Passend zum Weltfrauentag am 8. März passt die geradezu historische Meldung, dass im St.Galler Stadtparlament in diesem Jahr erstmals die Frauen in der Mehrheit sind. Dies, obgleich die Schweiz eines der letzten europäischen Länder war, die ihrer weiblichen Bevölkerung das Frauenstimmrecht zugestanden hat. Es hat hier nur rund 50 Jahre gedauert und schon gibt es eine Sensation: Seit Anfang 2023 sitzen 32 Frauen und 31 Männer im Stadtparlament von St.Gallen.

Dass solch eine ausgewogene Verteilung aber immer noch Seltenheitswert hat, zeigt ein Blick auf die Mitglieder anderer Räte in der Bodenseeregion. Schon in umliegenden Städten der Schweiz sieht es ganz anders aus. In Kreuzlingen sind doppelt so viele Männer wie Frauen im Gemeinderat. Aktuell sind hier nur 13 Frauen neben 26 Männern vertreten. In Schaffhausen ist der Frauenanteil noch geringer, nur ein Viertel der Plätze im Stadtrat ist von Frauen besetzt, von 36 Mitgliedern sind nur neun Frauen.

Gleichstellung sieht anders aus
Doch auch in den deutschen und österreichischen Städten am See herrscht in den Gemeinderäten keine Gleichstellung – trotz über 100 Jahren Frauenwahlrecht, auf die hier zurückgeblickt werden kann. Bei den politischen Entscheidungen in den Kommunen haben weiterhin Männer mehr Stimmen. Im Konstanzer Gemeinderat sind 14 Frauen und 26 Männer. Im oberschwäbischen Ravensburg sind es sogar nur zehn Frauen und 23 Männer. Prozentual noch weniger Frauen sind Gemeinderätinnen in Friedrichshafen, hier gibt es zwölf Frauen und 28 Männer. Immerhin zeigt der siebenköpfige Gemeinderat von Lindau, der die Regierung der Politischen Gemeinde Lindau bildet, ein ausgewogeneres Bild mit drei Frauen und vier Männern. Ähnlich ist die Besetzung der Stadträte in Bregenz und Dornbirn, doch auch hier sind die Frauen in der Minderheit. In Bregenz sind es drei Frauen und fünf Männer, in Dornbirn drei Frauen und vier Männer.

Frauen sind nicht nur in der Kommunalpolitik rund um den See weiterhin unterrepräsentiert. Noch wirken zu viele Mechanismen fort, die Frauen von politischen Ämtern und politischer Partizipation fernhalten. Umso erfreulicher der Blick auf die aktuelle Situation im St. Galler Stadtparlament, die es aufmerksam zu verfolgen gilt. Noch schöner wäre es aber natürlich, wenn solch eine Besetzung längst überall Selbstverständlichkeit wäre.

Text: Stefanie Göttlich
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