Dass sich Präsidentengattinnen und Filmstars weltweit gerne in St. Galler Spitze und gehobene Schneiderkunst (Haute Couture) aus der Gallusstadt hüllen, ist mittlerweile bekannt. Doch auch die Herrenwelt ist durch feine Hemdenstoffe aus der Region ein Stück reicher.

Die Appenzeller Alumo AG, die jüngst vom Herisauer Textilveredler AG Cilander übernommen wurde, stellt seit 1918 Baumwollstoffe her, aus denen Luxusmarken wie Hermès, Gucci oder Burberry Hemden und auch Blusen fertigen. Designer und Maßschneider weltweit schätzen gleichermaßen den seidenartigen Griff, also das Gefühl, wenn man die Stoffe anfasst. Um das zu erreichen, ist viel Know-how nötig. Und das haben die Appenzeller.

Alumo Hauptsitz Appenzell

Appenzeller Know-how

Denn je feiner das Garn, desto empfindlicher ist es. Um dennoch Stabilität in den gewebten Stoffen zu erreichen, wird vor allem sogenannte langstapelige Baumwolle verwendet. Das heißt, die Fasern sind mindestens 29 Millimeter lang. Die daraus gedrehten Garne sind besonders reißfest und widerstandsfähig. Da nicht einmal 10 % des Baumwollaufkommens weltweit dazu zählen, ist bereits die Rohware relativ teuer. Alumo verarbeitet Garne bis zu einer Feinheit von 240/2. Heißt, aus einem Gramm Baumwolle wird ein 240 Meter langer, doppelt gezwirnter Faden gesponnen, der entsprechend fein – wie Seide – ist. Üblich sind Garnstärken um 40 bis 80, die Fäden also um ein Mehrfaches dicker. Dass also am Ende Hemden aus Stoffen von Alumo für mehrere hundert Euro über den Ladentisch gehen, ist nachvollziehbar. Im Laufe der Jahrzehnte haben sich die Appenzeller so zum Spezialisten in Sachen Webereikunst gemacht. Die filigranen Stoffe werden gar mit Bergkristallen verglichen: eine Rarität und gemacht für die Ewigkeit, einmalig und dennoch wandelbar.

Dass nun die AG Cilander die Alumo AG übernommen hat, kommt nicht von ungefähr: Schon lange wurden in Herisau die Stoffe aus Appenzell veredelt – also beispielsweise mit einer Bügelfrei-Ausrüstung versehen. Bei Cilander verlassen jährlich mehr als 20 Millionen Meter Stoff das Gelände in rund 80 Länder. Mit Alumo deckt Cilander nun auch die Nische Luxushemd ab. Bei allem Erfolg und guten Zukunftsaussichten gab es jedoch bereits vor der Fusion einen Wermutstropfen: „Leider wurde die Weberei hier in Appenzell im vergangenen Januar geschlossen“, so Alumo-CEO Sandra Geiger. „Entwicklung und Design, Garnfärbung und auch Ausrüstung wird nach wie vor hier in der Schweiz gemacht. Wir erreichen immer noch 60% Wertschöpfung hier, weshalb wir unsere Stoffe weiter mit Made in Switzerland auszeichnen können.“ Ein nicht unwichtiger Punkt, der sicher auch langfristig die rund 20 Arbeitsplätze und den Stammsitz in unserer Modensee-Region sichern wird.

Alumo AG
CH-9050 Appenzell
www.alumo.ch