (zahlende) Betriebe unter Umständen unglücklich …“ Aha! Also nennt man, wennschon, dennschon in Aufzählungen einfach alles oder unspezifisch nix. Doch grade die Spitze zieht alle anderen Häuser immer ein Stück weit mit nach oben (Gastronomen vergleichen sich stets zur Statusbestimmung!). Also gewinnen alle und vor allem die regionalen Produzenten, denn diese werden ebenfalls von Spitzenköchen mehr gefordert – was wiederum allen zugutekommt (so viel zum großen Ganzen). 

Sterne weisen bekanntlich seit Jahrhunderten den richtigen Weg – dazu bedarf es aber Weitblick, und der ist am häufig benebelten See nicht jedem gegeben.